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Euro unter Beschuss – Hedgefonds mit Mega-Short-Wette

Nicht nur, dass Hedgefonds aktuell eine sehr große Short-Wette gegen den Euro aufgebaut haben. Diverse Experten nennen gute Short-Gründe.

Euro-Geldscheine
Euro-Geldscheine. Foto: Wirestock - Freepik.com

Die Experten sind aber mal so richtig Euro-Bärisch gestimmt! Der Euro gerät durch die Inflations- und Zinsentwicklungen und die schwache Konjunktur in der Eurozone, sowie durch  die starke Konjunktur in den USA zuletzt immer weiter unter Druck. Jetzt spekulieren Profi-Spekulanten verstärkt auf eine weitere Abwertung des Euro! Hedgefonds katapultierten bearishe Wetten auf den Euro auf ein fast einjähriges Hoch, da die Märkte darauf wetten, dass die Europäische Zentralbank mit der Anhebung der Zinssätze fertig ist. Nach Angaben der US-Terminmarktaufsicht Commodity Futures Trading Commission haben fremdfinanzierte Anleger ihre Netto-Short-Positionen gegen den Euro in der Woche zum 19. September auf 23.306 Kontrakte erhöht, so viel wie seit dem 11. Oktober nicht mehr, so Bloomberg aktuell. Längerfristig orientierte Vermögensverwalter reduzierten ebenfalls ihre zinsbullischen Wetten auf die Währung in der sechsten Woche in Folge.

Experte: Stärke für USA – Schwäche für Euro

„Europa kämpft mit anämischem Wachstum und hartnäckiger Inflation, während die USA ein über dem Trend liegendes Wachstum genießen, das durch einen starken Verbraucher gestützt wird“, sagte Ashvin Murthy, Chief Investment Officer beim Hedgefonds AVM Capital Pte. in Singapur. „Diese Periode des US-Exzeptionalismus stützt den US-Dollar, und wir erwarten, dass der Euro in den nächsten sechs Monaten unter Druck bleiben wird.“

Euro-Verlauf und Positionen der Spekulanten

Weitere Schwäche erwartet

Der Euro ist seit 10 Wochen in Folge gefallen, die längste Verlustserie seit seiner Einführung vor mehr als zwei Jahrzehnten, da das stockende Wirtschaftswachstum die Nachfrage nach der Währung beeinträchtigt. Die sich abkühlende Inflation und die zunehmende Angst vor einer Rezession haben die Händler dazu veranlasst, auf eine mögliche Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte im kommenden Juli zu setzen, was die Stimmung gegenüber dem Euro weiter verschlechtert hat.

Die in dieser Woche anstehenden Inflationsdaten für die Eurozone könnten für Anleger ein neuerlicher Katalysator für Leerverkäufe der Währung sein, die in diesem Quartal gegenüber dem Dollar um mehr als 2 % nachgegeben hat. Der Euro notiert aktuell gegen den Dollar bei 1,0643. Capital Economics sieht das Risiko, dass der Euro bis zum Jahresende auf die Parität zum Dollar zurückfällt, während RBC Capital Markets laut Bloomberg-Daten prognostiziert, dass die Währung bis zum zweiten Quartal 2024 die Marke von 1,02 Dollar testen wird. „Die nachlassende Wachstumsdynamik in der Wirtschaft der Eurozone“ trage dazu bei, die bearishen Wetten anzustacheln, sagte Carol Kong, Strategin bei der Commonwealth Bank of Australia. „In dem Maße, in dem der Euro überkauft war, war die Zunahme der Short-Positionen nicht allzu überraschend.

Kommentar von Expertin – Euro-Bärisch, so oder so

Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei der Swissquote Bank, sagt aktuell folgendes zur Euro-Schwäche: Der EURUSD testete in der vergangenen Woche eine wichtige Fibonacci-Unterstützung, das wichtige 38,2%-Retracement-Niveau, das den Unterschied zwischen dem positiven Trend, der sich seit letztem Jahr gebildet hat, und einem Abrutschen in die bärische Konsolidierungszone ausmachen dürfte. Es spricht mehr für eine weitere Euro-Schwäche als das Gegenteil. Die am vergangenen Freitag veröffentlichten vorläufigen Zahlen zum Einkaufsmanagerindex für den September fielen gemischt aus; das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone verlangsamte sich weiter, während die deutschen Zahlen eine gewisse Verbesserung andeuteten.

Diese Woche werden wir sehen, wie sich die jüngste Verlangsamung auf die Inflationsdynamik im September auswirkt. Es wird erwartet, dass sich die Gesamtinflation im Euroraum in diesem Monat von 5,2 % auf 4,5 % verlangsamt hat, eine Verlangsamung, die den steigenden Energiepreisen und der Euro-Abwertung trotzen würde. Die Kerninflation dürfte sich von 5,3 % auf 4,8 % abschwächen. Jede Abschwächung der Inflationszahlen dürfte die Euro-Bären weiter unterstützen, während höher als erwartete Zahlen, die meiner Meinung nach die Überraschung dieser Woche sein könnten, die Falken der EZB wieder aufmuntern könnten, aber kaum verhindern werden, dass der Euro in eine tiefere Depression gerät, da weitere EZB-Maßnahmen auch einen größeren Schlag für die Volkswirtschaften bedeuten würden. Das ist eine Befürchtung, die die Euro-Bullen wahrscheinlich vorerst vom Markt fernhalten wird.

Robin Brooks-Kommentar

Robin Brooks vom Institute of International Finance twittert aktuell folgendes: „Die Eurozone muss sich entscheiden: Will sie niedrige Anleiherenditen für hoch verschuldete Länder oder einen starken Euro? Sie kann nicht beides haben. Niedrige Renditen bedeuten, dass ausländische Investoren verkaufen – wie sie es bereits getan haben – und den Euro auf der Suche nach höheren Renditen verlassen. Dieser Kapitalabfluss wird den Euro schwächer und schwächer machen.“

FMW/Bloomberg/Swissquote/IIF



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