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EZB, China, US-Arbeitsmarkt: Donnerstag und Freitag geht es richtig zur Sache

Von Claudio Kummerfeld

EZB, China, US-Arbeitsmarkt, morgen und übermorgen geht es richtig zur Sache. Die EZB muss sich schmerzlichen Fragen zur Wirkungslosigkeit des QE stellen im Angesicht von Ölpreis und Asienkrise. China hält morgen seine Siegesfeierlichkeiten ab und alle Welt fragt sich, ob die Stützungsmaßnahmen danach ausbleiben – wird aus Peking morgen oder Freitag etwas dazu verkündet werden? Und am Freitag schließlich werden die Stundenlöhne der US-Arbeitnehmer der Fed einen wichtigen Wink geben, was am 17.09. zu tun ist.

Fed-FOMC-Meeting
Eine Sitzung des FOMC der Federal Reserve. Wie stark die Anstieg der Stundenlöhne am Freitag verkündet wird, ist für die Fed auch sehr wichtig für die Entscheidungsfindung einer Zinsanhebung am 17. September. Foto: NilsTycho / Wikipedia / Public Domain

EZB

Am Donnerstag um 13:45 Uhr findet bei der EZB in Frankfurt der Zinsentscheid für die Eurozone statt – eine Veränderung beim Leitzins wird es natürlich nicht geben. Wichtig aber wird die anschließende Pressekonferenz der EZB um 14:30 Uhr sein. Hier wird sich Mario Draghi kritischen Fragen der Wirtschaftspresse stellen müssen. Denn er hat ein Problem. Sein gigantisches Anleihekaufprogramm (QE) von 60 Milliarden Euro pro Monat von März 2015 bis September 2016 hat die Inflation in der Eurozone bisher nur minimal angeheizt.

Hinzu kommen aktuell noch ein im Vergleich zum Frühjahr deutlich gesunkener Ölpreis und der Einbruch im Handel zwischen der EU und China. Beides wirkt der Inflation entgegen. Eigentlich denkt der Privatkonsument ja Inflation ist etwas Schlechtes, Inflation ist negativ, aber ohne zumindest eine kleine Inflation gibt es kein Wirtschaftswachstum. Bei Preisen, die sich nicht erhöhen oder sogar rückläufig sind, wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die z.B. in Japan schon seit 20 Jahren für Rezession sorgt.

Volkswirtschaftlich gesehen braucht ein Wirtschaftsraum wie die Eurozone eine Ziel-Inflation von 2%, aber auch nicht mehr. Das ist der angepeilte Wert, der für die Verbraucher erträglich, und gleichzeitig in der Wirtschaft für Wachstum sorgen soll. Davon ist man aber auch durch Ölpreis und Asienkrise weit entfernt.

EZB-Inflationserwartung
Die untere dunkelblaue Linie zeigt die Inflationsentwicklung in der Eurozone. Es geht abwärts. Grafik: EZB.

Erst letzte Woche hatte EZB-Vize Vitor Constancio verkündet er glaube an die Wirkung des QE und das Ansteigen der Inflation in der Eurozone, aber die EZB stehe bereit mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln einzugreifen. Das kann man als klaren Hinweis ansehen, dass man darüber nachdenkt das QE zu erhöhen. Zitat:

„I am confident that full implementation of the private and public sector asset purchase programmes, as announced, will lead to a sustained return of inflation rates towards levels consistent with our definition of price stability, underpinning the firm anchoring of medium to long-term inflation expectations. As always, the Governing Council stands ready to use all the instruments available within its mandate to respond to any material change to the outlook for price stability.“

Wie wird Mario Draghi also auf diese Problematik reagieren? Wird das monatliche 60 Milliarden Euro-QE aufgestockt, oder wird die Zeit über September 2016 hinaus ausgeweitet? Falls er hierfür Andeutungen gibt, könnte das gerade europäische Aktien schnell nach oben pushen. Das strukturelle Problem, dass das Extra-Cash (entstanden durch das QE) von den Banken gar nicht in die Eurozonen-Realwirtschaft gepumpt wird, spricht man am Donnerstag wohl erst gar nicht an.

China

Am Donnerstag finden in China die offiziellen Feierlichkeiten zum Sieg über Japan im 2. Weltkrieg statt (ab Donnerstag 4 Uhr früh deutscher Zeit Beginn der Parade). Dass die USA den Krieg gegen Japan zum Abschluss brachten – geschenkt. Aber darum geht es ja gar nicht. Die Feier ist ein Symbol, das aus guten Gründen benötigt wird – denn schließlich hatte die Zivilbevölkerung in China unter der jahrelangen Unterdrückung durch die japanischen Besatzer zu leiden, da braucht man so eine symbolische Siegesfeier – daran ist nichts auszusetzen.

Aber gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise braucht die Kommunistische Partei in Peking ein ruhiges Volk, das nicht aufmuckt. Millionen chinesische Kleinanleger dürften nicht allzu glücklich darüber sein in den letzten Monaten Hab und Gut an der Börse verloren zu haben. Presse zensiert, Börse kurzfristig mit Cash geflutet, reihenweise Schuldige für den Börsencrash öffentlich an den Pranger gestellt – man tut alles um sich gut vorzubereiten für reibungslose Feierlichkeiten.

Interessant wird sein, wie es dann ab Freitag weitergeht. Wird die KP und die ihr unterstehende Notenbank „People´s Bank of China“ (PBOC) wirklich ihre Stützungsmaßnahmen zurückfahren? Wird es dazu am Freitag ein Statement geben? Die chinesischen Börsen sind wg. der Feierlichkeiten Donnerstag + Freitag geschlossen, könnten also frühestens Montag reagieren. Ähnlich wie bei großen staatlichen Stützungsmaßnahmen für die Finanzmärkte in Europa und den USA gewöhnt sich „der Markt“ allzu schnell und gerne an große staatliche Geldspritzen und ist dann mächtig enttäuscht, wenn diese ausbleiben oder nicht verlängert werden. Die Machthaber in Peking haben die Wahl. Entweder weiterhin großvolumig US-Staatsanleihen verkaufen und damit Währung + Aktienmarkt stützen, oder die Zocker auf kalten Entzug setzen, den Schrecken weiter fallender Kurse noch ein paar Wochen ertragen, bis der Markt brutal überverkauft ist? Bis dahin dürfen aber noch viele Tränen fließen und viel böses Blut gegen die KP entstehen.

US-Arbeitsmarktdaten

Die am Freitag um 14:30 Uhr deutscher Zeit verkündete US-Arbeitslosenquote, die eh fernab jeder Realität liegt, interessiert nicht wirklich. Sekundär interessiert den Markt die Zahl der neu geschaffenen Stellen – die wird oft im Nachhinein korrigiert, gilt aber als Stimmungsbarometer für die Konjunktur. Primär wichtig werden Donnerstag die mit zu den Arbeitsmarktdaten gehörende Entwicklung der Stundenlöhne der US-Arbeitnehmer sein. Sind die Stundenlöhne im August gestiegen? Wenn ja, wie deutlich? Diese Kennzahl gilt für die US-Notenbank „Federal Reserve“ als extrem wichtiger Indikator für die anziehende Inflation. Bei Vollbeschäftigung, die man ja offiziell in den USA mit einer Arbeitslosenquote von 5,3% schon erreicht hat, müsste der Druck auf die Arbeitgeber eigentlich steigen die Löhne deutlich anzuheben. Dies würde die Inflation anheizen, was wiederum die Fed nötigen sollte die Zinsen am 17. September anzuheben – soweit die Theorie.

Dass statt 5,3 wohl eher zwischen 12 und 15% der arbeitsfähigen Bevölkerung in den USA arbeitslos ist, dürfte der Grund dafür sein, wenn die Stundenlöhne nicht wie erwartet kräftig steigen sollten. Aber abwarten – bei den US-Daten ist immer alles möglich. Ob die Zahlen stimmen oder nicht – die FOMC-Mitglieder der Fed gucken auf die Zahlen, die ihnen vorgelegt werden. Sieht es nach Inflation aus, erhöhen sie die Zinsen – so die jüngste Lesart des eigentlich starken Mannes in der Fed Stanley Fischer vom letzten Wochenende. Stand heute sieht es so aus, als würde das FOMC (Federal Open Market Committee) die Chinakrise als beherrschbare Marktschwankung abtun und die Inflation in den USA für bereits stark genug halten, um die Zinsen anzuheben. Aber abwarten, was Freitag vermeldet wird.

Also, wichtig wird am Donnerstag um 14:30 Uhr die EZB-PK, dann die Frage ob aus China etwas zu den Stützungsmaßnahmen verkündet wird (Freitag?) und um 14:30 Uhr am Freitag US-Arbeitsmarktdaten.



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1 Kommentar

  1. Inflation als Wachstumsvoraussetzung zu definieren, halte ich, mit Verlaub, für fehl. Wachstum kommt eher vom Wille zum Fortschritt und Effizienzerhöhung, als durch die (monetäre) Entwertung durch die Hintertür: hier entschuldet sich der Staat nur auf Kosten seiner Bürger, indem er ihn ein zweites mal das Fell über die Ohren zieht. Physische Inflation durch Obsoleszenz auf natürlicher Basis (hier nicht mutwillige Defektimplantierung, sondern durch funktionelle Überholung der nächsten Sache) käme automatisch durch Fortschritt und würde ich als „gesund“ bezeichnen.
    Jetzt dürfen mich alle mit Gegenargumenten strafen. ;-)

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