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EZB-Protokoll veröffentlicht Einige EZB-Räte sahen Disinflation durch Marktbepreisung bedroht

Das heute präsentierte Sitzungsprotokoll der EZB zeigt: Einige EZB-Räte sahen die Disinflation durch die Marktbepreisung bedroht.

EZB-Chefin Christine Lagarde
Christine Lagarde. Foto: EZB. CC BY-NC-ND 2.0 DEED https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/

Einige Ratsmitglieder der Europäischen Zentralbank (EZB) befürchteten bei der letzten Zinssitzung, dass die Wetten der Anleger auf eine Lockerung der Geldpolitik ihre Bemühungen zur Eindämmung der Inflation zunichte machen könnten. Dies geht aus dem Sitzungsprotokoll hervor, das heute veröffentlicht wurde. “Es wurde die Besorgnis geäußert, dass die starke Neubewertung der Märkte zu einer übermäßigen Lockerung der finanziellen Bedingungen führen könnte, was den Prozess der Inflationsbekämpfung zum Scheitern bringen könnte”, heißt es laut Bloomberg in dem Bericht über die Sitzung vom 13.-14. Dezember.

EZB versucht Erwartungen zu dämpfen

Die Währungshüter versuchen derzeit, die Markterwartungen hinsichtlich einer aggressiven Zinssenkung der EZB ab Frühjahr zu dämpfen. Die Anleger haben ihre Wetten angesichts des Widerstands etwas geändert, aber ihre Meinung steht immer noch im Widerspruch zu der Präferenz der EZB, mit der Lockerung gegen Mitte des Jahres zu beginnen. “Nach allgemeiner Auffassung spiegelten die Markterwartungen einen beträchtlichen Optimismus wider und stimmten nicht mit den Projektionen der Experten überein, und zwar sowohl in Bezug auf die Inflationsaussichten als auch auf den Zinspfad, der sich aus den technischen Annahmen ergibt”, so die EZB. Hier weitere wichtige Kommentare aus dem Protokoll:

Zinsen

“Es wurde argumentiert, dass ein erheblicher Teil der Zinsüberwälzung noch aussteht, wobei der Höhepunkt der Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit für Anfang 2024 erwartet wird und der Großteil der Auswirkungen auf die Inflation weiter in den nächsten zwei Jahren zu erwarten ist.”

“Die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung der EZB waren zunehmend sichtbar und verliefen im Großen und Ganzen wie beabsichtigt: Die Finanzierungs- und Kreditbedingungen hatten sich verschärft, die Kreditvergabe hatte sich verlangsamt, die Gesamtnachfrage hatte sich abgeschwächt und die zugrunde liegende Inflation war zurückgegangen.”

Märkte

“Der ausgeprägte Umschwung bei der Marktbepreisung in den letzten Monaten hatte zu starken Bewegungen bei den Indizes der finanziellen Bedingungen geführt.”

“Nahezu alle Komponenten der Standardindizes für die finanziellen Bedingungen deuteten auf eine erhebliche Lockerung der finanziellen Bedingungen auf ein Niveau hin, das zuletzt zu Beginn des Jahres verzeichnet wurde.”

“Spekulative Positionen deuteten auf eine künftige Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar hin, was mit den Erwartungen einer ‘sanften Landung’ der Wirtschaft des Eurogebiets im Einklang steht.”

Inflation

“In den vergangenen zwei Jahren waren alle Messgrößen für die zugrunde liegende Inflation zunächst gestiegen und dann deutlich gesunken, was nur ein verschwommenes Signal für die zugrunde liegenden inflationären Kräfte lieferte.“

Konjunktur

“Auch die makroökonomischen Daten (ohne Inflation) fielen im Euroraum besser aus als erwartet, was die Befürchtungen einer ‘harten Landung’ der Wirtschaft minderte.”

“Es wurde argumentiert, dass die Stabsprojektionen der EZB vom Dezember für das kurzfristige Wachstum insgesamt zu optimistisch sein könnten, auch in Anbetracht der Tatsache, dass die mechanischen Prognoseinstrumente weiterhin auf eine langsamere Wirtschaftstätigkeit und die Möglichkeit einer technischen Rezession hinweisen.”

FMW/Bloomberg



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