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Rückgang um 42%! Riskiert die EZB den Crash? EZB: Gestiegene Zinsen – Kredit-Nachfrage kollabiert wie noch nie

EZB Zinsen Kredit-Nachfrage

Steigende Zinsen haben Folgen: die Kredit-Nachfrage von Firmen und Haushalten sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um sage und schreibe -42%, wie die EZB heute mitteilte. Im Vorquartal (1.Quartal 2023) war die Kredit-Vergabe um „nur“ 38% zum Vorjahresquartal gefallen. Der nun vermeldete Rückgang von -42% ist der größre Rückgang, seit die Daten erhoben werden (seit dem Jahr 2003).

Geld wird teurer – und damit knapper. Zum ersten Mal in der Geschichte der Eurozone ist die Geldmenge stark rückläufig. Die Geldmenge aber ist ein Frühindikator für die Enticklung der Wirtschaftsleistung, weswegen „das dicke Ende noch kommt“, wie Thorsten Poelleit formuliert hat.

Daher stellt sich die Frage, wie oft die EZB noch die Zinsen anheben kann, ohne die Wirtschaft zu crashen! Innerhalb der EZB herrscht offenkdunig Uneinigkeit über diese Frage – vor allem Vertreter der Südländer warnen vor den Folgen, wenn die Notenbank die Zinsen weiter anhebt.

Kredit-Nachfrage kollabiert wegen stark gestiegener Zinsen – was nun, EZB?

Die Kredit-Nachfrage der Unternehmen in der Eurozone ist im zweiten Quartal so stark zurückgegangen wie nie zuvor – ein Beleg dafür, dass die von der EZB schnell und stark angehobenen Zinsen zunehmend auf die Wirtschaft der 20 Länder in der Eurozone durchschlägt. Das berichtet nun Bloomberg.

Der Rückgang der Kredit-Nachfrage, der „wesentlich stärker“ ausfiel als von den Banken noch im letzten Quartal erwartet, ging mit einem weiteren Rückgang der Nachfrage nach Hypotheken und anderen Verbraucherkrediten einher, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Bank Lending Survey der EZB hervorgeht.

Die vierteljährliche Umfrage bietet einen aktuellen Einblick, wie sich die beispiellosen Bemühungen der EZB zur Inflationsbekämpfung auf die Kredit-Vergabe auswirken – ein Schlüsselkanal, über den die Notenbanker versuchen, den Preisanstieg wieder auf das 2 %-Ziel zurückzuführen, ohne die bereits angeschlagene Wirtschaft aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Kredit-Vergabe EZB Zinsen

Die Banken der Eurozone drosseln die Kredit-Vergabe

Neben der nachlassenden Nachfrage verschärften die Banken im Euroraum aufgrund der schwächeren Wirtschaft und der teureren Finanzierung auch die Kriterien für die Vergabe von Krediten an Unternehmen und Haushalte, wie die Umfrage ergab.

„Die kumulierte Nettoverschärfung seit Anfang 2022 war beträchtlich“, so die EZB, die darauf hinwies, dass die Kreditgeber mit weiteren Verschärfungen im dritten Quartal rechnen.

Auch wenn die Ergebnisse der letzten Umfrage aufgrund von Ansteckungsängsten nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse einer genaueren Betrachtung unterzogen wurden, bleibt die Umfrage ein wichtiger Faktor für die politische Entscheidungsfindung. Die EZB wird ihren Einlagensatz am Donnerstag um einen weiteren Viertelpunkt auf 3,75 % anheben und schließt auch einen weiteren Schritt danach nicht aus.

Da die Banken eine dominierende Rolle bei der Finanzierung der Wirtschaft spielen, ist es eine Aufgabe erster Ordnung für die EZB zu beurteilen, wie sie auf höhere Zinssätze reagieren“, sagte Chefökonom Philip Lane am 12. Juli.

Und die Wirkung ist möglicherweise nicht dieselbe wie in der Vergangenheit. Wie auf der letzten Sitzung der EZB im Juni erörtert wurde, verzögern längere Zinsbindungsfristen für Hypotheken und ein langsamerer Anstieg der von den Kreditgebern auf Einlagenkonten gezahlten Beträge möglicherweise die Übertragung der strengeren Kredit-Konditionen auf die Haushalte.

Die EZB-Notenbanker müssen auch feststellen, inwieweit sich diese strengeren Kreditbedingungen auf die Gesamtwirtschaft und letztlich auf die Inflation auswirken. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos sagte diesen Monat, dass „wir jetzt beginnen, die Auswirkungen auf Teile der Realwirtschaft zu sehen“.

FMW/Bloomberg

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6 Kommentare

  1. Gemäß den Aktienmärkten werden wir bald ein Wirtschaftswunder erleben.

    In der Realität wird es aber wohl ehr ein blaues Wunder sein, welches wir erleben werden. 😉

    Zur Erinnerung:

    Blau war früher einmal die Farbe der Täuschung. Das Sprichwort „Sein blaues Wunder erleben“ steht demnach für eine Überraschung, die meist unerfreulich ist.

    1. Nur, die Aktienmärkte sprechen nicht. Nicht über sich selbst, noch über andere. Schweigen sich aus über zukünftige Wirtschaftswunder. Sie lassen aber sprechen: Über die Käufer, die immer noch ein geringeres Chance/Risiko-Verhältnis in den Aktien sehen als in Krediten und Anleihen. Rezession hin oder her. Weil sie wissen, dass in der Krise schnell wieder geflutet wird. Weder Zentralbank noch Regierung würde sich dem Druck entziehen können.

      1. Vielleicht soll es ja auch einmal krachen. Im Sinne der Ökologie und der Inflation. Im Sinne des digitalen Euro und der Glaubwürdigkeit der Politiker die Märkte nicht immer gleich zu retten.

  2. das ganze sind jetzt die Auswirkungen der Wahnsinnigen langen und zerstörenden Minuszinsen.Seit über 10 Jahren Gelddrucken und Minuszinsen sowas geht niemals auf. jetzt kommt die Abrechnung. Halleluja. Euro und Dollar sind Tod.

  3. Die verkehrte Logik der Finanzbranche.
    Der Rückgang der Konjunktur ist auf die extreme Inflation und Gierflation zurückzuführen. Die Verbraucher können diese Preise nicht mehr bezahlen. Fallende Zinsen würden die Inflation wieder befeuern und die breiten Schichten der Bevölkerung ausplündern.
    Es steht nichts im Wege mehr zu produzieren, aber, es ist anscheinend immer noch lukrativer an der Börse zu spekulieren, statt zu produzieren. Es ist nicht die Aufgabe der EZB, mit niedrigen Zinsen, für steigende Börsengewinne zu sorgen. Vielmehr muss die EZB das Gleichgewicht in der Wirtschaft, Finanzen und Gesellschaft wiederherstellen.
    Das ist eine sehr komplexe, mühsame Afgabe, nach jahrzehntelangen Versäumnissen.

  4. Wir brauchen mal wieder einen kompletten Crash, ist lange her. Danach geht’s wieder bergauf.

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