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Es bleiben erhebliche Risiken EZB-Mitglied warnt vor Inflation und Abweichung zur Fed-Politik

EZB in Frankfurt. Foto: Claudiodiv - Freepik.com

Die Inflation in der Eurozone hat sich in diesem Jahr weiter verlangsamt. Die Verbraucherpreise gingen zuletzt bis auf eine Rate von 2,4 % zurück und nähern sich damit dem 2%-Ziel der Europäischen Zentralbank an. Ein Grund, warum die Wahrscheinlichkeit für sinkende Zinsen im Juni gestiegen ist. Trotz des deutlichen Rückgangs will die EZB aber noch nicht den Sieg über die Inflation verkünden. Innerhalb des EZB-Rats gibt es immer noch einige Mitglieder, die vor einem erneuten Anstieg der Teuerung warnen, so auch Pierre Wunsch. Der belgische Notenbankchef warnte nicht nur vor den Inflationsrisiken, sondern auch vor den Problemen, die eine längere Abweichung der EZB-Politik von der Fed mit sich bringen würde. Damit schloss sich Wunsch den Aussagen von EZB-Vize Guindos an, der bereits letzte Woche vor erheblichen Risiken warnte.

EZB-Mitglied warnt vor erheblichen Risiken

Wie Bloomberg berichtet, sieht Pierre Wunsch, Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank, immer noch Gefahren für die Verbraucherpreise – einschließlich eines schwächeren Euro, sollte die Geldpolitik zu sehr von dem Kurs der Fed in den USA abweichen.

„Es bestehen nach wie vor erhebliche Risiken in Bezug auf den Verlauf des Lohnwachstums und der Inflation bei lohnintensiven Dienstleistungen“, so der belgische Zentralbanker, der zur Vorsicht mahnte, auch wenn die Zinssenkungen wahrscheinlich noch in diesem Jahr beginnen werden. „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich auf eine bestimmte Vorgehensweise festzulegen“, sagte er.

In seiner Rede am Mittwoch im Centre for Central Banking in Frankfurt sagte Wunsch, dass „eine bekannte Unbekannte die Rolle des Wechselkurses und das Risiko einer importierten Inflation bleibt“. Unterschiedliche Wirtschaftsbedingungen sowie eine Divergenz der Geldpolitik der EZB und Fed „könnten enorme Auswirkungen auf den Dollar-Euro-Wechselkurs haben“, sagte das Ratsmitglied.

Inflation: Pierre Wunsch sieht erhebliche Risiken für den Euro
Pierre Wunsch, EZB-Ratsmitglied und belgischer Notenbankchef

Risiken bleiben bestehen

EZB-Vertreter, darunter auch Wunsch, haben signalisiert, dass sie auf ihrer Juni-Sitzung nach einer Flut von Zinserhöhungen mit der Senkung der Zinsen beginnen werden. Was danach passiert, ist aber noch unklar und umstritten. Viele Analysten spekulieren auch darüber, wie sich eine mögliche Verzögerung der Lockerung der Fed auf den Euroraum auswirken wird.

„Während die geldpolitische Straffung weltweit bemerkenswert synchron verlief, scheint es unwahrscheinlich, dass die Lockerungszyklen eine ähnliche Synchronität aufweisen“, so Wunsch.

Obwohl die Inflation im 20-Länder-Block im April zum ersten Mal in diesem Jahr bei 2,4 % zum Stillstand kam, ging die Kerninflation, die volatile Posten wie Energie und Lebensmittel ausschließt, weiter zurück. Noch wichtiger ist, dass sich die Dienstleistungsinflation verlangsamte, nachdem sie fünf Monate in Folge bei 4 % gelegen hatte.

Rückgang der Inflation im Euroraum im April gestoppt

Chefvolkswirt Philip Lane sagte am Montag, die jüngsten Daten aus dem Euroraum hätten ihn zuversichtlicher gemacht, dass die Inflation zum Ziel von 2 % zurückkehre, und nannte die Abschwächung des Preisdrucks im Dienstleistungssektor „einen wichtigen ersten Schritt in der nächsten Phase der Rückführung der Inflation“.

EZB: Senkung der Zinsen steht bevor

„Obwohl die Aussichten weiterhin nebulös sind, sehe ich einen Weg, um in diesem Jahr mit der Senkung der Zinsen zu beginnen“, sagte Wunsch und fügte hinzu, dass man auf der Juni-Sitzung „mehr wisse“ über die Lohn- und Dienstleistungsdynamik. Er bekräftigte aber auch, dass die EZB irgendwann eine Entscheidung treffen muss – auch wenn die Unsicherheit anhält.

Da es „keine Anzeichen dafür gibt, dass sich die Inflationserwartungen längerfristig abschwächen“, „scheinen die Kosten einer zu langen restriktiven Haltung die Kosten einer verfrühten Lockerung zu überwiegen“, sagte er. Mitte April erklärte er gegenüber Bloomberg, dass die Entscheidungen der EZB nach den ersten beiden Zinssenkungen härter werden würden.

Wunsch rief auch dazu auf, „eine gewisse Flexibilität“ bei der Auslegung des Inflationsziels von 2 % zuzulassen. „Damit sollen Fehler wie die Entscheidung zur Ausweitung der quantitativen Lockerung vermieden werden, als die Inflationsprognosen Ende 2021 bei 1,8 % lagen“, sagte er.

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. aha. hat doch noch einer sein hirn eingeschaltet.

  2. Nichtsdestotrotz ist die EZB bemüht, dass die Kaufkraft in der EU abnimmt. Man will ja Inflation damit die EU Staaten sich schneller entschulden können. Die Bevölerung soll verrecken. Deren Lohnerhöhungen sind für die EZB lächerlich, denn diese werden mit allen mitteln inflationiert. Je mehr Lohn unso mehr Inflation. Wir wollen alle die DM zurück! und basta raus aus der EU!
    Die EZB möchte keine Preisstabilität sondern Inflation!

    1. Bitte nutzen Sie nicht solche Formulierungen: „Wir wollen alle die DM zurück!“.
      Ich möchte die DM nicht zurück und wenn man den Umfragen glauben kann, die überwiegende Mehrheit in Deutschland auch nicht.

  3. Wenn die EZB Zinsen senkt, dann ist der Euro bald nichts mehr wert! Bei weiterer starker Kaufkraftverlust zögern sie wie immer. Aber die EZB ist nur noch eine Lachnummer mehr nicht

  4. Also, die DM war nicht stark, weil die Bundesbank immer hohe Zinsen bot – die waren eher immer niedrig. Der Grund warum die DM stark war, lag daran dass die deutsche Wirtschaft mehr exportierte als importierte und das verdiente Geld dann in DM wechselte.

    Ein schwacher Euro wäre deshalb eher eine Folge der schwachen deutschen Industrie. Wobei eine schwache Währung nicht gunsätzlich schlecht ist. Das Problem dabei ist, dass man davon eine andere Wirtschaftsstruktur bekommt und die Politik darf das nicht behindern. Übrigens, das umgekehrte Problem hatten Länder wie Griechenland nach dem Euro-Beitritt, da sie nun eine stärkere Währung hatten, aber die falsche Wirtschaftsstruktur.

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