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EZB: Negativzinsen schaden Italienern mehr als Deutschen!

Die EZB geht mit einer Analyse in die Offensive: sie soll zeigen, dass nicht die Deutschen, sondern die Italiener am meisten unter dem derzeitigen Niedrigzins-Umfeld leiden..

FMW-Redaktion

Ob sich Mario Draghi über den Sieg der Italiener gestern gegen Belgien gefreut hat? Vermutlich. Jedenfalls scheint die Stimmung innerhalb der EZB zwar angespannt (wegen des möglichen Brexits), aber überhaupt nicht depressiv zu sein. Und wenn die Laune ganz gut ist, dann geht man in die Offensive und verfaßt besonders gerne Analysen, die zeigen sollen, dass der eingeschlagene geldpolitische Weg richtig ist – und dass die vermeintlichen Vorurteile jener Gegner dieser Politik, die bekanntlich vor allem in Deutschland zu finden sind, sich irren!

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Hort der Intelligenz und Weitsicht: der EZB Tower
Foto: EZB

Und so hat die EZB heute eine ganze Reihe von Analysen vorgelegt, unter anderem dazu, warum die Negativzinsen vor allem die Konsumenten in der Eurozone unterstützen. Interessanter aber ist eine Analyse darüber, wer eigentlich von den von der Notenbank eingeführten Negativzinsen profitiert – und wer nicht. Nun würde es aus Deutschland sofort schallen: wir sind es, die die negativen Folgen am Deutlichsten spüren!

Aber nun sagt die EZB heute: ätschibätsch, stimmt nicht! Die Italiener sind es, die die meisten Nachteile haben – und damit entkräftet man so ganz nebenbei den Vorwurf, der Super-Mario würde ganz besonders eine Politik für die Italiener und andere Länder der Europeripherie veranstalten.

So heißt es in einer Analyse mit dem Titel „Low interest rates and households’ net interest income“: für die Franzosen und die Deutschen habe sich wenig geändert, die niedrigen Zinsen hätten praktisch keinen Einfluß auf ihr Einkommen

„The net interest income of the household sector has remained fairly stable in Germany and France, but less so in Italy and Spain. Chart B shows that, in Germany and France, the drop in interest earnings and payments is comparable, meaning that lower interest rates have had a minimal effect on the net interest income of the household sector as a whole“.

Anders dagegen in Italien: die italienischen Haushalte hätten viele Anlagen, die Verzinsungen aufwiesen und vergleichsweise wenig Schulden (Schulden sind im Niedrig- oder Negativzinsumfeld weniger belastend):

„Conversely, in Italy, the drop in household interest earnings is more than twice as large as the drop in household interest payments, with a negative impact on households’ overall net interest income. The reason for this is that Italian households hold a relatively large amount of interest-bearing assets, whereas they are relatively less indebted.“

Dagegen profitierten insbesondere die Spanier von den Niedrigzinsen – weil sie hohe Schulden hätten:

„In Spain, the drop in interest payments is significantly larger than the fall in interest earnings, with a positive impact on households’ overall net interest income. The larger decline in interest payments in Spain is explained by both the high stock of household debt and the fact that the interest rates paid on a large share of mortgages are indexed to money market rates.“

Also, so die Message der EZB: stellt euch nicht so an, ihr Deutschen! Die eigentlichen Opfer seid nicht ihr, sondern die Italiener – haben wir das nicht schon immer geahnt?



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