An den Finanzmärkten dreht sich weiterhin alles um die Frage, wann und in welchem Ausmaß die EZB die Zinsen in diesem Jahr senken wird. Während sich die Europäische Zentralbank mit Aussagen über künftige Zinssenkungen zurückhält, erwarten Ökonomen und Märkte eine baldige Lockerung der Geldpolitik. Die Marktteilnehmer preisen inzwischen sechs Zinssenkungen in diesem Jahr ein, beginnend ab April, da sich die Inflation bereits spürbar abgekühlt hat und die Wirtschaft im Euroraum droht, in eine Rezession abzurutschen.
EZB-Zinsen: Ökonomen und Märkte liegen weit auseinander
Im Gegensatz zu den Märkten erwarten die Volkswirte aber ein deutlich geringeres Tempo bei den Senkungen. Laut einer Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen wird die EZB die Zinsen in diesem Jahr viermal senken, da die Inflation schneller zurückgeht als bisher angenommen.
Die Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte dürften voraussichtlich im Juni beginnen, weitere Senkungen im September, Oktober und Dezember könnten den Einlagensatz schließlich auf 3 % bringen. Das ist zwar ein Zinsschritt mehr als noch in der Umfrage vom letzten Monat, aber immer noch deutlich konservativer als die sechs Zinssenkungen ab April, mit denen die Anleger rechnen.
EZB in Wartestellung
Die EZB wartet derzeit ab, wie sich die zehn Zinserhöhungen seit Mitte 2022 auf die Wirtschaft im Euroraum auswirken. Die Währungshüter konzentrieren sich insbesondere auf die Lohnentwicklung in der ersten Jahreshälfte 2024. Sie warten auf eine Bestätigung, dass die steigenden Arbeitskosten den Rückgang der Inflation auf ihr 2%-Ziel nicht gefährden. Angesichts des jüngsten Anstiegs der Inflationsrate ist eine abwartende Haltung gar nicht verkehrt. Im Dezember stiegen die Preise wieder um 2,9 %, nachdem sie im November nur um 2,4 % zugelegt hatten.
Abkühlung der Inflation und Wirtschaft
Nichtsdestotrotz erwarten die Ökonomen einen schnelleren Rückgang des Preiswachstums auf 2,3 % im Jahr 2024. Das ist eine Abwärtskorrektur um 0,3 Prozentpunkte gegenüber der Umfrage vom Dezember. Sie sehen nach wie vor einen holprigen Weg vor sich, da sich die Inflation im vierten Quartal wieder von der Zielmarke entfernt und im Jahr 2025 durchschnittlich 2,1 % betragen wird.
Ein solches Szenario deckt sich mit den Warnungen von EZB-Vertretern, die erklärten, dass sich die schnelle Abschwächung der Inflation des letzten Jahres 2024 nicht fortsetzen wird, unter anderem weil die Regierungen ihre Hilfen zur Bewältigung der hohen Lebenshaltungskosten auslaufen lassen.
Die Kerninflationsrate, bei der volatile Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, dürfte in diesem Jahr niedriger, 2025 aber leicht höher ausfallen und mit 2,2 % weiterhin über dem Ziel der EZB liegen.
Im dritten Quartal 2023 ist das reale BIP in der Eurozone um -0,1 Prozent geschrumpft, ähnlich könnte es auch im vierten Quartal aussehen. Auf eine Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2023 dürfte jedoch eine allmähliche Erholung folgen, die sich im Laufe dieses Jahres beschleunigen könnte, so die Umfrage. Die Wachstumserwartungen wurden für 2024 stabil gehalten und für 2025 um 0,1 Prozentpunkte angehoben.
FMW/Bloomberg
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
Oh was für ein hohles Geschwätz… Genauso gut könnte man in der Kristallkugel nach Toten aus dem Jenseits suchen… Nur weil die versammelte Wirtschaft sich Zinssenkungen herbei redet, müssen diese noch lange nicht eintreffen. Es dauert so lange, wie es dauert.