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Inflation sinkt stark genug? EZB-Zinssenkung im April – laut Tradern jetzt voll eingepreist

Trader preisen komplett ein, dass die EZB die Zinsen bereits im April senken wird. Macht die Inflation also genug Fortschritte nach unten?

EZB-Tower in Frankfurt
EZB-Tower in Frankfurt. Foto: rcphotostock-Freepik.com

Von Juli 2022 bis September 2023 stieg der EZB-Leitzins von 0 % auf 4,50 %, der Einlagenzins von -0,5 % auf 4,00 % (hier alles im Detail aufgelistet). Zuletzt beließ die EZB die Zinsen unverändert. Da die Inflation in Europa spürbar zurückgeht (heute um 11 Uhr kommt die November-Meldung), denken die Märkte verstärkt über Zinssenkungen in den kommenden Monaten nach. Und offenbar könnte es schneller mit der Zinswende gen Süden gehen als gedacht.

Händler rechnen erstmals voll mit Zinssenkung der EZB im April

Händler wetten auf einen immer früheren Beginn der Zinssenkungen der EZB im nächsten Jahr, trotz der Warnungen der geldpolitischen Entscheidungsträger, dass die Kreditkosten für einen längeren Zeitraum hoch bleiben werden. Laut Swaps, die an die Sitzungstermine der Zentralbank gebunden sind, ist eine Senkung des Einlagensatzes der EZB um einen Viertelpunkt im April nun vollständig eingepreist, so Bloomberg aktuell. Vor etwas mehr als einem Monat rechnete der Markt noch mit einer ersten Zinssenkung im Juni. Im TradingView Chart sehen wir seit Sommer 2020 den Leitzins der EZB (blau) im Vergleich zur Eurozonen-Inflation (orange).

EZB-Leitzins im Vergleich zur Eurozonen-Inflation seit Sommer 2020

Sinkende Inflation in der Eurozone

Die jüngste Anpassung der Erwartung an die EZB-Zinsen erfolgte, nachdem die Inflation in Frankreich laut einer Bloomberg-Umfrage stärker zurückging als von allen Ökonomen erwartet. Gestern sah man bereits niedrigere Inflationsraten in Spanien und Deutschland. Der Median der Schätzungen für die gesamte Eurozone, die heute veröffentlicht werden, wird laut einer Bloomberg-Umfrage auf 2,7 % sinken und damit deutlich unter dem Höchststand von über 10 % im vergangenen Jahr liegen.

Höhere Zinsen belasten Wirtschaftswachstum

Es wird erwartet, dass die bisherigen aggressiven Zinserhöhungen der EZB das Wirtschaftswachstum weiterhin belasten werden. In der Zwischenzeit haben sich auch die Auswirkungen des Anstiegs der Energiepreise nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine verflüchtigt, so dass sich das Wachstum der Verbraucherpreise wieder dem EZB-Ziel von 2 % nähert. Dies bestärkt die Märkte in ihrer Überzeugung, dass die Zentralbanken ihren restriktiven Kurs früher als bisher erwartet aufgeben werden.

113 Punkte Zinssenkungserwartung an die EZB in 2024

Dennoch wehren sich EZB-Direktoren gegen diese Einschätzung und sagen, dass der Kampf zur Eindämmung der Inflation noch lange nicht vorbei ist. Einer Bloomberg-Umfrage zufolge wird die Kerninflation – bei der volatile Posten wie Lebensmittel und Kraftstoffe herausgerechnet werden – im Euroraum nur auf 3,9 % sinken. Die Märkte gehen derzeit davon aus, dass die EZB die Zinsen bis Ende 2024 um 113 Basispunkte senken wird, verglichen mit 82 Basispunkten Ende letzter Woche. Bei der Federal Reserve wird eine Lockerung um 121 Basispunkte erwartet, gegenüber 84 Basispunkten am Freitag.

FMW/Bloomberg



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