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Was man vor dem Fed-Zinsentscheid wissen sollte Fed: Hochspannung vor einer der wichtigsten Zinsentscheidungen

Die heutige Zinsentscheidung der Fed hat wegen der aktuellen Bankenkrise eine hohe Brisanz, daher werden alle Augen der Finanz- und Wirtschaftswelt am Mittwochabend auf die US-Notenbank gerichtet sein. Nach den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor steht die Federal Reserve vor einer schwierigen Entscheidung. Die Zentralbank muss zwischen der klebrigen Inflation und der brodelnden Bankenkrise abwägen. Gibt es eine Zinserhöhung oder legt sie wie vom Markt erhofft eine Pause ein? Eine Zinspause könnte allerdings das falsche Signal an die Börsen sein, es wäre ein Anhaltspunkt dafür, dass die Fed in Panik gerät.

Lange Zeit war die Hochspannung vor einer Zinsentscheidung nicht mehr so groß, wie dieses Mal. Auch die Meinungen von Ökonomen, Analysten und Marktteilnehmer sind diesmal so gespalten, wie selten zuvor. Während die meisten Ökonomen eine Zinserhöhung um einen Viertelpunkt erwarten, sagen einige, dass die Währungshüter eine Pause einlegen sollten, um die Finanzstabilität zu sichern. Laut dem FedWatch Tool der CME erwartet immerhin die große Mehrheit von 87% eine Zinserhöhung von 25 Basispunkten. Die meisten Analysten der Großbanken gehen ebenfalls von einer Anhebung um 0,25 Prozentpunkte aus, wie die folgende Grafik von Bloomberg zeigt.

Fed-Zinsentscheidung

Gespannt blicken die Marktteilnehmer auf die heutige Zinsentscheidung, denn niemand weiß so recht, was die US-Notenbank machen wird. Die aktuelle Bankenkrise dürfte in die Entscheidung der Fed einfließen. Bloomberg berichtet dazu: „Die aktuellen Spannungen führen zu existenziellen Ängsten“, sagte Derek Tang, ein Wirtschaftswissenschaftler bei LH Meyer/Monetary Policy Analytics in Washington. „Ist die Fed zu weit gegangen, oder nicht weit genug? Beides könnte gleichzeitig der Fall sein.“

Ein weiteres wichtiges Element der Sitzung in dieser Woche: Die geldpolitischen Entscheidungsträger werden zum ersten Mal seit Dezember aktualisierte Zinsprognosen veröffentlichen und damit einen entscheidenden Hinweis darauf geben, ob sie in diesem Jahr noch mit weiteren Zinserhöhungen rechnen.

Die Zinsentscheidung und die Prognosen werden um 14.00 Uhr in Washington (19:00 Uhr hierzulande) veröffentlicht. Eine halbe Stunde später hält Jerome Powell eine Pressekonferenz ab.

Marktwahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung

Am Mittwochmorgen rechnen die Märkte mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 87 %, dass die Fed die Zinssätze um einen Viertelpunkt auf eine Spanne von 4,75 % bis 5 % anheben würde, den höchsten Stand seit 2007, kurz vor der weltweiten Finanzkrise.

Die aktuelle Unsicherheit über die Zinsentscheidung ist eine der größten seit der Covid-19-Pandemie, die im Jahr 2020 zu einer drastischen Zinssenkung führte.

Angesichts des Zusammenbruchs dreier US-Regionalbanken und der Übernahme der Schweizer Credit Suisse Group AG sind die Erwartungen von Anlegern und Ökonomen in Bezug auf Zinserhöhungen in den letzten zwei Wochen zurückgegangen.

Bis zum Ausbruch der Bankenturbulenzen wurde erwartet, dass die Notenbanker ihren eingeschlagenen Kurs zur Anhebung der Zinssätze und zur Dämpfung des Preisanstiegs fortsetzen würden – oder möglicherweise sogar verstärken.

„Das Schwierige für den FOMC bei dieser Sitzung ist die Spannung zwischen der Senkung der Inflation und den Risiken für die Finanzstabilität“, sagte Jonathan Millar, ein leitender Wirtschaftswissenschaftler bei Barclays in New York.

Was Bloomberg Economics sagt:

„Es gibt diesmal keine einfachen Optionen. Eine Pause könnte signalisieren, dass die Fed kein Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit des Bankensystems oder der Wirtschaft hat oder Probleme sieht, die für den Markt noch nicht sichtbar sind. Andererseits könnte eine Zinserhöhung den Stress der Banken verstärken und die Anleger verschrecken.

Die Ökonomen von Goldman Sachs haben sich im Vorfeld der Entscheidung angesehen, wie die Fed in der Vergangenheit auf finanzielle Spannungen reagiert hat: „Die historische Aufzeichnung deutet darauf hin, dass das FOMC dazu neigt, eine Straffung der Geldpolitik in Zeiten von Finanzstress zu vermeiden und lieber zu warten, bis das Ausmaß des Problems deutlich wird. Es sei denn, sie ist zuversichtlich, dass andere politische Instrumente die Risiken für die Finanzstabilität erfolgreich eindämmen werden“, schrieben die Ökonomen Manuel Abecasis und Tim Krupa in einer Notiz.

FOMC-Prognosen

Anfang März sagte Jerome Powell, dass der Ausschuss die Zinssätze höher als bisher erwartet anheben könnte, was darauf hindeutet, dass der „Dot Plot“ über die mittlere Prognose von 5,1 % hinausgehen könnte, die die Beamten für Ende 2023 angesetzt haben. Die jüngste Verschärfung der finanziellen Bedingungen im Gefolge der Bankenkrise würde, falls sie anhält, darauf hindeuten, dass es weniger notwendig ist, die Zinsen zu erhöhen.

„Die Schwierigkeit besteht nicht nur darin, was derzeit auf den Finanzmärkten passiert, sondern auch darin, abzuschätzen, inwieweit die Banken die Kreditvergabe infolgedessen einschränken könnten“, sagte Sonia Meskin, Leiterin des Bereichs US Macro bei BNY Mellon.

FOMC-Statement

Die Erklärung des FOMC wird wahrscheinlich erhebliche Änderungen enthalten, und der Ausschuss könnte sich dafür entscheiden, seine vorherige Ankündigung „kontinuierlicher Zinserhöhungen“ fallen zu lassen und durch weichere Formulierungen zu ersetzen, die aber immer noch eine weitere Straffung andeuten.

Die Fed wird wahrscheinlich auch sagen, dass sie „die Entwicklungen an den Finanzmärkten und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaftsaussichten genau beobachtet“, so Millar.

Fed-Bilanz

Die Fed-Bilanz, die aufgrund der schrittweisen Reduzierung von Staatsanleihen und gesicherten Wertpapieren durch die Zentralbank stetig zurückgegangen war, ist mit den jüngsten Notfallmaßnahmen zur Stützung des Bankensystems wieder auf fast 8,6 Billionen Dollar angestiegen.

Dennoch betrachtet das FOMC seine sogenannte quantitative Straffung (QT) als eine separate Angelegenheit, die im Hintergrund abläuft, und dies wird sich wahrscheinlich nicht ändern, so die Wirtschaftsexperten.

„Ich erwarte, dass die quantitative Straffung fortgesetzt wird“, sagte der ehemalige Präsident der New Yorker Fed, Bill Dudley, ein leitender Berater von Bloomberg Economics, in einem Interview mit Bloomberg Television.

Pressekonferenz von Fed-Chef Powell

Powell wird wahrscheinlich dazu befragt werden, wie sich die jüngsten Turbulenzen auf die Finanzbedingungen und die Wirtschaftsaussichten auswirken und ob er einen Weg sieht, die Inflation zu senken, ohne eine Rezession auszulösen.

Seine Aufgabe ist es, „das Problem der finanziellen Instabilität und die Maßnahmen, die zur Lösung dieses Problems ergriffen wurden, klar von dem Inflationsproblem und der starken Wirtschaft zu trennen“, so Ellen Meade, Wirtschaftsprofessorin an der Duke University und ehemalige leitende Mitarbeiterin der Fed.

Er wird sicher auch harte Fragen dazu bekommen, warum die Aufsichtsbehörden der Fed von San Francisco die Probleme bei der Silicon Valley Bank nicht erkannt oder abgewendet haben. Die SVB erlitt erhebliche Verluste bei Wertpapieren, nachdem die die Zinssätze stark gestiegen waren. Senatorin Elizabeth Warren hat Powell eine „erstaunliche Liste von Versäumnissen“ vorgeworfen, die ihrer Meinung nach zur aktuellen Krise beigetragen haben.

FMW/Bloomberg

The Marriner S. Eccles Federal Reserve building in Washington, D.C., U.S., on Saturday, June 26, 2021. The Federal Reserve might consider an interest-rate hike from near zero as soon as late 2022 as the labor market reaches full employment and inflation is at the central bank’s goal.


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