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Entspannung am Gasmarkt Gaspreis fällt deutlich – EU plant dynamischen Preisdeckel für größte Gasbörse

Der Gaspreis fällt weiter deutlich. Schauen wir auf das milde Wetter, hohe Speicherstände, und eine EU-Initiative für einen dynamischen Preisdeckel für Europas größte Gasbörse.

Der europäische Terminmarkt-Gaspreis (Dutch TTF) fällt immer weiter. Ende August über 330 Euro und Anfang Oktober noch bei 190 Euro, so sehen wir aktuell eine Beschleunigung des Kursrückgangs. Gegenüber Freitag Abend verliert der Kurs heute früh weitere 6,97 Prozent auf jetzt glatt 132,10 Euro. Im Chart sehen wir den Kursverlauf der letzten 12 Monate. Dies ist aktuell tiefste Stand seit Juni. Aber um das Niveau vor Kriegsausbruch in der Ukraine zu gelangen, müsste der Kurs auf knapp unter 90 Euro fallen.

Dutch TTF-Gaspreis im Kursverlauf der letzten 12 Monate

Gründe für fallenden Gaspreis

Das Wetter in Europa ist derzeit ziemlich mild, was aktuell ein sehr entlastender Faktor für den Gaspreis sein dürfte. Denn es bedeutet weniger Gasverbrauch, was auch die jüngsten Daten der Bundesnetzagentur für Deutschland gezeigt haben. Zuletzt war der gesamte Gasverbrauch in Deutschland 29 Prozent geringer als im Schnitt der Jahre 2018-2021. Aber selbst die Behörde sagt, dass das wohl vor allem am Wetter liegt, und nicht in erster Linie an echten Sparanstrengungen bei den Verbrauchern.

Die täglich neu veröffentlichten Daten zeigen ein weiteres Anwachsen der Reserven in den deutschen und europäischen Gasspeichern, was bedeutet: Die hohen Einfuhren an LNG aus Übersee und an Gas aus Norwegen wirken in Kombination mit dem milden Wetter, was das Aufdrehen der Heizungen aktuell nicht nötig macht. Der Gaspreis kann sich (zumindest aktuell) in diesem Umfeld weiter nach unten entspannen.

EU plant dynamischen Preisdeckel für größte Gasbörse

Zur Eindämmung der Energiekrise will die EU einen neuen Mechanismus einführen, um die Volatilität auf dem größten Gasmarktplatz der Region zu senken, so berichtet es Bloomberg. Zudem sollen extreme Preisspitzen im Derivatehandel verhindert werden. Ein von der EU-Kommission entworfener befristeter Mechanismus würde für Transaktionen an der niederländischen Title Transfer Facility (TTF) ein dynamisches Preislimit vorschreiben. Der Hauptindex des Handelsplatzes ist die Benchmark für die in Europa gehandelten Gasmengen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte Anfang des Monats, die TTF spiegele nicht mehr die Realität am EU-Energiemarkt wider, nachdem Moskau die Gaslieferungen nach Europa stark gedrosselt hat. Der Anteil des russischen Erdgases ist von 40% auf rund 7% gesunken. Die Pläne der EU-Kommission sollen “dazu beitragen, extreme Volatilität und Anstiege im Gaspreis sowie Spekulationsgeschäfte zu vermeiden, die zu Schwierigkeiten bei der Versorgung einiger Mitgliedstaaten mit Erdgas führen könnten”, wie es in dem Dokumentenentwurf heißt, der Bloomberg vorliegt.

Die EU-Exekutive kommentiert keine Dokumente, die noch nicht veröffentlicht wurden. Der Entwurf kann sich bis zur für Dienstag geplanten Verabschiedung noch ändern. In einem nächsten Schritt soll das Paket von den Staats- und Regierungschefs der EU auf ihrem Gipfel am 20. und 21. Oktober in Brüssel erörtert werden.

Das Maßnahmenpaket würde auch einen Mechanismus zur vorübergehenden Begrenzung von Preisspitzen innerhalb eines Tages beinhalten, um extreme Volatilität auf den Märkten für Energiederivate zu vermeiden. Ziel sei es, “einen solideren Preisbildungsmechanismus zu gewährleisten”, der die Energieunternehmen der Region vor großen Preisspitzen schützt und ihnen hilft, die Versorgung mittelfristig zu sichern, so der Entwurf.

Parallel zum dynamischen Preislimit arbeitet die EU laut dem Kommissionsentwurf auch an einer neuen ergänzenden Benchmark für Flüssigerdgas. Der neue Index soll bis Ende 2022 eingeführt werden und rechtzeitig für die nächste Gasspeicher-Füllsaison Anfang 2023 zur Verfügung stehen.

Die EU-Kommission plant außerdem die Einführung von Instrumenten zur Erhöhung der Liquidität auf den Energiemärkten. Dazu will sie die Clearingschwelle für Gegenparteien außerhalb des Finanzsektors auf 4 Milliarden Euro anheben und die Liste der zulässigen Vermögenswerte erweitern, die ein Jahr lang als Sicherheiten verwendet werden können.

Um Widerstandsfähigkeit der EU und ihren Einfluss in Gesprächen mit alternativen Gaslieferanten zu erhöhen, will die EU-Kommission ihre gemeinsame Einkaufsplattform stärken, die das Auffüllen der Gasreserven koordinieren würde. Sollten die Speicher am Ende dieses Winters erschöpft sein, könnte es dem Entwurf zufolge schwieriger sein, das Ziel einer 90-prozentigen Befüllung bis November 2023 zu erreichen als in diesem Winter.

FMW/Bloomberg

Gasleitungen in Bulgarien
Pipework at the Interconnector Greece-Bulgaria (IGB) natural gas pipeline in Komotini, Greece, on Friday, July 8, 2022. Photographer: Konstantinos Tsakalidis/Bloomberg


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