Gas

Angst rund um Nord Stream 1 Gasspeicher über 80 Prozent – trotzdem explodiert der Gaspreis – warum?

Warum explodiert der Terminmarkt-Gaspreis regelrecht, während sich die Gasspeicher schnell füllen? Ein Blick auf Nord Stream 1.

Gasspeicher in Rehden

Die Füllstände der deutschen Gasspeicher liegen zum aktuellsten Stand Sonntag 21. August bei 80,14 Prozent – laut Daten von Gas Infrastructure Europe. Alleine gestern war es ein Zuwachs von 0,60 Prozentpunkten.. Noch Anfang August war es ein Füllstand von 69,43 Prozent. Zum 1. Oktober sollen sie zu 85 Prozent gefüllt sein. Dieser Füllstand der Gasspeicher dürfte vermutlich weitaus früher erreicht werden. Auf den ersten Blick sieht die Lage also äußerst gut aus. Die täglichen Zunahmen der Füllstände sind hoch. Viel vorhandenes Gas entspannt den Markt, und der Gaspreis fällt? Nein, dem ist nicht so.

Man sieht es in den letzten Tagen, wie der Terminmarkt-Gaspreis (Dutch TTF September-Kontrakt) regelrecht explodiert. Der TTF-Preis lag vor zehn Tagen noch bei 188 Euro und vor drei Monaten noch unter 90 Euro. Nach gestrigen Höchstkursen von 295 Euro sehen wir jetzt den aktuellen Kurs bei 276 Euro, und das trotz der sich schnell füllenden Gasspeicher. Aus Norwegen und den USA kauft man so viel Gas wie nur irgend möglich auf den deutschen Markt. Und immer noch fließen 20 Prozent der möglichen Durchleitungskapazität durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland.

Aber entscheidend ist derzeit nun mal die Angst vor der weiteren Verknappung der Lieferungen durch Russland. Wurden die Durchleitungsmengen bereits runtergesetzt von 50 auf 20 Prozent der möglichen Kapazität, so hatte Gazprom am letzten Freitag verkündet ab dem 31. August die Pipeline drei Tage lang komplett abzuschalten – nach Gazprom-Aussage wegen einer Wartung. Diese Meldung kam völlig überraschend, und hat den Gaspreis seit Freitag Abend fast schon in Panik versetzt. Diese Panik hält offenbar immer noch an.

Laut Aussage des Bundeswirtschaftsministeriums stellt sich Russland beim Rücktransport der Gasturbine vom Siemens-Werk in Duisburg zum Ausgangspunkt von Nord Stream 1 nahe der finnischen Grenze immer noch quer. Das erhöht nicht gerade das Vertrauen in Russland. Dazu wie gesagt noch diese Abschaltung von Nord Stream 1 ab dem 31. August. Die Angst nimmt zu, dass Russland in den nächsten Monaten öfters solche Unterbrechungen durchführen oder sogar den Gasfluss längere Zeit ganz auf Null runterfahren wird.

Deswegen wirkt die jetzt noch laufende schnelle Befüllung der Gasspeicher nicht entspannend auf den Gaspreis. Die Versorgungsangst für die bevorstehende Heizperiode ist größer. Relativ gut gefüllte Lager werden womöglich nicht ausreichen, wenn Gazprom nichts mehr liefert. Nun heißt es Gas einsparen wo es nur geht, möglichst viel Gas auf dem Weltmarkt einkaufen, und auf weiter laufende russische Gasflüsse hoffen? Der Gaspreis zeigt an, dass man an der Börse nicht so optimistisch ist, sondern von ernsten Problemen im Winter ausgeht.

TTF-Gaspreis im Verlauf der letzten drei Monate
TTF-Gaspreis im Verlauf der letzten drei Monate.



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3 Kommentare

  1. Die Wirtschaft kauft weniger Gas. Das ist keine gute Nachricht und der logische Grund, warum sich die Speicher füllen.
    Ich kenne persönlich drei kleine Betriebe, die nie wieder Gas kaufen.
    Einer versucht umzustellen, einer ist pleite und einer geht vorzeitig in den Ruhestand wegen „keinen Bock mehr“.

    1. „Angeblich steigt der Gasverbrauch in Deutschland aktuell, da viel Strom nach Frankreich exportiert wird, was der eigentliche Grund für die steigenden Gaspreise sei und es deswegen wichtig wäre, dass mehr Atomkraftwerke gebaut werden müssen“

      https://www.mimikama.at/deutschland-erdgas-frankreich-import/

  2. Pingback: Nachrichten vom 24.08.2022 | das-bewegt-die-welt.de

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