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Mehr Gas nach Europa – wie Gazprom gleichzeitig auf China umschwenkt

Gas-Pipeline

Der Stammkunde Europa inklusive der größte Kunde Deutschland, der vom russischen Gaskonzern Gazprom im Jahr 50 Milliarden Kubikmeter Gas abnimmt, ist angesichts der militärischen Offensive von Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine verprellt. Glaubwürdigkeit und Vertrauen einer langjährigen Geschäftsbeziehung, die weit in den kalten Krieg zurückreicht, sind nachhaltig beschädigt. Die betriebsbereite Gasleitung Nord Stream 2 ruht auf dem Grund der Ostsee. Bevor Deutschland die Verbindung ganz kappen könnte, scheint Gazprom nun viel Gas verkaufen zu wollen. Neben Nord Stream 1 fließt wieder mehr Gas über die Jamal-Europa-Pipeline und das Gastransitnetz der Ukraine. Das geht aus Angaben der Fernleitungsnetzbetreiber GTS-Ukraine und Gascade hervor. Auch die Zahlen beim Think Tank Breugel zeigen einen starken Anstieg beim Gastransit über die Ukraine.

Gazprom gibt Gas in der Mongolei

Zugleich teilte der russische Gaskonzern am 28. Februar auf seinem Telegram-Kanal mit, dass Gazprom und die Mongolei in das Stadium der Projektierung für die Soyuz-Vostok-Gaspipeline eingetreten seien, um russisches Gas nach China zu liefern. Im Rahmen einer Videokonferenz mit Gazprom-Chef Alexej Miller und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten der Mongolei, Sainbuyangiin Amarsaikhan, unterzeichneten die Zweckgesellschaft Gazoprovod Soyuz Vostok und Gazprom Projektierungsgesellschaft ein Abkommen zur Durchführung von detaillierten Planungs- und Vermessungsarbeiten für den Bau der 962,9 km langen Gasleitung auf dem Territorium der Mongolei. Sie ist als Fortsetzung der russischen Gaspipeline Kraft Sibiriens 2 vorgesehen und soll im Jahr bis zu 50 Milliarden Kubikmetern russisches Gas nach China durchleiten.

Knapp 100 Milliarden Kubikmeter Gas für China

Das neue Abkommen sieht insbesondere die Beteiligung mongolischer Unternehmen für geologische, umwelttechnische und archäologische Untersuchungen vor. Darüber hinaus wurde der Aktionsplan der gemeinsamen Arbeitsgruppe der mongolischen Regierung und Gazprom für 2022-2024 unterzeichnet. „Die Arbeiten am Gaspipeline-Projekt Soyuz-Vostok schreiten aktiv und erfolgreich voran. Vor einem Monat wurden die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie genehmigt, heute wurde ein Projektierungsvertrag unterzeichnet. Damit ist das Projekt in die praktische Phase eingetreten“, erklärte Miller. Durchgeführt hat die Machbarkeitsstudie die Zweckgesellschaft Gazoprovod Soyuz Vostok, die im Januar 2021 offiziell die Arbeit in der Mongolei aufgenommen hatte. Die Gasleitung Soyuz Vostok und Kraft Sibiriens 2 wird es Miller zufolge „ermöglichen, große Gasmengen aus Westsibirien nicht nur in Richtung Westen, sondern auch in Richtung Osten zu exportieren.“

Am 25. Februar, ein Tag, nach dem russische Panzer in die Ukraine einmarschiert waren, fand im Rahmen des Gemeinsamen Koordinierungsausschusses zwischen Gazprom und Chinas Nationaler Ölgesellschaft CNPC ein Arbeitstreffen per Videokonferenz statt. Beide Seiten vereinbarten einen Wartungsplan für die Gaspipeline Kraft Sibiriens 1 im Frühjahr 2022. Besonderes Augenmerk lag auf dem Treffen auf Schritten zur Umsetzung des Projekts russischer Gaslieferungen nach China über die „Fernost“-Route. Im Februar 2022 hatten die Unternehmen hierzu einen Liefervertrag geschlossen, der ein Liefervolumen von 10 Milliarden Kubikmeter umfasst, so dass sich mit dem bestehenden Vertrag zu Kraft Sibiriens 1 die Liefermenge auf 48 Milliarden Kubikmeter erhöht. Mit Kraft Sibiriens 2 und Vostok Soyuz stellt Gazprom China fast die doppelte Liefermenge in Aussicht. Beides, Europas Lösen von der russischen Lieferabhängigkeit und Gazproms Ausbauprojekte kosten Zeit und Geld.

Aktuelles

„Angesichts der antirussischen Beschränkungen, die der Westen auferlegt, können wir wirklich einige Szenarien in Betracht ziehen, die sich zuvor als radikal und fantastisch erwiesen haben. Zum Beispiel die Einstellung von Rohstoffen an den europäischen Markt. Und wenn so etwas passiert, dann werden die Gaspreise in Europa natürlich bei 10.000 Dollar pro 1000 Kubikmeter liegen“, warnte jetzt Igor Yushkov, Experte und Analyst vom russischen National Energy Security Fund (FNEB), gegenüber Russlands Nachrichtenagentur Prime. In einem solchen Szenario könne man bereits von einer globalen Energiekrise sprechen, da alle Märkte miteinander verbunden seien. „Die Preise in Asien werden in die Höhe schnellen“, betonte er.



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4 Kommentare

  1. Wir sind in die Falle der Amerikaner gefallen. Statt große Menge Gas zum günstigen Preis von Russland zu kaufen wollen wir der US Demokratie glauben, mit diesen Kriegssuestigen ins Bett gehen und von denen teuerer flüssiges Gas kaufen. Krieg auf Ukraine, ja, guck die US Kriege in den letzten Jahrzehnten gegen ex -Yogoslawin, Irak, Libien, Syrien…

    1. @Leon, genau genommen müsste es heißen: Statt große Menge Gas zum günstigen Preis auf Kosten von Leben und Gesundheit ukrainischer Menschen, Väter, Mütter und Kinder von Russland zu kaufen…

  2. Pingback: Meldungen vom 28.02.2022 | das-bewegt-die-welt.de

  3. Hat dich scheinbar die letzten 8 Jahre auch nicht interessiert.

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