Von Markus Fugmann
Was ist diesmal anders als im Jahr 2012? Damals hatten die Märkte Panik, man rechnete mit einem Kollaps des Euro, alles war düster. Dann kam im Juli 2012 Mario Draghis Schwur „Wir weden alles tun um den Euro zu retten“ – und die Eurokrise geriet in den Hintergrund.
Jetzt ist die Euokrise wieder da – und es scheint, als finde diese Krise nur in den Medien statt, nicht aber an den Finanzmärkten. Das zeigt schon ein Blick auf die 10-jährigen Staatsanleihen Griechenlands: die Renditen (=Risikoprämien) für diese Anleihen sind heute unter die 10%-Marke gefallen. Im Fünfjahresdurchschnitt lag die Rendite bei 13,85%, also deutlich höher als derzeit. Hochpunkt in 2015 waren bisher 11,40% – von Panik keine Spur also.
Zum Vergleich: 2012 lag die Rendite für die griechische 10-jährige Staatsanleihe in der Spitze bei 42% (!), die Märkte preisten über Credit Default Swaps (CDS) eine Wahrscheinlichkeit von 99% (!) für eine Pleite des Landes in den nächsten fünf Jahren ein. Aktuell liegt die Warscheinlichkeit, glaubt man den CDS-Preisen, mit 69% deutlich tiefer, ist aber immer noch beachtlich.
Dennoch: war 2012 ein Crash eingepreist, und das Nicht-Eintreten dieses Crashs Voraussetzung für eine Rally von Risiko-assets wie Aktien. Derzeit ist das Gegenteil der Fall. Der Dax auf Allzeithoch, scheinbar kann nichts schief gehen. Selbst wenn der „Grexit“ kommen sollte, so die landläufige Meinung, wäre das zu verkraften. Eine wahrscheinlich fahrlässige Haltung: die politisch nicht sehr weitblickenden Märkte verkennen die fatale Signalwirkung eines Grexit, die noch viel größer wäre als der ökonomische Schaden. Wer kommt als nächstes – das wäre die logische Frage. Hat das Projekt Euro noch eine Zukunft? Bank runs auch in anderen Staaten wären die wahrscheinliche Folge. Es droht also ein Tsunami, während sich die Finanzmärkte gemütlich am Strand sonnen und mit allem anderen rechnen, nur nicht mit einer großen Welle.
Und gerade weil die Märkte – und wohl auch die Politik – die Gefahren unterschätzen, ist das Crash-Risiko hoch. Wenn etwa deutsche Politiker wie Schäuble glauben, dass man einen Grexit notfalls in Kauf nehmen könne, hat das Folgen für seine Haltung während der Verhandlungen. Er weiss, dass deutsche Banken wesentlich weniger zu verlieren haben (zumindest auf den ersten Blick) als noch im Jahr 2012, ihre „exposure“ an Kapital in Griechenland ist seitdem deutlich zurück gegangen.
Zu beachten ist auch die persönliche Abneigung zwischen Schäuble und Varoufakis – der deutsche Finanzminister hält seinen griechischen Kollegen für dreist und unverschämt, wie er mehrmals klar gemacht hat. Schon daraus entsteht eine Haltung, die kaum zu Kompromissen neigt. Die griechische Regierung wiederum ist unter enormen Zeitdruck und muß Erfolge vorweisen, um nicht ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren – schon der gestrige Antrag Griechenlands, den Deutschland strikt ablehnt, ging großen Teilen der Syriza-Anhänger zu weit.
Klar: noch ist nicht ausgeschlossen, dass es zu einer Lösung kommt. Aber wenn alle – wie 2012 – mit einem Crash rechnen, kommt er nicht. Rechnet keiner mit einem Crash wie derzeit, steigt die Wahrscheinlichkeit seines Eintretens exponentiell. In Tsunami-Regionen weiß das Kollektivgedächtnis der dortigen Kulturen, dass man sich auf einen Berg flüchten sollte, wenn sich das Meer zurück zieht. Die Finanzmärkte aber halten das Zurückziehen des Meeres für eine Ebbe. Erinnern Sie sich noch an Filmaufnahmen vom Tsunami in Thailand im Jahr 2004? Dort sah man Menschen auf einer Anhöhe, die filmten, wie Touristen angesichts des sich zurück ziehenden Meeres immer weiter vom Strand in Richtung Meer spazierten. Die Filmer versuchten vergeblich, die arglosen Spaziergänger zu warnen – die Entfernung war einfach zu weit. Wir empfehlen daher, sich auf einen Berg zurück zu ziehen – sollte der Tsunami nicht kommen: um so besser. Aber wenn er kommt, wird es viele Opfer geben! Sorgen Sie besser dafür, dass sie nicht dazu gehören..
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Hallo Markus Fugmann,
sehr gute Sicht auf die derzeitige Sittuation!!! Ich schätze diese Seite besonders wg. Deiner Sichtweise. Mag sein, daß das nicht von allen geteilt wird. Bitte nicht beeindrucken lassen!!!
Auch, wenn es nächste Woche heißt, Griechenland bleibt im Euro…..das Ende wird nur weiter nach hinten verschoben….
VG