Immobilien

Gewerbeimmobilien in Europa massiv in der Krise – aktuelle Zahlen

Gewerbeimmobilien in Europa sind derzeit massiv in der Krise. Die Transaktionen brechen massiv ein. Hier dazu aktuellste Daten.

Der Markt für Gewerbeimmobilien ist massiv angeschlagen, egal ob in Europa oder den USA. Erst hat die Coronakrise die Büroetagen leergefegt, und nun bleiben sie zu guten Teilen leer, weil viele Mitarbeiter von Unternehmen im Home Office bleiben. Dann kam noch die massive Zinswende dazu. Refinanzierungen von großen Krediten für Immobilienobjekte verteuern sich dramatisch, Bewertungen von Objekten sinken spürbar. Hinzu kommt noch das Phänomen, das man in vielen Ländern sieht: Kaufwillige Investoren auf der einen Seite, und unter Druck stehende Eigentümer auf der anderen Seite, die eigentlich verkaufen müssten, liegen mit ihren Preisvorstellungen von Objekten viel zu weit auseinander. Die Folgen sieht man zunehmend.

Transaktionen bei Gewerbeimmobilien in Irland sinken auf ein Rekordtief

Transaktionsabschlüsse bei Gewerbeimmobilien in Irland sind im zweiten Quartal auf eines der niedrigsten Niveaus aller Zeiten gesunken, da die Investoren angesichts steigender Kreditkosten den Markt meiden. Nach Untersuchungen des Immobilienmaklers Sherry Fitzgerald Group wurden in den drei Monaten zwischen April und Juni in Irland nur 26 Geschäfte mit einem Gesamtwert von 333 Millionen Euro abgeschlossen, so Bloomberg aktuell. Die Aktivität war in diesem Zeitraum deutlich geringer als im ersten Quartal.

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 sanken die Gesamtausgaben für Gewerbeimmobilien in Irland wie Büros, Lagerhallen und Einzelhandelsflächen um mehr als die Hälfte auf 985 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Die steigenden Kreditkosten haben ihren Teil dazu beigetragen, die Aktivität der Investoren zu dämpfen“, sagte Jean Behan, Senior Economist bei Sherry Fitzgerald.

Krise in ganz Europa

Bloomberg kommentiert die Lage für den ganzen Kontinent so: Die Märkte für Gewerbeimmobilien in ganz Europa sind ins Stocken geraten, da sich Käufer und Verkäufer nur schwer auf einen Preis einigen können. Steigende Zinssätze haben die Finanzierungskosten in die Höhe getrieben und potenzielle Investoren dazu veranlasst, höhere Renditen zu verlangen. Dies führt zu niedrigeren Angebotspreisen, und die Eigentümer weigern sich, starke Abschläge auf den Buchwert zu gewähren, da sie befürchten, dass dies die Verschuldungsquote in die Höhe treiben könnte.

Der Rückgang der Aktivitäten in Irland spiegelt die Rückgänge in anderen europäischen Ländern wider. In Frankreich sank das Gewerbeimmobilienvolumen im zweiten Quartal um mehr als 60 %, während in Deutschland die Zahl der Abschlüsse in der ersten Jahreshälfte auf den niedrigsten Stand seit mindestens 2017 fiel.

Im Juni warnte der Gouverneur der irischen Zentralbank, Gabriel Makhlouf, dass die Märkte für Gewerbeimmobilien durch eine rasche Straffung der globalen Geldpolitik „besonders anfällig“ seien. Fast sechs von zehn irischen Gewerbeimmobiliengeschäften, die in der ersten Jahreshälfte 2023 abgeschlossen wurden, hatten einen Wert von weniger als 10 Millionen Euro, wobei nur 11 % einen Wert von 50 Millionen Euro überstiegen.

FMW: Die EZB wird die Zinsen weiter anheben. Und die Zinssätze dürften dann erstmal einige Zeit auf hohem Niveau verweilen. Denn die EZB macht seit Monaten klar, dass sie die Inflation mit einem sehr hohen Zinsniveau nachhaltig runterdrücken will. Für Investoren am Markt für Gewerbeimmobilien bedeutet das: Bei Refinanzierungen von Bestandsobjekten steigt die Zinslast massiv an, während die Bewertungen der Objekte abschmieren. Der Druck Objekte abstoßen zu müssen, könnte zunehmen. Und kaufwillige Investoren, die mit prall gefüllten Taschen an Cash am Rand stehen und warten, könnten auf immer bessere Schnäppchen hoffen.

FMW/Bloomberg

Gewerbeimmobilien sind oft Bürogebäude Foto: Vecstock – Freepik.com



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