Eine dovishe Fed und ihr Vorsitzender Jerome Powell haben den Goldpreis beflügelt und ließen ihn zum ersten Mal über 2.200 pro Unze steigen. Entgegen der Befürchtung einiger Marktteilnehmer, die Fed könnte versuchen, der Euphorie an den Märkten über künftige Zinssenkungen einen Dämpfer zu verpassen, trieben sie die Hoffnungen sogar an. Die Fed-Mitglieder signalisierten in ihren aktualisierten Zinsprognosen (Dot Plots), dass die Zinsen dieses Jahr sinken werden – und das gleich dreimal. Damit bestätigten sie ihren Ausblick vom Dezember, obwohl sich die Inflation zuletzt hartnäckiger als erwartet erwiesen hatte. Der dovishe Auftritt der Fed sorgte schließlich für einen fallenden Dollar und einen leichten Rückgang der Renditen, was dem zinslosen Gold zugutekam.
Goldpreis: Neues Rekordhoch dank der Fed
Der Goldpreis stieg in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zum ersten Mal über die Marke von 2.200 US-Dollar je Unze, nachdem die US-Notenbank Fed ihren Ausblick auf drei Zinssenkungen in diesem Jahr beibehalten hatte und damit andeutete, dass sie durch den jüngsten Inflationsanstieg nicht beunruhigt ist.
Wie Bloomberg berichtet, stieg der Goldpreis im frühen Handel um bis zu 1,6 % auf ein Rekordhoch von 2.220,89 USD je Unze, bevor er einen Teil der Gewinne wieder abgab. Der Goldpreis ist seit Mitte Februar stark angestiegen, was auf die seit langem bestehende Unterstützung durch erhöhte geopolitische Risiken, die Hoffnung auf fallende Zinsen und Käufe durch die Zentralbanken, allen voran China, zurückzuführen ist. Der rasante Gold-Anstieg hat jedoch viele erfahrene Marktbeobachter überrascht, da es keinen eindeutigen Katalysator gab.
Die Rally wurde zum Teil durch die Erwartung einer lockeren Geldpolitik in den USA angetrieben, die am Mittwoch von der Fed bekräftigt wurde. Die Marktteilnehmer rechnen nun wieder mit einer Wahrscheinlichkeit von über 68 %, dass die erste Senkung im Juni erfolgt. Vor dem Fed-Event waren es nur noch 51 %. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell betonte zwar weiterhin, dass die Währungshüter gerne mehr Beweise dafür sehen würden, dass die Preise sinken, aber „die meisten Mitglieder halten es nach wie vor für wahrscheinlich, dass wir dieses Vertrauen erreichen und die Zinsen senken werden“, sagte er.
Fed gibt grünes Licht für Gold
„Was wir gestern Abend gesehen haben, war wirklich grünes Licht für Gold-Händler, nach der jüngsten Konsolidierung wieder einzusteigen“, sagte Chris Weston, Leiter der Forschungsabteilung der Pepperstone Group. „Die Fed hat signalisiert, dass sie im Moment die Inflation toleriert, die wir gesehen haben, und dass sie toleriert, dass die anhaltende Stärke des Arbeitsmarktes kein Hindernis sein wird, die Zinsen bald zu senken.
Spekulationen über den Zeitpunkt des seit langem erwarteten Kurswechsels der Fed könnten der Auslöser für die jüngsten Kursgewinne gewesen sein, denn die Daten zeigen, dass die Händler ihre Netto-Long-Positionen bei Gold in der vergangenen Woche so stark aufgestockt haben wie seit 2019 nicht mehr. Der Goldpreis dürfte sogar noch mehr profitieren, wenn die US-Zinsen tatsächlich sinken, da mit Gold unterlegte börsengehandelte Fonds laut UBS Group AG ihre Bestände wahrscheinlich erhöhen werden.
An der geopolitischen Front gibt es eine Reihe von Risiken, die die Anziehungskraft von Gold als Zufluchtsort erhöhen. Russland scheint in seinem Krieg in der Ukraine die Oberhand zu gewinnen, der Konflikt zwischen Israel und Hamas geht unvermindert weiter und hat zu einer Umleitung des weltweiten Schiffsverkehrs geführt. Zudem könnten die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen Ende des Jahres massive Auswirkungen auf die Märkte haben.
Auch die massiven chinesischen Käufe haben zuletzt den Goldpreis gestützt. Neben der Zentralbank haben sich auch die Bürger mit Münzen, Goldbarren und Schmuck eingedeckt, um ihr Vermögen vor dem jahrelangen Immobilienabschwung und den Verlusten am Aktienmarkt des Landes zu schützen.
Am Donnerstagmorgen notiert der Spot-Goldpreis um 0,8 % auf 2.206,42 USD je Unze. Der Bloomberg Dollar Spot Index sank um 0,2 %. Andere Metalle wie Silber, Platin und Palladium legten allesamt zu.
FMW/Bloomberg
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