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Indien will Russland-Öl nicht in Yuan bezahlen – eine Dreieck-Story

Indien will Öl aus Russland nicht in Yuan bezahlen. Russland kann mit Rupien nichts anfangen, braucht aber Yuan. Eine Dreieck-Story.

Öl-Raffinerie in Indien
Öl-Raffinerie in Indien. Foto: Bloomberg

Ganz so einfach ist das Abkapseln von der Leitwährung US-Dollar dann offenbar doch nicht? Wenn Russland dank westlichen Sanktionen nun viel mehr Waren in China einkauft, zahlt man dort offenbar in der Landeswährung Yuan, und nicht in Rubel. Wäre es daher nicht sinnvoll von anderen Ländern, die Rohstoffe wie Öl in Russland einkaufen, sich diese gleich in Yuan bezahlen zu lassen? Dann hat Russland nicht das Problem, sich vielleicht überteuert Yuan beschaffen zu müssen? Derzeit sieht man, dass Russland offenbar vom Abnehmer Indien versucht, sich in chinesischen Yuan bezahlen zu lassen. Oder verhält sich die Situation anders: Hat Russland bereits zu viele indische Rupien erhalten, die man am Devisenmarkt nur schwer umtauschen kann?

Indien wehrt sich gegen Russlands Forderung, Öl in Yuan zu bezahlen

Indien weist den Druck russischer Öl-Lieferanten zurück, Rohöl-Importe in chinesischen Yuan zu bezahlen, da die Spannungen zwischen Neu-Delhi und Peking weiter schwelen. Bloomberg dazu: Einige russische Öl-Lieferanten fordern die Zahlung in Yuan, so ein hochrangiger indischer Beamter, der direkt an den Verhandlungen beteiligt ist, und eine weitere hochrangige Person bei einer staatlichen Ölraffinerie. Die beiden Personen baten darum, nicht identifiziert zu werden, da es sich um private Gespräche handelt.

Die Regierung von Premierminister Narendra Modi wird diesen Forderungen nicht zustimmen, so die beiden Personen und zwei weitere indische Regierungsbeamte. Fast 70 % der indischen Raffinerien befinden sich in staatlichem Besitz, was bedeutet, dass sie den Zahlungsanweisungen des Finanzministeriums Folge leisten müssten. Die Indian Oil Corp, der größte staatliche Raffineriebetreiber in Indien, hat in der Vergangenheit Yuan für russisches Rohöl gezahlt, obwohl die Regierung dies inzwischen unterbunden hat. Auch private Raffinerien könnten Zahlungen in Yuan leisten, obwohl es keine offiziellen oder Branchenzahlen gibt, die das Ausmaß belegen.

Russland verfügt über einen Überschuss an indischen Rupien, den man nur schwer nutzen kann, während gleichzeitig die Nachfrage nach Yuan im letzten Jahr stark gestiegen ist, da die russische Wirtschaft bei den Importen immer stärker von China abhängig ist. Russische Unternehmen wickeln einen Großteil ihres Handels in Yuan ab, wobei die chinesische Währung in diesem Jahr den Dollar als meistgehandelte Währung in Russland abgelöst hat.

Indische Raffinerien zahlen für russische Ölimporte meist in Dirham – der Währung der Vereinigten Arabischen Emirate -, in US-Dollar und zu einem geringen Teil in Rupien, wenn die Ölpreise über der von den USA und ihren Verbündeten für russisches Öl auferlegten Obergrenze von 60 Dollar pro Barrel liegen. Während der Yuan manchmal für kleinere Transaktionen verwendet wird, fordern die russischen Öl-Lieferanten, dass die chinesische Währung die Haupttransaktionseinheit für den Ölhandel wird, so der hochrangige indische Regierungsbeamte.

Verspätete Zahlungen

Ein leitender Angestellter eines indischen Ölraffinerieunternehmens, der nicht genannt werden wollte, sagte, dass sich die Zahlung für etwa vier bis fünf Ladungen in letzter Zeit verzögert habe, weil sich die beteiligten Parteien nicht auf die Währung einigen konnten. Sprecher der indischen Zentralbank, des Finanzministeriums und des Ministeriums für Erdöl und Erdgas reagierten nicht sofort auf E-Mail-Anfragen. Die staatlichen Raffinerien Indian Oil, Bharat Petroleum Corp und Hindustan Petroleum Corp antworteten ebenfalls nicht. Ein Sprecher von Nayara Energy, dessen größter Einzelaktionär die russische Rosneft PJSC ist, lehnte eine Stellungnahme ab.

Indiens Widerstand gegen Transaktionen in Yuan unterstreicht die Schwierigkeit des Landes, die Beziehungen zwischen Russland, einem wichtigen wirtschaftlichen Verbündeten, und China, einem geopolitischen Rivalen, auszugleichen. Russland ist heute der wichtigste Rohöl-Lieferant Indiens, auf den fast die Hälfte der Käufe des südasiatischen Landes entfallen. Gleichzeitig sind die Beziehungen zwischen Indien und China nach wie vor angespannt, da die Grenzstreitigkeiten im Himalaya weiter schwelen und die beiden bevölkerungsreichsten Nationen der Welt um globalen Einfluss wetteifern, insbesondere in den Entwicklungsländern.

Die Popularisierung des Yuan auf Kosten der Rupie schadet auch Indiens eigenen Bemühungen um die Internationalisierung seiner Währung und würde eine Gegenreaktion gegen Modi und seine Regierung riskieren, da er bei den Wahlen im nächsten Jahr eine dritte Amtszeit anstrebt. Indien war die einzige Nation im BRICS-Block – bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika -, die sich gegen die Einführung einer gemeinsamen Währung ausgesprochen hat, weil sie befürchtete, dass diese letztlich den Yuan bevorzugen würde.

Russlands überschüssige Rupien

Aufgrund seines großen Handelsüberschusses mit Indien hat Russland Rupien im Wert von Milliarden von Dollar angehäuft, hat aber Schwierigkeiten, diese Mittel zu verwenden. Die Rupie ist international nicht vollständig konvertierbar, was ihre Verwendung im Welthandel erschwert. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte im Mai, die Anhäufung von Rupien sei ein „Problem“ und es würden Gespräche darüber geführt, wie die Mittel in eine andere Währung transferiert werden könnten.

Laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Person wollen indische Raffinerien Dirham statt Yuan verwenden, um die Anweisungen der Regierung zu erfüllen. Einige Lieferanten von russischem Öl sind jedoch nicht für die Verwendung der VAE-Währung, da sie die Transaktionen von Dubai aus durchführen müssten, was zu einer stärkeren Kontrolle der Gelder führen würde, so die Person.

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. Wo ist das Problem der Inder? Der wo liefert, bestimmt die Zahlungsweise! Indien kann ja auch Oel aus Amerika beziehen. Ob die was anderes als Dollar nehmen, möchte ich bezweifeln. Ich persönlich würde in diesen Zeiten sowieso nur physisches Gold nehmen. 😜

  2. Indien hat das Problem, mit den USA und Russland in ein Dramadreieck zu geraten, in dem Opfer, Helfer und Täter schnell mal die Positionen wechseln können.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Eigentlich Alle haben nen Knall, denken nur an Sich oder sind Fremdgesteuert und glauben so würden die was erreichen. Das sind Umstände die größere Fortschritte nur verhindern.

    Technisch gesehen, müssten die doppelzünigen Inder als Sabuteur des Fortschrittes, die dann das quasi geschenkte Öl auf russische Kosten gegen Dollar zu gunsten der USA weiter verkaufen aus den Brics werfen und die Ihre Vorteile verlieren lassen. Es sind eindeutige Spalter die in den Brics nichts zu verlieren haben. Klar können die Inder weiter mit wertlosen Papier zahlen, ich schätze was die motivation der russischen Öl Lieferanten stark mindern wird, lange geht das also nicht gut. Die können dann ja gern zum achtfachen Preis von den Amerikanern beziehen. Tja und wenn China außenpolitisch in der Hinsicht buchstäblich über-blöd ist, sry, ich mein was soll das werden? ich mein klar, die ganze Welt hasst die massenmordente Völkermordente USA für ihre Maximalprofite, spielen zwar im selben Team aber zerfleischen sich gegenseitig und sollen dann noch zusammenarbeiten, das kann nicht funktionieren, also hier find ich Chinas Denkweise sehr Rücksichtslos und Kurzsichtig gegenüber den Russen, was insofern ein Problem ist da die Chinesen doch allein ein viel leichteres Ziel für die USA (das Völker und massenmordeste Land dieser Zeit) werden. Ich finde es als Erwachsener inzwischen wiederlich diesen Weg der USA mit meinen Steuerabgaben zu unterstützen und Teil des Westens zu sein da es mir gegen den Strich geht, wie viel Menschen, durchaus liebenswert mit Familen schweres Leid und Tod, für den Kick, für den Augenblick, für die USA erleiden müssen, ich find das ungerecht.

    1. „…Eigentlich Alle haben nen Knall, denken nur an Sich oder sind Fremdgesteuert und glauben so würden die was erreichen. Das sind Umstände die größere Fortschritte nur verhindern…“

      Merkwürdig, dass wir dann nicht noch wie Ötzi leben.
      Den Knall haben nur wenige.
      Man hört sie nur lauter, eben wegen des Knalls, den sie haben.

      1. „Man hört sie nur lauter…“ unterschreib ich!

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