Gas

Energiekrise LPG, Heizöl, Kohle – wie die Industrie viel Gas einspart – konkretes Beispiel

LPG, Heizöl und Kohle kommen bei einem großen Chemiekonzern zum Einsatz um im großen Umfang Gas als Brennstoff zu ersetzen.

Industrieanlagen mit Sonnenuntergang

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) machte es gerade erst am 27. Juli klar. Viele Unternehmen sind derzeit dabei ihren Gasverbrauch zu reduzieren – aber nicht weil man Gas einsparen will. Nein, die Preise sind so hoch, dass viele Betriebe nicht mehr kostendeckend arbeiten können, und daher ihre Produktion teilweise oder ganz einstellen müssen. Das ist die eine Seite. Dann gibt es da aber noch die Unternehmen, die zum Beispiel groß genug sind um mit neuen Anlagen umzuschwenken. Auch hat man vielleicht so viel finanziellen Spielraum, um so eine Krise aussitzen zu können. Die Gründe sind vielfältig, warum einige Unternehmen in die Knie gehen, und andere diese Energiekrise überleben. Am Beispiel Evonik kann man zeigen, mit welchen Maßnahmen große Konzerne es derzeit schaffen sehr viel Gas einzusparen. Der deutsche Spezialchemie-Hersteller machte im letzten Jahr 15 Milliarden Euro Umsatz. Man kann also von einem großen Konzern sprechen.

Evonik geht in die Offensive beim Einsparen von Gas

Evonik hat mitgeteilt, dass man es schafft 40 Prozent des Gasverbrauchs an deutschen Standorten durch andere Brennstoffe zur Energieerzeugung zu ersetzen. Die substituierte Menge an Gas entspreche dem jährlichen Verbrauch von mehr als 100.000 Haushalten. Dabei geht es nicht nur um den Wunsch der Politik, sondern offenkundig ebenso um die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, dass man auch dann mit genug Brennstoffen versorgt wird, wenn Russland tatsächlich gar kein Gas mehr liefert. Ein vollständiger Produktionsausfall bei großen Anbietern wie Evonik oder BASF würde eine regelrechte Kettenreaktion für große Teile der Volkswirtschaft auslösen. Von daher ist es wirklich wichtig, dass sich solche Konzerne nicht nur Gedanken machen, sondern sich jetzt „winterfest“ machen.

Einsatz von LPG statt Gas am großen Standort in Marl

Evonik bedient sich vor allem des Produkts Liquefied Petroleum Gas (LPG) am Standort Marl, dem größten Werk des Unternehmens in Deutschland. Im neuen Gaskraftwerk in Marl wird LPG statt Erdgas zur Energieerzeugung genutzt (beide Brennstoffe können hier eingesetzt werden). Diese Maßnahme sichert laut Evonik nicht nur die Energieversorgung und damit die Aufrechterhaltung der Produktion in Marl. Die freiwerdenden Erdgasmengen sollen zugleich zum Auffüllen der Erdgasspeicher zur Verfügung stehen. Evonik erläutert zum Brennstoff LPG, Zitat: „LPG ist ein Flüssiggas, das in seiner Zusammensetzung vor allem aus Butangas besteht, im Gegensatz zu Erdgas bzw. LNG, das überwiegend Methan enthält. Es fällt als Koppelprodukt im Evonik-Produktionsverbund für C4-Derivate (Performance Intermediates) in Marl an. Außerdem kann es am Markt zugekauft werden. Im Chemieverbund mit der bp-Raffinerie in Gelsenkirchen werden Evonik und bp über die vorhandene Produktion, Logistik und Infrastruktur eine ausreichende LPG-Versorgung in Marl sicherstellen.“

Kohle und Heizöl werden auch als Alternativen genutzt

Neben LPG sollen auch Kohle und Heizöl zum Einsatz kommen als Ersatzbrennstoffe für Gas. Dazu sagt Evonik, dass es in Marl auch ein Kohlekraftwerk gibt, welches dieses Jahr stillgelegt werden sollte. Aufgrund der jüngsten Maßnahmen der Bundesregierung werde nun auch dieses Kohlekraftwerk genutzt um Gas als Brennstoff am Standort zu ersetzen. Evonik will nun das notwendige Personal einstellen, Investitionen in den technischen Erhalt tätigen und die Kohleversorgung sichern. Damit sei der Weiterbetrieb über dieses Jahr hinaus gesichert. Mit der Substitution von Erdgas durch LPG sowie dem Weiterbetrieb des Kohlekraftwerks könne man für die Energieversorgung an seinem größten deutschen Standort in Marl auf Erdgas verzichten – und das ohne eine nennenswerte Einschränkung der Produktion, so sagt es Evonik. Die Energieversorgung an den europäischen Standorten sei auch für den Fall eines Gasstopps aus Russland weitestgehend gesichert.

An den anderen deutschen Standorten hat Evonik laut eigener Aussage ebenso Maßnahmen zur Erdgassubstitution identifiziert, etwa in Steinau, Essen, Krefeld, Lülsdorf und Wesseling. Hier soll Erdgas zum Teil durch Heizöl ersetzt werden. Entsprechende Investitionen habe man bereits eingeleitet.



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