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Gaskrise Gaspreis fällt – Gasspeicher und LNG im Fokus – Expertenaussagen

Der Gaspreis am Terminmarkt fällt. Der Gasverbrauch sinkt, die LNG-Lieferungen sind hoch, die Gasspeicher füllen sich zügig.

Tanker transportiert LNG

Der europäische Großhandels-Gaspreis am Terminmarkt (Dutch TTF) fällt aktuell auf 190,20 Euro für die Lieferung im Monat September. Die letzten Tage sah man Schwankungen um die 200 Euro, und jetzt geht die Tendenz leicht abwärts. Es ist ein Rückgang, aber immer noch ist das Preisniveau hoch. Noch Anfang Juni sah man einen Gaspreis von unter 100 Euro. Schauen wir auf die Gründe für diese aktuell leichte Entspannung, die in der schnellen Auffüllung der Gasspeicher und den LNG-Lieferungen zu finden sind. Ebenfalls zeigen wir hier aktuelle Expertenaussagen.

Gaspreis fällt dank schnellem Anstieg der Gasspeicher

Die Gasspeicher in Deutschland füllen sich derzeit so schnell, dass das Ziel der Bundesregierung von 75 Prozent Füllstand zum 1. September wohl weitaus früher erreicht wird. Wir kalkulierten gestern, dass bei 0,50 Prozentpunkten Anstieg pro Tag die Gasspeicher zu Ende August bei 81,49 Prozent Füllstand ankommen. Aber auch gestern sah man erneut viel höhere Anstiege, nämlich um 0,66 Prozentpunkte auf jetzt 72,64 Prozent – so zeigen es aktuellste Daten von „Gas Infrastructure Europe“ für den 7. August. Damit dürfte das September-Ziel bereits Mitte August erreicht werden. Dieses schnelle Auffüllen der Gasspeicher in Deutschland und Europa dürfte mit ein Grund dafür sein, warum sich der Gaspreis derzeit etwas entspannen kann. Der vorsichtige Optimismus besagt, dass im Winter doch genug Gas vorhanden sein wird für Verbraucher und Unternehmen.

Maximal hohe LNG-Lieferungen – Expertenaussagen

Mit der wichtigste Punkt für das schnelle Auffüllen der Gasspeicher in Deutschland und den nun sinkenden Gaspreis ist das massive Aufkaufen von Flüssiggas (LNG) auf dem Weltmarkt. Auszugsweise zeigen wir diesbezüglich den heutigen Kommentar der Energieexperten der Commerzbank zum Thema Gas, im Wortlaut: „Ein Ende des Streits zwischen Deutschland und Russland über die Auslieferungsmodalitäten der in Kanada gewarteten Gasturbine ist nicht in Sicht, was höhere Gaslieferungen in absehbarer Zeit unwahrscheinlich macht. Dennoch ist es Deutschland und der EU gelungen, die Lagerbestände weiter aufzufüllen. Der Füllstand lag zuletzt bei knapp 72%. Hier machen sich die bereits erfolgten Einsparungen beim Verbrauch und höhere Lieferungen anderer Anbieter wie die Niederlande, Norwegen und die USA bemerkbar. Die US-LNG-Exporte nach Europa stiegen im Juli Daten von Eikon und von Tankerzählungen zufolge auf 3,9 Mio. Tonnen und machten damit 63% der gesamten US-LNG-Exporte aus. Ab Oktober soll auch das LNG-Exportterminal Freeport wieder zur Verfügung stehen, das seit Mitte Juni nach einer Explosion außer Betrieb ist. Somit könnte es sogar gelingen, den zum 1. November vorgeschriebenen Füllstand von 95% zu erreichen, vorausgesetzt, die russischen Gaslieferungen versiegen nicht vollends und die Temperaturen im Oktober bleiben mild.“

Weniger Gasverbrauch

Jüngste Analysedaten zeigen auch (siehe Tweet), dass der Gasverbrauch der europäischen Industrie im Juli 20 Prozent unterhalb des Niveaus von Juli 2021 lag. FMW-Anmerkung: An dieser Stelle würden Politiker und viele Medien sicherlich auf die tollen Sparbemühungen zum reduzierten Gasverbrauch in der Industrie zu sprechen kommen. Und die wird es zweifelsohne auch geben! Aber genau so darf man nicht vergessen, dass der geringere Gasverbrauch auch darauf zurückzuführen ist, dass viele Betriebe inzwischen ihre Produktion zwangsweise reduziert oder sogar ganz eingestellt haben – weil der Gaspreis so hoch ist, dass man nicht mehr kostendeckend produzieren kann.

Dies zeigten am 27. Juli die Aussagen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Es ist also kein Spiel nach dem Motto „lasst uns mal alle ein wenig Gas einsparen“. Für viele Betriebe ist der hohe Gaspreis jetzt schon existenzgefährdend, oder er hat sie bereits zerstört. 16 Prozent der Industriebetriebe sind laut DIHK gezwungen auf die aktuelle Energielage mit einem Zurückfahren der Produktion oder einer zumindest teilweisen Aufgabe von Geschäftsbereichen zu reagieren. Dies würde zeigen, wie stark dauerhaft hohe Energiepreise eine Belastung des Standortes Deutschland sind. Vielen Unternehmen bleibe nichts anderes übrig als zu schließen oder die Produktion an andere Standorte zu verlagern, so der DIHK.

Kursverlauf im TTF-Gaspreis seit Anfang Mai Kursverlauf im TTF-Gaspreis seit Anfang Mai.



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1 Kommentar

  1. Bald werden neue Förderanlagen in Betrieb gehen, die bis dto unrentabel waren, dann wird sich die Situation entspannen

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