Heute haben es die endgültigen Daten vom Statistischen Bundesamt bestätigt: Die Inflation in Deutschland lag im April bei 7,2 % nach +8,8 % im Hoch im November 2022. Im folgenden TradingView Chart, der bis 2019 zurückreicht, sehen wir diese rückläufige Preissteigerung ganz oben rechts mit dem Abwärtspfeil. Darunter sehen wir als blaue Linie die Kerninflation, also die Verbraucherpreise ohne die Bereiche Energie und Lebensmittel.
Zwar liegt die Kerninflation tiefer bei +5,8 %. Aber die Steigerung setzt sich fort (Aufwärtspfeil im Chart), anders als bei der fallenden gesamten Inflation. Dies ist ein Problem, auch auf Ebene der Eurozone und damit letztlich für die EZB. Vor allem die Kerninflation will man aus Sicht der Notenbanker abgesenkt bekommen, bevor man an tiefere Leitzinsen denken kann.
Aktuell sagt das Statistische Bundesamt dazu, im Wortlaut: „Die Inflationsrate ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln lag mit 5,8 % deutlich niedriger und zeigt, wie stark die Nahrungsmittelpreise die Gesamtteuerung prägen. Gleichzeitig wird durch diese Kenngröße deutlich, dass auch in anderen Güterbereichen die Teuerung hoch ist. Bereits im Dezember 2022 lag der Verbraucherpreisindex ohne Energie und Nahrungsmittel über der Fünf-Prozent-Marke und hat sich seit Jahresbeginn weiter erhöht (Januar 2023: +5,6 %; Februar 2023: +5,7 %; März 2023: +5,8 %).“
Dr. Jörg Krämer (Chefvolkswirt der Commerzbank) kommentiert die nicht sinkende Kerninflation heute so:
INFLATION: Meine Schätzung der deutschen Kerninflation für April ist heute Morgen durch die endgültigen deutschen Inflationsdaten bestätigt worden. pic.twitter.com/zdaICeYS76
— Jörg Krämer (@DrJoergKraemer) May 10, 2023
Was sagt uns die steigende Kerninflation? Die Preissteigerungen vor allem von Seiten der hohen Öl- und Gaspreise hatten viel Zeit, sich nach und nach durch andere Preisbereiche zu „fressen“. Und nun ziehen eben auch andere Waren und auch Dienstleistungen an, auch dort läuft die Inflation – inzwischen eigenständig ohne Rally bei Energie oder Lebensmittelpreisen. Und nun können die saftigen Lohnerhöhungen, die berechtigterweise von den Gewerkschaften als Inflationsausgleich durchgesetzt werden, als stützender Faktor für die Kerninflation wirken.
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