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Inflation: Kriminelles Gelddrucken – und Dr. Mabuse

Ein Lehrstück über die Folgen der Inflation!

Inflation Dr.Mabuse

Inflation ist eine Art kalte Enteignung, die vor allem jene besonders hart trifft, die ohnehin wenig besitzen oder verdienen. Diese Erfahrung machen derzeit Millionen von Menschen im Supermarkt, an der Tankstelle – oder beim Blick auf die Gas-Rechnung.

Inflation am eigenen Leib spüren..

Am 27. April hat der Verfasser dieser Zeilen für 100,– EURO Diesel getankt. Er wollte sich mit einem süßen Marzipankringel mit rotschimmernder Marmelade in der Mitte (sogenanntes Ochsenauge) trösten, verkniff sich das aber, als er auf den Preis schielte. Das Ochsenauge kostete 3.-EURO.

Inflation ist nicht abstrakt schmerzhaft, sondern konkret. Unwillkürlich dachte der Autor an Marcel Fratzscher, der in seinem neuen Buch „Geld oder Leben“ sich ahnungslos fragte, warum die Inflation von 1920–23 so tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis der Deutschen hinterließ. Die Antwort ist ganz einfach: Fratzscher hat Inflation nie am eigenen Leibe erlitten. Er kennt sie nur aus Büchern, gewissermaßen als Zaungast. Im Unterschied zu Stefan Zweig, der sie erleiden musste. Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen „verstehen“ und „begreifen“.

Dr. Mabuse und die Inflation

Am 27. April 1922, also vor 100 Jahren, feierte Fritz Langs Stummfilm „Dr. Mabuse, der Spieler“ Premiere. Das zweiteilige Filmepos wird den Allermeisten vermutlich nur namentlich als Meisterwerk ein Begriff sein. Der Zweiteiler ist ein direkter Reflex auf die chaotischen Geburtswehen der Weimarer Republik zwischen 1918 und 1922. Der Filmtitel von TEIL 1: „Der große Spieler – Ein Bild der Zeit“ behandelt Revolution und Inflation, die zwielichtige Existenzen wie Mabuse unvermittelt nach oben spülen. TEIL 2: „Inferno – Menschen der Zeit“ behandelt die Auswirkungen dieser gesellschaftlichen Prozesse auf die Massen.

Weil nicht einmal die echte Mark so viel Wert ist wie der falsche Dollar

Der Plot ist dieser: Dr. Mabuse bemächtigt sich eines geheimen Handelsabkommens zwischen der Schweiz und Holland. Er nutzt seine Informationen, um an der Börse eine Panik auszulösen, durch die er schnell zu einem Vermögen kommt. Gleichzeitig beschäftigt Mabuse eine Bande blinder Geldfälscher, die für ihn Blüten drucken. Irgendwann weist Mabuse seine Männer an, auf das Fälschen von US-Dollar umzustellen, da nicht einmal die echte Mark so viel wert sei wie der falsche Dollar: Das Leben im Schatten der großen Inflation als Lotterie von Sein und Nichtsein.

„Mabuse? Das war doch der, der Doktor da, in der Inflation?“
„Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle?

Mein Name ist Mabuse, – Dr. Mabuse!“

Rudolf Klein-Rogge in der Rolle des Verbrechergenies Dr. Mabuse tritt als Phantom in stets neuen Verkleidungen auf. Als Inflationsgewinnler und Raffke verkörpert er in Anspielung an den „Inflationskönig“ Hugo Stinnes den Plutokraten in Frack, Zylinder und protzigen Pelzmantel. In einer Szene durchblättert Mabuse Fotos mit Masken wie ein Kartenspiel. Mabuse ist ein Spieler: er spielt Karten, er spielt Roulette, er spielt mit Menschen. Mabuses Spiel ist Glückspiel, Machtspiel und Schauspiel in einem (so Thomas Repenning).

Meisterhafte Inszenierung

Berühmt wurde Fritz Langs Inszenierung nicht zuletzt wegen ihrer maßstabsetzenden Spezialeffekte und aufwendigen Kulissen. Seine bedrückende Atmosphäre bezieht der Film aus dem schwebenden Zwielicht. Als Vorlage für den Film diente der gleichnamige Roman von Norbert Jacques (1921/22). Das Drehbuch verfasste Thea von Harbou, Fritz Langs Frau.

Bleibt zu hoffen, dass uns ähnliche Typen wie Dr. Mabuse nicht bald auch begegnen werden. Allerdings scheint das alles andere als sicher – bei einer Notenbank wie der EZB, die der Bekämpfung der Inflation offenkundig kein großes Gewicht beimißt und so die Entwertung des Euro mehr als begünstigt..



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1 Kommentar

  1. Sehr zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang auch Hans Falladas „Wolf unter Wölfen… „ spielt im Jahre 1923.
    Man kriegt eine sehr reale Vorstellung von Inflation,ein beeindruckendes Zeitdokument.
    Ulli

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