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Inflation: Paul Krugman und Lawrence Summers – Ökonomischer Super Bowl

Zwei "Top-Ökonomen" und die Inflation in den USA

Inflation - ökonomischer Super Bowl zwischen Krugman ubd Summers

Am 21. Januar des neuen Jahres 2022 fand ein hochinteressantes Gespräch zwischen Paul R. Krugman und Lawrence H. Summers zur aktuellen Entwicklung der Inflation in den USA statt. Moderiert wurde das Gespräch von Markus Brunnermeier.

Das erste Gespräch in diesem Format fand vor gut einem Jahr statt, am 12. Februar 2021, hochgeladen auf demselben Kanal. Die aktuelle Diskussion nimmt folglich einen Faden auf und führt ihn aus aktuellem Anlass weiter. Das Gespräch dauert etwa 1 Stunde und 10 min. Man muss dem „Princeton Bendheim Center for Finance“ unter seinem Direktor Markus Brunnermeier dafür danken, dass es solche substantiellen Beiträge zur Finanzökonomie in der heutigen Medienlandschaft ermöglicht. Das ist alles andere als selbstverständlich.

Inflation doch kein Zombie

Paul Krugman hatte in verschiedenen Interviews 2021 wiederholt geäußert, dass er nicht glaube, dass Inflation irgendwann ein ernstes Problem für die US-Wirtschaft sein werde. In seinem letzten Buch „Kampf den Zombies“ (2020) erklärte er sogar selbstgewiss, die Auffassung, es führe zu Inflation, wenn die Federal Reserve jede Menge Staatsanleihen kaufe, entbehre jeder Faktengrundlage und sei mithin eine Zombie-Idee (Seite 15). Das war 2020. Inzwischen liegt die Konsumentenpreisinflation in den USA bei 7,5 % bei gleichzeitigem Nullzinsumfeld, das heißt, der Kaufkraftverlust wird nicht durch Zinsgewinne aufgefangen, sondern schlägt zumal bei einkommens- und sozialschwachen Schichten voll durch.

Krugmans Aufschlag

Krugman eröffnet den Disput mit einem fulminanten Aufschlag: Er gesteht unumwunden ein, dass er sich in puncto Inflation dramatisch geirrt habe: „I was wrong! And an important thing to figure out, why I was wrong and to learn from it (siehe eingebettets Video unten, Timecode 2:20)!“ – „Why had it come such so fast? (Timecode 7:50)“.

Indem Krugman andeutet, er habe keinen blassen Schimmer, wie es zu dieser ungewöhnlich hohen Konsumentenpreisinflation aus dem Stand habe kommen können, gewinnt er seine Handlungsfähigkeit für die restlichen 60 Minuten zurück, anstatt als Boxer schon vor dem Kampf angezählt in den Seilen zu hängen. Sein Eröffnungsstatement schließt er mit den Worten: „We all have to try to understand, what the hell had been going on“ (Timecode 7:50).

Summers aufgeräumt

Anders als Krugman hatte Lawrence „Larry“ Summers inflationäre Tendenzen prognostiziert. Entsprechend aufgeräumt wirkt er während der Debatte. Doch anstatt billig aufzutrumpfen und Krugman hinzurichten, verzichtet er auf jegliche Spitzen. Die Wendung „Paul and I agree…“ wird zum geflügelten Wort der Unterhaltung. In der Form konziliant und elastisch, wiederholt Summers klug seine Bedenken zum erfolgten Fed-Put.

„Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“

Dank Krugmans zweitem Redebeitrag gewinnt das Gespräch inhaltlich wieder an Konturen. Krugman konstatiert, dass die finanzökonomischen Modelle nicht wie gewohnt funktionieren. Vor allem die Philippskurve gäbe es in der bekannten Form nicht mehr (Timecode 20:19). Die Phillipskurve ist eigentlich ein Wippe die besagt, dass die Inflation sinkt, wenn die Arbeitslosigkeit hochgeht und umgekehrt.

In der Tat korrelieren niedrige Inflation und hohe Arbeitslosigkeit seit längerem nicht mehr: Die Philippskurve ist tot. Aber warum? Den wirtschaftsökonomischen Schwergewichten, preisgekrönten Großkathederfürsten und universitären Silberrücken der USA geht es angesichts dieser zentralen Frage wie Zirkusartisten, die in großer Höhe am Trapez nicht wissen, was sie jetzt tun sollen, während zeitgleich der Trommelwirbel einsetzt und das Publikum gebannt zu ihnen emporschaut: „Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos.“ (Alexander Kluge)

Markus Brunnermeier nannte das Gespräch zwischen Krugman und Summers den „Super Bowl for Economics“. Das ist vielleicht ein wenig hochgegriffen. Ein Zuhörer sehnte sich Milton Friedman zurück..



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4 Kommentare

  1. Wie wahr.
    Nobelpreisträger in Wirtschaftsökonomie, meistens aus USA,
    Sind TEILWEISE, Artisten, Traumtänzer.
    2 davon haben 1998, fast einen A Crash verursacht.
    Schwurbeln, ewige Aufsätze über Ökonomische Urachen Wirkungsprinzipien,
    DIE KEINER versteht.
    DESWEGEN sind die dann nobelwürdig.
    Wirtschaftszusammenhänge, sind schwer zu verstehen, weil der Mensch,zum Teil, unberechenbar ist und bleibt.

  2. Bei den tausende Tonnen Weltwährungs-Dollars und reservefähigen US -Anleihen ist der US -Arbeitsmarkt
    schlicht zu klein geworden.Aufgrund von quantitativen Ungleichgewicht gibt es halt immer weniger Wechselwirkung zwischen Arbeitsmarkt und Inflation. Tja ,Milton Friedman hätte auf jeden Fall noch spitz formulierte Anmerkungen ,das steht fest. Der Dollar ist globale Handelswährung ,die P- Kurve müsste um die dollarsensibelen Wirtschafträume ergänzt werden ,dann eventuell. Ich mag Krugmans Argumente nicht.Die grundsätzlichen systemischen Ursachen werden überhaupt nicht thematisiert. Es fängt bei der Seilschaft der Staaten mit den Primary Dealern an. Da liegt der Hund begraben.Das wollen die Herren aber alle nicht hören ,weil dann die ganzen Weltverbessererungen tatsächlich bezahlt werden müssten.
    Ich sage nur Haftung,Haftung ,Haftung für das was man will und tut.Und nicht die Reise nach Jerusalem ,gelle ;-) und die Rechnung kriegen immer die Anderen.

  3. Die Sache ist ganz einfach, manipuliert Märkte sind halt nicht mehr berechenbar, vor allem weil man die sichersten Indikatoren, die Zinsen, manipuliert und sogar abschafft. Ich erinnere mich an die Aussage des Inflationsleugners, die mich aufregte, obwohl ich überhaupt kein „ NOBLER PREISTRÄGER“ bin. Normale Leute lernen einfach im täglichen Leben, dass von NICHTS NICHTS kommt und Alles erarbeitet werden muss.
    Fazit: Diese Obergescheiten haben die Folgen des Gelddruckens nicht erkannt.Diese Binsenwahrheit wäre für mich eher eine Prüfungsfrage auf tiefem Niveau und ist beschämend für die Oberelite, ( Willkommen im Fratzscher – Club)

  4. Dass er die Inflation nicht kommen sah ist eine Sache, dass er nachträglich die Gründe nicht eruieren kann bestätigt wider einmal ,dass diese Theoretiker in einer andern Welt leben.Jeder Kleinhandwerker hat es mit Studium am Wirtschaftstisch am eigenen Leib erfahren.
    Es bräuchte mehr Fachmänner als Krugmänner.

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