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Inside Boeing: Wer hat die Boeing 737Max bestellt? Ein Desaster in Zahlen

Die neueste Flugzeugfamilie von Boeing mit der Bezeichnung 737Max ist das am schnellsten verkaufte Flugzeug in der Boeing-Geschichte mit rund 5.000 Bestellungen von mehr als 100 Kunden weltweit. Interessant ist, dass Boeing selbst die Zahl von 5000 bestellten 737Max nennt, aber nur ca. 4000 Bestellungen genau einzelnen Bestellern zuordnet – wo und von wem sind die restlichen 1000 Bestellungen, die nicht ausgewiesen werden? Der Kaufpreis einer 737 MAX liegt zwischen 75 und 96 Millionen Euro (je nach Ausstattung).

Das bisherige Auftragsvolumen liegt zwischen 375 und 480 Milliarden Euro.

Durch das erst nun verhängte verhängte Flugverbot dieser Serie beläuft sich der Verlust alleine bei
Tui für die bislang 14 ausgelieferten Max-Flugzeuge auf rund drei Millionen Euro pro Woche. Norwegian hat bereits angekündigt, den Hersteller auf Schadenersatz zu verklagen.

Wenn wir die 376 bereits ausgelieferten 737 Max-Flugzeuge auf Grundlage der Verlustangabe der Tui berechnen, kommen wir auf einen Verlust aller Fluggesellschaften von 936 Millionen für die dreimonatige Flugsperre.

Sicherlich kein Vergleich zu den erwarteten Kosten, die noch auf Boeing zukommen können – aber sollte die Flugsperre noch verlängert werden, muss man von weit aus höheren Kosten ausgehen, denn die Fluggesellschaften, die mit dem 737 Max schon planen, müssen sich dann auch um teuren Ersatz kümmern.

Im Normalfall haben alle Käufer Boeing nach Unterzeichnung des Kaufvertrages auch schon eine beträchtliche Anzahlung überwiesen. Hier ein Kaufablauf, der wohl auch bei der 737 Max üblich ist:

Die Bestellung

„Bei einer festen Bestellung wird im Vertrag alles im Detail geregelt. Der Hersteller und der Kunde legen fest, um wie viele Flieger welchen Typs es geht, zu welchem Preis sie verkauft werden und wann sie geliefert werden. Hier muss die Flug- oder Leasinggesellschaft in der Regel auch eine siebenstellige Anzahlung leisten, es geht also um einen tiefen einstelligen Millionenbetrag. Im Vertrag wird auch festgehalten, wann die weiteren Zahlungen fällig werden. Meist muss der Kunde ungefähr zwei Jahre vor der Auslieferung eine größere Summe überweisen, weil dann der Hersteller ins Risiko geht, Material bestellt, Lieferanten bezahlen muss und mit dem Bau des Fliegers beginnt.“

(Quelle: https://www.aerotelegraph.com/was-bedeutet-bestellung-option-kaufrecht-das-kleine-einmaleins-des-flugzeugkaufs)

Dies würde bedeuten, dass viele Airlines schon vor über zwei Jahren den überwiegende Teil ihrer Bestellung geordert haben (und nun wohl praktisch nicht mehr so einfach stornieren können, denn es wird ihnen schlicht das Geld fehlen um Ersatz zu kaufen bzw. um aus dem Vertrag herauszukommen und möglicherweise Jahre lang auf die Rückzahlung ihrer Anzahlung zu warten!).

Wenn aber die Ursache der Probleme bei Boeing nicht alleine ein Software-Thema ist, sondern die Flugzeuge sogar neu konstruiert werden müssen (worauf einiges hindeutet), dann wird Boeing die bestellten Flugzeuge auf Jahre hinaus nicht ausliefern können! Und dann stellt sich die Frage, was mit den milliardenschweren Anzahlungen der Besteller passiert, die der US-Flugzeugbauer bereits vereinnahmt hat! Im Grunde muß Boeing also dann diese Gelder zurück erstatten, gleichzeitig die bisherige Konstruktions-Verfahrensweise bei den neueren Boeing 737er-Modellen ändern (was Milliarden-Kosten nach sich ziehen und lange dauern würde).

Daran wird aus unserer Sicht deutlich, welcher „Rattenschwanz“ für Boeing folgen dürfte, wenn es nicht mit einem Software-Update getan ist!

Hier die Fluggesellschaften, die die meisten 737 Max geordert haben:

1. Southwest Airlines (USA): 280 Maschinen

2. flydubai (Vereinigte Arabische Emirate): 251 Maschinen

3. Lion Air (Indonesien): 201 Maschinen

4. VietJetAir (Vietnam): 200 Maschinen


By Aka The Beav from Seattle, Washington – Flickr, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45522891



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2 Kommentare

  1. Ob nun 4000 oder 5000.
    Beides sind unfassbar hohe Zahlen.
    So uralt sind die Flotten nicht.

    Der Ölpreis schreit jetzt auch nicht grade nach neuneu.
    Schon seltsam viel

  2. Wo würde der Aktienkurs eines europäischen Unternehmens wohl „gelandet“ sein bei den aktuellen Informationen die im Bereich Boeing im Umlauf sind: -30,40,50%?
    Wirecard und Volkswagen hätten wohl bereits Insolvenz angemeldet.

    Mir tun nur die armen Toten und ihre Hinterbliebenen leid. Wenn sich die Aussagen bewahrheiten, dass es letztlich „kaufmännische“ Erwägungen waren die zur „Grundfehlkonstruktion“ führten, wäre es nur noch schlimmer. Aber vielleicht können sich es sich ja so hindrehen, dass Airbus schuld war, weil die einfach zu schnell, zu gut konstruiert hatten ;-)

    Ich steige jedenfalls ins keine Max Boeing (steht Max eigentlich für maximalen Profit?).

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