Allgemein

IWF: Europa vor weicher Landung, aber Inflation bleibt ein Problem

Eurozone - Foto: savvapanf - Freepik.com

Die restriktive Geldpolitik und die vielen Zinserhöhungen der EZB zeigen inzwischen Wirkung. Einerseits ist die Inflation deutlich zurückgekommen – im Oktober lag die Teuerung nur noch bei 2,9%. Andererseits haben die verschärften Finanzkonditionen dazu beigetragen, die Wirtschaft auszubremsen, weshalb die EZB jüngst ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum der Eurozone gesenkt hat. Dies spiegelt sich auch in den zuletzt schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone wider, was die Sorge vor einer Rezession schürt. Doch wenn es nach dem Internationalen Währungsfonds geht, sind die Sorgen unbegründet. Der IWF geht davon aus, dass Europa vor einer weichen Landung steht, trotz anhaltend hohen Zinsen.

Inflation senken, auch ohne Rezession

Wie Bloomberg berichtet, hält der Internationale Währungsfonds einen Zusammenbruch der europäischen Wirtschaft für unwahrscheinlich – selbst wenn die seit mehr als einem Jahr andauernden Zinserhöhungen die Inflation zähmen.

„Die Aussichten für Europa sind eine weiche Landung, wobei die Inflation allmählich zurückgeht“, sagte die in Washington ansässige Sonderorganisation der Vereinten Nationen am Mittwoch in einem Bericht und sagte voraus. Nach der Prognose des IWF, wird sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in der breiteren Region auf 1,3 % im Jahr 2023 verlangsamen und 2024 leicht auf 1,5 % ansteigen. Für die Eurozone erwartet die Organisation hingegen ein geringeres Wachstum von 0,7 % in diesem Jahr sowie 1,2 % in 2024.

IWF: Trotz des Kampfes de EZB gegen die Inflation soll die Wirtschaft in der Eurozone wachsen
Die europäischen Volkswirtschaften stehen in den kommenden Jahren vor einem gedämpften Wachstum

IWF warnt vor einer anhaltend hohen Inflation

Der IWF warnte jedoch, dass es mehrere Jahre dauern könnte, bis die Verbraucherpreise wieder auf ein normales Niveau zurückkehren, nachdem sie zu Beginn des Kriegs in der Ukraine weiter in die Höhe geschnellt waren und den stärksten Zinsanstieg in der Euro-Ära ausgelöst hatten.

„Die Beibehaltung eines restriktiven geldpolitischen Kurses der EZB ist daher von entscheidender Bedeutung, um die Rückkehr der Inflation zum Zielwert innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens sicherzustellen“, so der IWF. „Die Unsicherheit über das Fortbestehen der Inflation ist groß, und die Kosten einer zu frühen Lockerung sind erheblich.

Die EZB habe die Kreditkosten in einem noch nie dagewesenen Tempo erhöht, um die Inflation einzudämmen, wobei die Auswirkungen in allen Volkswirtschaften zunehmend spürbar werden. Die Produktion in der Eurozone schrumpfte im dritten Quartal um 0,1 %, und Analysten erwarten ein ähnliches Ergebnis für das Vereinigte Königreich, wenn die Daten am 10. November veröffentlicht werden. In Deutschland sank die Produktion der Unternehmen mit 1,4% überraschend stark. Kein Wunder also, dass der IWF seine Prognose für Deutschland – immerhin die größte Volkswirtschaft in der Eurozone – erneut nach unten korrigiert hat. Laut der IWF-Schätzung wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen.

Schmaler Grat

Steigende Löhne tragen zwar zur wirtschaftlichen Erholung in Europa bei, bergen aber auch die Gefahr eines weiteren Inflationsdrucks – vor allem, wenn sie nicht durch Produktivitätssteigerungen ausgeglichen werden, so der IWF. Strukturelle Faktoren wie eine alternde Gesellschaft und die Bevorzugung kürzerer Arbeitswochen bedeuten, dass die Arbeitgeber bei der Gewinnung von Arbeitskräften einem härteren Wettbewerb ausgesetzt sind.

Solche Risiken sind besonders ausgeprägt in den europäischen Schwellenländern, wo die Löhne schneller gestiegen sind als in den fortgeschritteneren Teilen der Region, so der Bericht.

„Es ist ein schmaler Grat zwischen der Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung und dem Kampf gegen eine hartnäckig hohe Inflation“, so der IWF. „Die Zentralbanken müssen auf Aufwärtsrisiken für die Inflation achten und die Lohnabschlüsse und ihre Übereinstimmung mit den Produktivitätstrends genau beobachten. Eine deutliche Divergenz wäre besorgniserregend.“

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage

Exit mobile version
Capital.com CFD Handels App
Kostenfrei
Jetzt handeln Jetzt handeln

78,1% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld.