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James Bullard (Fed): Zinsanhebung war kein Fehler – und den Fehler müssen wir nun korrigieren..

FMW-Redaktion

Das Studium von Notenbanker-Reden gehört sicher zu den anregendsten und amüsantesten Tätigkeiten, denen man sich widmen kann. Vorausgesetzt man hat Humor und nimmt es mit der Logik nicht ganz so genau.

James Bullard ist sicher eines der wichtigsten Mitglieder der Fed. Mehrfach hat er mit seinen Aussagen bereits heftige Rallys an den US-Aktienmärkten ausgelöst durch seine Worte – und das könnte auch heute der Fall sein. Die Wall Street liebt ihn dafür, aber auch, weil er physiognomisch sehr „amerikanisch“ ist, also das, was sich die weiße Wall Street unter dem echten Amerika so vorstellt.

JamesBullard
Liebling der republikanisch gesinnten Wall Street: James Bullard
Foto: Federal Reserve Bank of St. Louis

Bullard, muß man wissen, hatte letztes Jahr immer wieder davor gewarnt, dass Blasen an den Finanzmärkten entstehen könnten, wenn die Fed ihre Geldpolitik nicht „normalisiere“. Noch vor einem Monat war daher seine feste Überzeugung: die Fed wird viermal die Zinsen anheben in 2016.

Heute Nacht aber sagte Bullard folgendes:

„I regard it as unwise to continue a normalization strategy in an environment of declining market-based inflation expectations“.

Es wäre also unklug, die Zinsen anzuheben, während gleichzeitig die Inflationserwartungen (sichtbar in den 5y5y-swaps) fallen. So weit so logisch – aber seit November 2015 ziehen die realen Inflationsdaten (also nicht die Inflationserwartungen, sondern die faktischen US-Verbraucherpreise und US-Erzeugerpreise) recht deutlich an. Bullard rechtfertigt seine Aussagen also nicht mit realen Daten, sondern mit Erwartungen einiger Marktteilnehmer – das ist das erste logische Problem.

Nun muß er seine Kehrtwende begründen – und erklären, warum es auf einmal nicht mehr um die Bildung von Blasen geht. Und da fallen ihm die Aktienmärkte ein, die seien ja so stark gefallen, womit sich die Gefahr einer Blasenbildung an den Finanzmärkten deutlich reduziert habe. Ausserdem hätten sich die Refinanzierungsbedingungen verschlechtert (das geschah im Rahmen des Abverkaufs an den Finanzmärkten mit der damit einhergehenden Risikoaversion bei der Kreditvergabe vor allem im Bereich spekulativer US-Anleihen, Junk-Bonds). Daher sei das Thema Blase nun „less of a concern.“

Aber nein nein: die eine Zinsanhebung sei natürlich kein Fehler gewesen, so Bullard. Zuvor hatte er ja immer vor der Bildung von Balsen gewarnt, und nun, nach der ersten Zinsanhebung, sind die Aktienmärkte stark gefallen, nun also dürfe man die Zinsen nicht weiter anheben. Und was ist, wenn aus der Untätigkeit der Fed dann doch wieder Blasen entstehen, möchte man Bullard da gerne fragen? Irgendwie ein logischer Zirkelschluß des Notenbankers..

Und überhaupt: ihm sei klar geworden, dass der Fall der Inflationserwartungen nicht nur mit dem Ölpreis zu tun haben könnten, sondern eher „endemisch“ seien. Und wenn man vor einem solchen Problem stehe und die Inflationserwartungen sich immer weiter von dem Zielwert der Fed (2%) entfernten, dann drohe eine Notenbank ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Eine Zinsanhebung sei in einem solchen Umfeld nicht möglich, weil die Märkte dann ihr Vertrauen in die Fed verlieren könnten:

„Central banks need to defend their credibility. That is why this is worrisome.“

Faktisch bedeutet das: die Fed hat kapituliert und eingesehen, dass sie sich mit dem mantra-artigen Festhalten an vier Zinsschritte in 2016 fast schon lächerlich gemacht hat – die Märkte haben das nie geglaubt. Nun wird zurück gerudert – um die Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren. Fragt sich nur, ob nicht gerade dieses Zurückrudern die Glaubwürdigkeit nicht noch mehr beschädigt, wenn sie lediglich auf „weichen Stimmungs-Faktoren“ wie den Inflationserwartungen basiert statt sich an den realen Inflationszahlen zu orientieren..



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