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Kanada: Kapitaleinleger verlassen Hypothekenfinanzierer massenhaft, Aktie verliert schlagartig 65%

Die "Home Capital Group", ein bedeutender kanadischer Hypothekenfinanzierer, hat gestern ein Debakel erlebt. Die Aktie verlor in einem Rutsch 65% (Chart). Was war passiert? Die Holding gab bekannt, dass...

FMW-Redaktion

Die „Home Capital Group“, ein bedeutender kanadischer Hypothekenfinanzierer, hat gestern ein Debakel erlebt. Die Aktie verlor in einem Rutsch 65% (Chart). Was war passiert? Die Holding gab bekannt, dass man sich von einem Investor kurzfristig eine Kreditlinie in Höhe von 2 Milliarden kanadischer Dollars einräumen lässt. Dieser Kredit wird abgesichert mit Hypothekenbeständen der Firma.

Nicht nur das lässt den Markt aufschrecken. Auch kann man die Kreditkonditionen dieses 1 Jahr laufenden Kreditrahmens als Wildwest-Wucherkredit bezeichnen (vereinfacht ausgedrückt). So muss Home Capital für den Kredit vorab schon mal 100 Millionen Dollar Gebühr zahlen an den Kreditgeber. Gemäß Analystenschätzungen könnte der effektive Zinssatz auf die erste Milliarde durch Einberechnung auch anderer Sonderfaktoren dieses Kredits bei 22% liegen – bei voller Abrufung der Linie immer noch bei 15%. Solche Konditionen akzeptiert kein solventer Kreditnehmer!

Das bestätigt Home Capital zwar nicht offiziell, schreibt aber indirekt, dass man davon ausgehe, dass durch diese Kreditlinie eine maßgebliche Beeinflussung auf die Gewinne der Firma stattfinde. Sie mache es der Firma unmöglich die bisherigen finanziellen Ziele zu erreichen. Zusammen mit dem Kredit und der aktuellen eh schon vorhandenen Liquidität habe man dann Barmittel über 3,5 Milliarden Dollar zur Verfügung, so das Unternehmen in seiner offiziellen Mitteilung.

So ein Polster aufzubauen scheint auch dringend notwendig zu sein, denn alleine in den letzten vier Wochen haben Kunden auf der Einlagenseite Guthaben in Höhe von 591 Millionen kanadischer Dollar abgezogen, womit nur noch 1,4 Milliarden Dollar verbleiben. Man gehe davon aus, dass diese Abflüsse weitergingen, und dass die Kreditlinie die Auswirkungen kompensieren können, so das Unternehmen.

Warum aber diese Mittelabflüsse der Anleger? Denn diese Guthaben sind extrem hoch verzinst. Es scheint um Angst zu gehen, ob der ganze Laden überhaupt noch zusammengehalten werden kann. Es geht offenbar darum, dass womöglich bei zahlreichen Kreditkunden für Hausfinanzierungen falsche Angaben in den Kreditanträgen gemacht wurden, weshalb die Firma zahlreichen Vermittlern dieser Verträge die Zusammenarbeit schon gekündigt hatte.

Die Befürchtung ist naheliegend. Was, wenn durch eine Zinswende und plötzlich steigende Kredit-Monatsraten herauskommt, dass so manche oder viele Kunden doch nicht gut genug Geld verdienen um die monatlichen Belastungen tragen zu können? Dann kann so ein Kartenhaus schon mal zusammenbrechen und ein großes Loch hinterlassen, wue die US-Immobilienkrise 2007/2008 eindrucksvoll bewiesen hat.

Tja, ist es nur eine Art schlechtes Risiko- und Vertrags-Management bei einem einzelnen Anbieter wie Home Capital, oder nur bösartige Gerüchte, die die Kapitaleinleger in die Flucht treiben? Oder gar der Anfang einer unterschwellig jahrelang brodelnden Immobilienkrise, die in den USA schon vor zehn Jahren geplatzt ist? Überhitzt ist der Markt in Kanada jedenfalls vielerorts schon (Vancouver schlägt alle Rekorde, angeheizt durch tausende einwandernde Millionäre aus China).


Die Aktie der Home Capital seit 2006. Der gestrige Absturz macht die Kursgewinne der letzten Jahre endgültig kaputt.



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