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Unveröffentlichte Dokumenten einer US-Analyse KI-Gesetz: USA warnen EU vor Überregulierung – Wettbewerbsverlust

KI-Gesetz: USA warnen EU vor Überregulierung - Wettbewerbsverlust
Foto: Stefan Wermuth/Bloomberg

Die EU will als Teil ihrer digitalen Strategie die künstliche Intelligenz (KI) regulieren, um dadurch bessere Bedingungen für die Entwicklung und Nutzung dieser innovativen Technologie zu schaffen. Wie das Europäische Parlament auf ihrer Webseite schreibt, soll das KI-Gesetz sicherstellen, dass die in der EU eingesetzten KI-Systeme sicher, transparent, nachvollziehbar, nicht diskriminierend und umweltfreundlich sind. Klingt erstmal gut, doch auf den zweiten Blick gibt es einen Haken. Daher haben die USA die Europäische Union gewarnt, dass das von ihr vorgeschlagene Gesetz zur Regulierung künstlicher Intelligenz Risiken birgt. Einerseits könnte es zum Wettbewerbsverlust führen. Andererseits würde es Unternehmen begünstigen, die über die nötigen Ressourcen verfügen, um die Kosten für die Einhaltung der Vorschriften zu decken. Kleinere Firmen würden dagegen unter dem Gesetz leiden, dies geht aus bisher unveröffentlichten Dokumenten hervor, die Bloomberg News vorliegen.

KI-Gesetz schränkt Wettbewerbsfähigkeit ein

Die US-Analyse konzentriert sich hauptsächlich auf die Version des KI-Gesetzes des Europäischen Parlaments, das Regeln für generative KI enthält. Einige Regeln im Gesetz des Parlaments basieren auf Begriffen, die „vage oder undefiniert“ sind, wie die Dokumente zeigen.

Die Analyse ist die detaillierteste Stellungnahme Washingtons zu der EU-Gesetzgebung, die für andere Länder, die Vorschriften für KI erlassen, richtungsweisend sein könnte. Eine Sorge der USA ist, dass sich das Europäische Parlament darauf konzentriert, wie KI-Modelle entwickelt werden, während die USA einen Ansatz bevorzugen würden, der sich auf das Risiko konzentriert, das mit der tatsächlichen Nutzung dieser Modelle verbunden ist.

In der Analyse wird davor gewarnt, dass die EU-Vorschriften die Gefahr bergen, „den erwarteten Produktivitätsschub zu dämpfen und möglicherweise zu einer Abwanderung von Arbeitsplätzen und Investitionen in andere Märkte zu führen.“

Die neuen Regeln würden wahrscheinlich auch „Investitionen in die KI-Forschung und -Vermarktung in der EU behindern und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen einschränken“, da das Training großer Sprachmodelle ressourcenintensiv sei, so die Analyse.

Bedenken der USA

Die Rückmeldung des US-Außenministeriums, einschließlich einer zeilenweisen Überarbeitung bestimmter Bestimmungen des Gesetzes, wurde in den letzten Wochen an die europäischen Kollegen weitergegeben, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, die nicht über die Dokumente sprechen wollten.

Eine dieser Personen sagte, die Kommentare seien im Geiste der Zusammenarbeit und der Angleichung der Werte gemacht worden. Einige der US-Bedenken wurden von EU-Mitgliedsländern als Reaktion auf die Version des Europäischen Parlaments aufgegriffen, sagte die Person.

Das Außenministerium und die Europäische Kommission lehnten eine Stellungnahme ab.

Das KI-Gesetz des EU-Parlaments, über das die Gesetzgeber im Juni abstimmten, würde mehr Transparenz über das Quellmaterial verlangen, das zum Training der großen Sprachmodelle verwendet wird, die den meisten generativen KI-Produkten zugrunde liegen. Diese Abstimmung hat den Weg für Verhandlungen zwischen dem Parlament, der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten geebnet. Die Beamten hoffen, bis Ende des Jahres eine Einigung über die endgültigen Regeln zu erzielen.

Die US-Analyse steht im Einklang mit den Forderungen des US-Außenministeriums nach einem eher lockeren Umgang mit der Technologie, um Innovationen nicht zu ersticken. Staatssekretär Antony Blinken hatte sich bei einem Treffen mit Kommissionsbeamten Ende Mai in Schweden gegen eine Reihe von Vorschlägen des EU-Parlaments zur Kontrolle generativer KI ausgesprochen.

EU: Wettbewerbsverlust durch Überregulierung

Gleichzeitig hat Washington den politischen Entscheidungsträgern der EU gemischte Botschaften über seine Ansichten zur Regulierung übermittelt. Als die Kommission 2021 erstmals das KI-Gesetz vorschlug, wehrten sich die USA. Doch inzwischen haben einige amerikanische Beamte begonnen, verbindliche Regeln positiver zu sehen, während KI-Entwickler und Ethiker vor den möglichen Gefahren der Technologie warnen.

Aaron Cooper, Leiter der Abteilung für globale Politik bei BSA The Software Alliance, einer Handelsgruppe, die sowohl mit US- als auch mit EU-Beamten über die KI-Regulierung verhandelt hat, sagte, es sei wichtig, dass sich die KI-Vorschriften der Länder auf grundlegende Dinge einigen, einschließlich Definitionen.

„Das Wichtigste, was die Biden-Administration tun kann, ist, weiterhin ein offenes Gespräch mit ihren europäischen Amtskollegen über die Ziele der KI-Politik zu führen“, sagte Cooper.

Während die EU das KI-Gesetz vorantreibt, debattiert sie noch darüber, wie die Bausteine der Technologie, die sogenannten Basismodelle (Foundation Model), und die allgemeine KI reguliert werden sollen. Einige Länder befürchten, dass eine Überregulierung der Technologie Europa weniger wettbewerbsfähig machen wird.

Nachdem OpenAI im vergangenen Jahr ChatGPT eingeführt und damit einen Boom in der generativen KI ausgelöst hatte, fügte das Europäische Parlament Vorschriften hinzu, die ausdrücklich auf diese Technologie abzielen.

Frühere Versionen des EU-KI-Gesetzes folgten dem risikobasierten Ansatz, den die USA bei der KI-Regulierung bevorzugen. Dieser Ansatz wurde auch in einem Anfang des Jahres vom National Institute of Standards and Technology des Handelsministeriums veröffentlichten Rahmenwerk dargelegt.

FMW/Bloomberg

Europäisches Parlament: USA warnen EU vor Überregulierung - KI-Gesetz



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1 Kommentar

  1. Bei KI reicht es, wenn der Anbieter von KI-Aussagen für die Richtigkeit dafür haftbar ist und bei Kleingedrucktem nicht von dieser Haftpflicht abgewichen werden kann – mehr braucht dazu es nicht.
    Begründung: Kein Nutzer wird je die genutzten Daten aus einer Datenbank kennen können auf deren Inhalte die KI trainiert wurde. Auch wird nie jemand wissen können, welche Logik in den Algorhythmen implementiert wurde um diese Resultate zu erreichen. Leider wird aber der Normalbenutzer glauben KI sei nun etwas Intelligentes, das man als sehr glaubhaft einzustufen habe. Die Konsumentenschützer und Gerichte werden in Zukunft vor Bergen an Betrugsverdachte stehen.

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