Allgemein

Lohn-Preis-Spirale mit Nachbrenner – Druck bei Seehäfen und Flughäfen

verdi macht jetzt massiv Druck für höhere Löhne bei der Lufthansa und bei Seehäfen. Höhere Löhne befeuern die Lohn-Preis-Spirale.

Containerschiff im Hamburger Hafen

Es ist ein zweischneidiges Schwert, oder auch die Quadratur des Kreises. Niemand möchte Inflation – aber gleichzeitig möchte auch kein Arbeitnehmer durch Inflation Kaufkraft verlieren, und besteht verständlicherweise auf einen Inflationsausgleich in Form deutlich steigender Löhne. Aber genau dadurch wird die Lohn-Preis-Spirale angefacht. Denn die Arbeitgeber müssen die steigenden Lohnkosten refinanzieren, in dem sie für ihre Kunden die Produktpreise anheben. Die Inflation steigt dann weiter – und die Arbeitnehmer, die höhere Preise an der Ladenkasse zahlen, verlangen dann noch höhere Löhne. Aktuell sehen wir, wie die Gewerkschaften stark steigende Löhne fordern. Aktuell sehen wir, wie die Dienstleistungsgewerkschaft verdi bei Seehäfen und Flughäfen den „Nachbrenner“ einschaltet.

Faktoren für die Lohn-Preis-Spirale und Forderungen der IG Metall

Gestern hatte ich da Thema Lohn-Preis-Spirale ausführlich besprochen. Wichtige Faktoren sind der bereits mit voller Wucht erkennbare Demografiewandel, die Personalnot an Flughäfen, die hohen aktuellen Lohnforderungen der Gewerkschaften, und der kräftig erhöhte Mindestlohn. Vor allem die Lohnforderungen üben Druck auf die Arbeitgeber aus, die Preise für ihre Kunden raufzusetzen. Die IG Metall fordert aktuell 6,5 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten in der Stahlbranche. Und Anfang dieser Woche hat die IG Metall ihre Forderung für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie veröffentlicht. 7 bis 8 Prozent mehr Geld will man für seine Mitglieder erstreiten.

verdi mit Forderungen für Flughäfen und Airlines

Jetzt macht die große Dienstleistungsgewerkschaft verdi Druck auf die Arbeitgeber, was ebenfalls auf die Lohn-Preis-Spirale wirkt. Wie gestern bereits besprochen – die Lage an den Airports ist katastrophal. Man findet bei Knochenjobs (Gepäckabfertiger etc) für miserable Löhne keine Arbeiter mehr, aber auch beim Bodenpersonal von Airlines etc. Meine jüngste Forderung kann ich nur wiederholen: Die Löhne und letztlich die Flugpreise müssten drastisch steigen, wenn Airports und Airlines in Zukunft überhaupt noch normal arbeiten wollen. Und nun hat verdi für 20.000 Beschäftigte bei der Lufthansa die Forderung aufgestellt, dass die Löhne um 9,5 Prozent steigen sollen, mindestens aber soll es 350 Euro monatlich mehr geben – bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Nach drei Jahren Lohnverzicht sind die Beschäftigten laut verdi besonders hart von der hohen Inflation getroffen. Deshalb gelte es jetzt mit deutlichen Lohnsteigerungen die Beschäftigten bei der Lufthansa zu halten, und neue Beschäftigte mit attraktiven Gehältern zu gewinnen.

Streiks und Lohnforderungen für Seehäfen

Schlimmer könnte es momentan für die deutsche Volkswirtschaft nicht kommen. Gerade diese Woche werden in deutschen Seehäfen mehrere Warnstreiks durchgeführt. Dank Lockdowns in China kommt es weltweit seit Wochen zu riesigen Staus vor Containerhäfen, so auch in der deutschen Bucht. Die Containerterminals sind voll ausgelastet, und kommen nicht hinterher bei der Abfertigung. Und jetzt auch noch Streiks – das ist eine Katastrophe für die Unternehmen und ihre Lieferketten, was die Inflation weiter anheizen dürfte. Aber die Forderungen nach Lohnausgleich bei Inflation haben nun mal ihre Berechtigung! ver.di fordert laut gestriger Mitteilung für die rund 12.000 Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Betrieben in Hamburg, Bremen und Niedersachsen eine Erhöhung der Gehälter um 1,20 Euro pro Stunde sowie einen tatsächlichen Inflationsausgleich. Auch fordert man die Erhöhung der jährlichen Zulage für Beschäftigte der Vollcontainerbetriebe um 1.200 Euro sowie eine Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten. Das von den Arbeitgebern in der vierten Verhandlungsrunde vorgelegte Angebot hat sich laut verdi als klassische Mogelpackung entpuppt. Es sei völlig unzureichend und hätte keine substanzielle Verbesserung zum vorherigen Angebot gebracht.

Egal auf welchem Niveau genau sich Industriebetriebe und Dienstleister mit IG Metall und verdi einigen werden. Die Löhne werden spürbar ansteigen, was einen Push-Faktor für die Lohn-Preis-Spirale bedeuten wird.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage

Exit mobile version
Capital.com CFD Handels App
Kostenfrei
Jetzt handeln Jetzt handeln

75,0% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld.