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Nullzins, na und? – dann erhöht man einfach die Sparquote! Bundesbank-Report offenbart Besonderheit deutschen Sparverhaltens

Die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank sollte unter anderem eigentlich dazu dienen, die Verbraucher zum Konsumieren anzuregen, was der Wirtschaft Impulse verleiht, die Steuereinnahmen erhöht und die relativen Staatsschulden senkt und so weiter. Da hat Mario Draghi die Rechnung aber ohne die Deutschen gemacht, denn was macht der Bundesbürger? Er spart halt mehr – in zinsfreien Anlagen.

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Nullzins-Politik und der Report der Bundesbank

Das Barvermögen der deutschen Haushalte (Bargeld, Wertpapiere, Bankeinlagen, Versicherungen) stieg im ersten Quartal auf den Rekordwert von rund 6170 Milliarden Euro, ein Plus von 153 Milliarden Euro oder 2,6 Prozent gegenüber dem letzten Quartal 2018. Dazu die Bundesbank: „Die privaten Haushalte erhöhten vor allem ihre Bestände an Bargeld und Einlagen sowie ihre Ansprüche gegenüber Versicherungen (trotz Nullzins). Damit hielt ihre Präferenz für liquide oder als risikoarm empfundene Anlagen an.“

Deutsche ignorieren die reale Geldentwertung

Das Geldvermögen der Deutschen ist mit knapp 2,5 Billionen damit so hoch wie nie und es liegt auf Konten, die de facto keine Zinsen bieten. Allein in den ersten drei Monaten des neuen Jahres kamen 39 Milliarden Euro hinzu. Was kurzfristig nicht auffällt, ist der Kaufkraftverlust dieser Anlage, bei 1,7 Prozent Inflation sind dies bei 2,5 Billionen Euro immerhin schon 40 Milliarden Euro an Wertverlust.

Und es könnte noch schlimmer kommen. Durch die Ankündigung weiterer Zinssenkungen geraten die Geldinstitute immer mehr „unter Wasser“ und werden nicht umhin kommen, auch für niedrige Geldanlagen Strafzinsen zu verlangen (hier die jüngsten Aussagen der Volksbanken). Nach Mario Draghis eindeutigen Hinweisen ist mit einer Senkung des Einlagensatzes auf minus 0,5 Prozent zu rechnen.

Wie werden Anleger reagieren?

Bisher konnten die Kunden bei Geldanlagen die negative Realverzinsung noch ignorieren, schließlich hatte sich die Anlagesumme nominal zum Jahresende nicht verändert. Aber was geschieht, wenn die Sparsumme plötzlich schrumpft – eine völlig neue Erfahrung im Land der Sparkassen? Circa 15 Prozent der deutschen Anleger sind derzeit über die Direktanlage oder mittels Fonds in Aktien investiert. Die Statistik der Bundesbank zeigt dabei einen Vermögenszuwachs

-in den Aktiendepots von 281 auf 317 Milliarden Euro und bei
-den Aktienfonds eine Steigerung von 556 auf 597 Milliarden Euro an. (Erstes Quartal 2019)

Zustande kam der Zuwachs durch gutlaufende Börsen. Die neu investierte Summe betrug laut Bundesbank nur 10 Milliarden Euro.

Also, wird sich im Anlageverhalten der Deutschen etwas ändern? Sollte sich eine Rezession plus Börseneinbruch einstellen, sicher nicht. „Buy the dip“ ist alles andere als eine deutsche Mentalität. Aber bei Strafzinsen und stabilen Aktienkursen und einer Dividendenrendite von drei Prozent könnte es schon ein sukzessives Umdenken geben. Es gibt auch kaum mehr eine Zeitung, in der nicht auf die Enteignung des Geldsparers hingewiesen wird.

EZB-Tower - hier wird über den Nullzins entschieden
EZB-Zentrale in Frankfurt. Hier wird die Nullzins-Politik für die Eurozone gemacht. Foto: Simsalabimbam CC BY-SA 4.0



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