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Öl: Saudi-Arabien und Russland – Gewinner und Verlierer des Ukraine-Kriegs

Bohrinsel für Öl

Wo der eine verliert, gewinnt der andere. Russland hat es derzeit nicht einfach sein Öl auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Obwohl Europa Brennstoffe aus Russland bislang noch nicht offiziell sanktioniert hat, gibt es eine Art „Selbstsanktionierung“ des Westens. Private Importeure und Logistiker meiden russische Produkte. Also muss Russland sein Öl anderweitig los werden. Und in so einer Lage sind die potenziellen Käufer in der Regel die Gewinner. Saudi-Arabien hingegen ist in der aktuellen Lage der ganz große Gewinner, wie aktuelle Daten zeigen.

Saudi-Arabien gewinnt

Wenn russisches Öl gemieden wird, drängt man sich derzeit offenbar viel lieber um das Angebot aus Saudi-Arabien. Dementsprechend konnte das Land gerade erst seine Verkaufspreise deutlich anheben, vor allem für Kunden in Asien. Dort konnte man die Preise auf ein Allzeithoch anheben. Der staatliche Ölproduzent Saudi Aramco hat den offiziellen Verkaufspreis für die Öl-Sorte „Arab Light“ für den Liefermonat Mai für Asien auf 9,35 Dollar pro Barrel über dem Preis für Rohöl aus Oman/Dubai angehoben, und erreichte damit den bisher höchsten Aufschlag für diese Öl-Sorte.

Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) könnten die internationalen Ölmärkte ab April 3 Millionen Barrel russisches Öl pro Tag (Rohöl und Destillate) verlieren. Öl scheint also knapp zu sein auf dem Weltmarkt – und Saudi-Arabien als großer zuverlässiger Lieferant – vor alle für asiatische Abnehmer – macht ordentlich Kasse mit seinem aktuellen Preisaufschlag. Erst letzte Woche haben die USA und die IEA verkündet Öl-Reserven in großem Umfang auf den Markt zu werfen, um den Ölpreis abzusenken. Aktuell sieht es noch nicht danach aus, als würde das wirklich gelingen. Aber noch ist nicht alle Hoffnung verloren – diese Woche will die IEA die Reservemengen bekanntgeben, die 31 Staaten abseits der USA auf den Markt bringen wollen. Dies könnte den Ölpreis erneut fallen lassen. Aber aktuell jedenfalls profitiert Saudi-Arabien von der Öl-Knappheit und der offenkundig guten Nachfrage aus Asien.

Russland ist der Verlierer – kann aber dennoch sein Öl verkaufen

Russland ist der Verlierer. Man führt Krieg gegen die Ukraine. Und wie gesagt – trotz nicht vorhandener Sanktionen gibt es im Westen eine Art Selbstsanktionierung. Wie die Verhandlungsposition zwischen Russland und asiatischen Käufern derzeit aussieht, verrät seit Tagen und Wochen der Urals-Brent-Spread. Er zeigt an, wie groß der Rabatt für russisches Urals-Öl ist gegenüber der weltweit am meisten beachteten Sorte Brent. Im folgenden TradingView Chart sieht man gut, wie dieser Rabatt seit Kriegsausbruch von 4 Dollar auf gestern 33 Dollar gestiegen ist. Russland muss also große Rabatte einräumen um sein Öl zu verkaufen, während Saudi-Arabien gleichzeitig satte Preisaufschläge für sein Öl verlangen kann.

Der Rohstoff-Experte Carsten Fritsch von der Commerzbank erwähnt, dass Indien laut dem dortigen Finanzminister bereits Öl-Lieferungen für 3-4 Tage aus Russland erhalten hat, und weitere Lieferungen folgen dürften. Preisrabatte bewegen sich laut Berichten bei 35 Dollar. Zu dem aktuell stark verteuerten Öl aus Saudi-Arabien erwähnt Carsten Fritsch, dass Indien und China sich allerdings dazu veranlasst sehen könnten verstärkt auf das wesentlich billigere Öl aus Russland auszuweichen. Beide Länder haben sich den Sanktionen gegen Russland nämlich bislang noch nicht angeschlossen. Das ist der freie Markt, so möchte man es formulieren. Wenn ein Anbieter deutlich teurer ist als ein anderer Anbieter, weicht man auf den günstigeren aus. Dies könnte den Urals-Preisabschlag dämpfen und vielleicht die Preisaufschläge der Saudis auch wieder absinken lassen. Aber für diesen Augenblick machen die Saudis ein gutes Geschäft! Laut jüngsten Berichten gab es gerade erst neue Käufe von russischem Öl durch indische Raffinerien. Indien habe seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs am 24. Februar bis jetzt mindestens 14 Millionen Barrel russisches Öl gebucht, im Gegensatz zu fast 16 Millionen Barrel im gesamten Jahr 2021.

Aktuell berichtet der Gas-Experte Stephen Stapczynski, dass die wichtigsten Flüssiggas-Importeure Chinas zusätzliche russische Lieferungen kaufen wollen, die vom Weltmarkt gemieden wurden. China kaufe russische LNG-Ladungen auf dem Spotmarkt mit einem starken Abschlag. Wie bei Öl, so greift man offenbar auch bei Gas zu, wenn Rabatte winken. Der Trend in nächster Zeit könnte also so aussehen: Der Westen meidet zunehmend Gas und Öl aus Russland – die Käufer in Asien freuen sich als Folge darüber, dass sie dieses Öl mit satten Preisabschlägen einkaufen können. Russland verkauft dann wohl weiter Öl und Gas – statt nach Europa dann eben verstärkt nach Asien. Russland bezahlt den Ukraine-Krieg dann quasi durch geringere Erlöse, weil man den asiatischen Kunden deutliche Preisnachlässe einräumen muss.

Urals vs Brent Öl Spread



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