Märkte

Warum der Ölpreis von der Rezessions-Panik runtergezogen wird

Der Ölpreis fällt seit Freitag mehr als 4 Dollar. Die Rezessionsangst geht um. Dies wirkt negativ auf den Ölmarkt. Hier die aktuelle Lage.

Öl-Bohrinsel im Meer

Der amerikanische WTI-Ölpreis notierte Freitag Mittag noch bei 122,50 Dollar. Seitdem rauscht der Markt runter auf heute 118,47 Dollar. Das europäische Brent-Öl verliert im selben Zeitraum von 124 auf 119,55 Dollar. Schauen wir auf die aktuellen Gründe, die in neuen Corona-Ängsten in China, aber vor allem in der globalen Rezessionsangst zu suchen sind.

Ölpreis fällt deutlich – Inflation als Auslöser

Der Auslöser des Absturzes im Ölpreis war am Freitag die Meldung der US-Inflation für Mai. Sie wurde mit 8,6 Prozent nochmal spürbar höher vermeldet als erwartet (8,3 Prozent). Dies schürt die Rezessionsängste massiv. Denn bei immer weiter steigenden Preisen schränken die Verbraucher ihre Ausgaben ein, was vor allem in den USA Gift für die Konjunktur ist. Unternehmen erwarten dann weniger Umsätze und Gewinne. Folglich rauschen die Aktienmärkte in den Keller, weil mehr denn je eine Rezession erwartet wird.

Und weil die Federal Reserve die Zinsen (zur Eindämmung der Inflation) noch stärker anheben dürfte als sowieso schon erwartet, dämpft die Aussicht auch höhere Kreditzinsen für Unternehmen und Verbraucher die Konjunkturstimmung noch weiter. Je schlechter die Konjunktur läuft, desto weniger Öl wird nachgefragt. Dieses Szenario wird seit Freitag Nachmittag auch am Ölmarkt eingepreist. Parallel zum Aktienmarkt fällt daher auch der Ölpreis. Dies kann man gut sehen im TradingView Chart, der bis Donnerstag zurückreicht. Mittig im Chart sehen wir die Verkündung der höheren US-Inflation, und den parallelen Absturz im Ölpreis und im S&P 500 (auf CFD-Basis).

Neue Lockdown-Ängste in China drücken ebenfalls auf die Stimmung

Gibt es auch nur einen winzigen Corona-Ausbruch in China, herrscht sofort große Alarmstimmung. Droht derzeit in Peking ein großer Lockdown? Immer wenn man sowas hört, vermutet man eine einbrechende Öl-Nachfrage in China, was den Ölpreis negativ beeinflussen kann. So kann man es auch dieses Mal vermuten. Denn nach einem Corona-Ausbruch in einer Bar (!) müssen sich aktuell mehrere Millionen Menschen in einem Innenstadtbezirk in Peking testen lassen. Dazu wurden Lockdowns verhängt für Wohnblöcke, in denen rund 10.000 identifizierte Kontaktpersonen von Gästen dieser Bar leben. Man denkt sofort an die wochenlangen massiven Lockdowns in Shanghai, die spürbar auf die Öl-Nachfrage gedrückt hatten. Dieser negative Faktor kommt aktuell zur globalen Rezessionsangst hinzu, und belastet den Ölmarkt.

Ölmarkt hat zu lange nur auf Faktoren für Preisanstiege geblickt

Längere Zeit war der Ölmarkt gestiegen. Alles lief im Sinne der Bullen. Vor allem das am 31. Mai verhängte Ölembargo der EU gegen Russland – auch wenn es kein vollständiges Embargo ist – sorgte für gute Laune bei den Spekulanten, die auf einen weiter steigenden Ölpreis hofften. Denn wenn man als Käufer den großen Verkäufer Russland aus dem Spiel nimmt, muss man sich andernorts auf dem Weltmarkt Ersatz beschaffen, was grundsätzlich ein preistreibender Faktor ist.

Wir hatten erst am Freitag einen Expertenkommentar zitiert, wo darauf hingewiesen wurde, dass der Ölmarkt zuletzt nur einseitig preistreibende Nachrichten zur Kenntnis nahm. Neben dem Ölembargo half auch das weiterhin recht begrenzte Angebot der OPEC, sodass keine Ölschwemme auf den Markt kommt um den Ölpreis zu entlasten. Aber jetzt kommt mit voller Wucht die globale Rezessionsangst auf den Tisch. Sie ändert aktuell die Stimmung. Dies könnte einen Wendepunkt für den Ölpreis darstellen. Man darf die positiven Faktoren nicht vergessen. Aber verschärften sich die Rezessionshinweise, und rauschen die Aktienmärkte als Konjunkturbarometer weiter runter, könnte der Ölpreis nach unten folgen.

Kursverlauf im Ölpreis und S&P 500 seit Donnerstag.



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1 Kommentar

  1. Die kompetente Ölpolitik der OPEC+ verhindert eine Ölschwemme für den Fall einer globalen Rezession.

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