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Fördermengenkürzungen im Fokus Ölpreis-Rutsch? Branchenexperte mit Andeutung über Saudis

Plötzlicher Ölpreis-Rutsch? Ein Branchenexperte deutet aktuell an, Saudi-Arabien könnte seine Fördermengenkürzungen vorzeitig einstellen.

Prinz Abdulaziz bin Salman und der Chef von Saudi-Aramco
Prinz Abdulaziz bin Salman und der Chef von Saudi-Aramco Amin Nasser. Photographer: Gavin John/Bloomberg

Neben der weltweit starken Nachfrage nach Öl stehen vor allem die seit Monaten laufenden Fördermengenkürzungen von Saudi-Arabien und Russland im Fokus der Betrachter am Ölmarkt. Deswegen konnte der Ölpreis in den letzten drei Monaten so massiv ansteigen. Kann es demnächst ganz unverhofft zu einem Preisrutsch kommen? Möglich. Denn ein Branchenexperte macht aktuell eine Andeutung über die eigentlich noch bis Jahresende laufenden Kürzungen der Saudis über 1 Million Barrels Öl pro Tag.

Ölpreis-Rutsch möglich? Experte macht wichtige Andeutung

Laut der Rapidan Energy Group könnte Saudi-Arabien kurz davor stehen, seine Mission auf dem Ölmarkt für erfüllt zu erklären – und damit viel früher, als es den meisten Händlern bewusst ist. Riad hat den Brent-Ölpreis nahe der großen runden Marke von 100 Dollar pro Barrel getrieben, indem man die Produktion gerade zu dem Zeitpunkt drosselte, als die weltweite Kraftstoffnachfrage Rekordwerte erreichte. Dies könnte für das Königreich bald ausreichen, um die Produktion wieder anzukurbeln, anstatt einen weiteren Preisanstieg zu riskieren, der die Wirtschaft schädigt, so Rapidan.

Die Händler unterschätzen, „dass die Saudis ihren Fuß früher von der Bremse nehmen werden“, sagte Bob McNally, Präsident des Beratungsunternehmens Rapidan Energy Group und ehemaliger Beamter des Weißen Hauses, heute gegenüber Bloomberg TV. „Sie wollen den Markt nicht absichtlich übermäßig anspannen, denn wenn es zu einem Anstieg kommt, bricht die Nachfrage ein und es kommt zu einem Zusammenbruch.

Die globalen Ölmärkte werden „stark unter Druck gesetzt“, insbesondere bei Kraftstoffen wie Diesel und Heizöl, da sich der Spitzenverbrauch im Winter nähert, so McNally. Vor dem Hintergrund einer besonders instabilen Wirtschaftslage stelle dies eine Gefahr für Zentralbanken wie die Federal Reserve dar, fügte er hinzu. „Der wirklich vernünftige Weg, den Ölpreis zu senken, ist, dass Saudi-Arabien und die OPEC+ sagen: ‚Wir haben unseren Standpunkt klar gemacht, wir haben die spekulativen Short-Positionen verscheucht'“, so McNally. „Wir sind noch nicht so weit, aber wir kommen der Sache näher.“

OPEC-Treffen nächste Woche

Riad hat sich verpflichtet, die zusätzliche Förderkürzung von 1 Million Barrel pro Tag bis Ende des Jahres beizubehalten, und zwar in Abstimmung mit den Exportbeschränkungen des OPEC+-Mitglieds Russland. Das Land wird diese Strategie jedoch jeden Monat überprüfen und hat erklärt, dass man die Produktion nach oben oder unten anpassen könnte. Die OPEC und ihre Partner werden nächste Woche eine Marktbeobachtungssitzung abhalten und dann Ende November eine Vollversammlung auf Ministerebene abhalten, um die Förderpolitik für 2024 festzulegen.

Kommentar

FMW: Saudi-Arabien gilt als gewiefter Taktiker am globalen Ölmarkt. Es könnte in der Tat sein, dass man ab einer bestimmten Höhe im Ölpreis die Mengenkürzungen vorzeitig beendet, um die westlichen Volkswirtschaften nicht zu sehr abzuwürgen. Denn schließlich soll die Nachfrage nach Öl nicht zu stark zurückgehen, wenn für die Verbraucher im Westen Benzin und Diesel einfach zu teuer wird. Im Chart sehen wir den Verlauf im WTI-Ölpreis in den letzten elf Monaten. Die rote Linie zeigt das Preisniveau, wo Saudis und Russen ihre Fördermengenkürzungen vor drei Monaten gestartet hatten.

WTI-Ölpreis Verlauf in den letzten elf Monaten

FMW/Bloomberg/Chart TradingView



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10 Kommentare

  1. Es ist bedauerlich, daß sich OPEC+-Mitgliedsland Königreich Saudi-Arabien-Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud vom 46. US-Präsidenten Joe Biden in Sachen Ölfördermenge über den Tisch ziehen lässt. Wie souverän ist die Arabische Liga zur Zeit?

  2. Die Ölförderstaaten haben Interesse an starken Absatzzahlen ihres Öls, von daher kann ihnen nicht daran gelegen sein das weniger Öl verbraucht wird aufgrund der stark erhöhten Preise. Die OPEC kann ihr Öl nicht selbst trinken von daher ist es auch nicht möglich diese Förderpolitik dauerhaft beizubehalten, weswegen man letztendlich einknicken muss.

  3. … oder erpresst wird.
    Wie es John Perkins, der Economic Hitman in der Doku über ihn darstellt.Er hat zwei Koffer dabei. Einer gefüllt mit Dollarscheinen, der andere hat eine Pistole. Der Präsident hat dann freie Wahl. In dem Beispiel in der Doku stürzte das Flugzeug mit dem Präsidenten seiner Gattin und der Crew ab, weil er die Dollars nicht wollte. Und die Landespolizei durfte nicht untersuchen, sondern wurde von dem eiligst eingeflogenem CIA weggeschickt der die Untersuchung übernahm – in einem fremden Land.

    1. @ottonorma nimmt wieder Verschwoerungsphantasien als Realitaet….

      1. @Horst Schleimmer,
        noch nicht beim volkssturm in kiew gemeldet? wohl die hosen voll

        1. @1150 Thema verfehlt, setzen, 6

  4. es wird mal Zeit dass die USA sagen wer ihre wirklichen Freunde sind gehört Saudi-Arabien noch dazu?

    1. The U.S. has no friends, only interests.

  5. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Saudi-Arabien hat Förderkosten von um die 10 US Dollar das Barrel. Jetzt liegen wir locker beim Neunfachen im Verkauf.

    Hinzu kommt : Im Hintergrund machen die USA großen Druck. Saudi-Arabien ,das sich als Schützling der Vereinten Staaten versteht, möchte den großen Bruder auch nicht übermäßig verärgern.

    Für den Ölpreis – Anstieg suchte man sich bewusst das Vorwahl- Jahr aus. Im nächsten Jahr so hofft man, hat man sich in Amerika daran gewöhnt.

    Im Allgemeinen will man sich nicht mit den USA anlegen. Ich erinnere hier an die Fracking Krise im Jahre 2016.

  6. In den letzten paar Wochen haben immer wieder irgendwelche marktliberalen Schlaumeier gepostet, dass Preise grundsätzlich NICHT von Kosten oder anderweitigen Faktoren von Angebotsseite beeinflusst werden. Entscheidend sei angeblich NUR die Nachfrage.
    Beim Lesen dieses Artikels gewinnt man aber vielmehr den Eindruck, die Angebotsseite steuert die Preise nach Belieben durch Fördermengen wie ein Autofahrer die Geschwindigkeit mittels Gas- und Bremspedal. „Mission auf dem Ölmarkt erfüllt … Brent-Ölpreis durch Produktionsdrosselung getrieben … wollen den Markt nicht absichtlich übermäßig anspannen.“
    Also was denn nun, liebe Marktkenner und -profis?

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