Was hatten sich einige Trader doch sicherlich gefreut, dass ab Dienstag endlich Leben in die Bude kam, und dass der Ölpreis endlich aus seinem wochenlangen Seitwärtstrend ausbrechen konnte. Er fiel deutlich unter seine Range, nachdem es mehrere schlechte Nachrichten gab. Russland und OPEC, Bad News zum Handelskrieg, und laut API deutlich vollere Lagerbestände für Rohöl in den USA. Der Mix reichte, und der Ölpreis konnte endlich fallen auf bis auf 54,68 Dollar am Mittwoch Mittag. Aber dann.
Lagerbestände sorgen für Dreh im Ölpreis
Die offiziellen Lagerbestände in den USA stiegen nicht wie von API gemeldet um 5,9, sondern „nur“ um 1,4 Mio Barrels. Die Tatsache, dass die Lager also nicht so stark zunahmen wie dank API erwartet, sorgten am Terminmarkt ab Mittwoch um 16:30 Uhr für eine regelrechte Gegenbewegung, die in einer kleinen Kauforgie mündete. Und so stieg der WTI-Ölpreis zügig am Mittwoch Abend von 55,63 auf 57,34 Dollar. Was für eine Bewegung! Das zeigt wohl eher, dass Kaufdruck vorhanden war, und nur ein Auslöser gesucht wurde.
Und dann? Nach einer Pause begann der zweite Aufwärtsmove ab gestern 13 Uhr deutscher Zeit. Der WTI-Ölpreis stieg von 56,91 auf sagenhafte 58,64 Dollar gestern Abend. Mit aktuell 58,42 Dollar kann der Markt auch heute früh dieses höhere Niveau halten. Aber was ist der Auslöser für diese zweite Kaufwelle? Nun, wir berichteten gestern über Nachrichten, wonach die OPEC ihre Fördermengenkürzung womöglich nicht mengenmäßig, aber dafür zeitlich ausweiten will, und zwar vom bisherigen Enddatum März 2020 auf Juni 2020. Nach unserer Meinung ist eine weitere und dazu noch so kurze zeitliche Verlängerung kein neuer Stimulus mehr für den Markt.
Immer wieder Handelskrieg
Aber hey, haben wir uns etwa getäuscht? Mag sein. Hat der Markt diese Aussicht auf eine zeitliche Verlängerung um drei Monate genutzt um so kräftig anzusteigen? By the way… genau wissen wir es erst, wenn die OPEC in zwei Wochen tagt! Nein, zu dieser eher mauen OPEC-Nummer kamen (mal wieder) positive Nachrichten zum Handelskrieg. Zog das Thema den Markt Anfang der Woche noch nach unten, so hört man nun vom chinesischen Handelsministerium, dass man versuchen wolle eine Einigung im Handelsstreit voranzutreiben. Man kann sowas eigentlich nicht mehr hören.
Seit Wochen und Monaten ein ständiges Hin und Her, Hin und Her. Mal good news, mal bad news. Der folgende Chart zeigt den Verlauf im WTI-Ölpreis seit dem 5. November. Links im Bild sieht man den lange anhaltenden Seitwärtstrend. Rechts sieht man, wie er erst runter fiel aus der Range, vor allem wegen schlechten News zum Handelskrieg. Und jetzt zack, wieder hoch und über die Range wegen guten Nachrichten zum Handelskrieg. Die Lage hat sich mal eben schnell gedreht.
Kann man dieser aktuellen Euphorie wirklich trauen? Oder ist das eher eine Lachnummer, die ab Montag schon wieder durch die nächste negative Nachricht oder das nächste kleine negative Gerücht wie eine Seifenblase zerplatzt? Überlegen Sie selbst. Wir wissen ja auch nicht, was als Nächstes in Sachen Handelskrieg von wem verkündet wird. Ach ja, und das Meeting der OPEC in Wien rückt immer näher (5. und 6. Dezember). Je näher es kommt, desto öfter wird es vorab Aussagen einzelner Teilnehmerländer geben, welche den Ölmarkt bewegen können.
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