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Ölpreise fallen: Warum das Angebotsdefizit die Preise stützen wird

Ölpreise fallen: Warum das Angebotsdefizit die Preise stützen wird

Die Ölpreise für die Sorten WTI und Brent sind von ihren gestrigen Höchstständen wieder etwas zurückgekommen. Im gestrigen Handel kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent 126,21 USD. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) kletterte indessen auf 120,92 USD. Letztendlich scheiterten die Ölpreise an den Widerständen und gaben die Gewinne wieder ab. Während die Aktienmärkte, Kryptowährungen und Edelmetalle im Zuge des jüngsten Ausverkaufs unter Druck standen, erwiesen sich die Ölpreise jedoch als äußerst robust.

Angesichts des Angebotsdefizits halten sich die Rohölpreise weiterhin auf hohem Niveau, von Schwäche ist noch nichts zu sehen. Das unterstreicht auch der gestern von der OPEC veröffentlichte Monatsbericht. Die Nachfrageprognose für das zweite Halbjahr wurde von der OPEC leicht angehoben. Seit Jahresbeginn haben die Ölpreise für WTI und Brent nun schon circa 55 Prozent zugelegt. Die Gründe sind bekannt, sowohl der Ukraine-Krieg als auch die harten Sanktionen des Westens gegen Russland treiben die Preise nach oben. Ein knappes Angebot an Rohöl steht derzeit einer robusten Nachfrage entgegen. Durch erfreulichen Konjunkturdaten aus China erhielten die Ölpreise am Vormittag wieder leichten Auftrieb. Insbesondere die besser als erwarteten Daten der Industrieproduktion stützen die Preise.

Ölpreise halten sich auf hohem Niveau

Dass sich die Ölpreise für Brent und WTI derzeit so gut behaupten können, liegt vor allem an einem knappen Angebot. Dazu tragen auch die Probleme in Libyen bei. Aufgrund von Hafenblockaden sind dort derzeit Teile der Ölproduktion lahmgelegt. Damit fehlt dem Markt, der bereits durch das Öl-Embargo für russisches Öl belastet ist, vorübergehend knapp 1 Millionen Barrel zusätzlich pro Tag. Dementgegen seht die immer noch angespannte Situation in China. Die harte Null-Covid-Strategie führt zu weltweiten Lieferengpässen und einer schwächeren Energienachfrage. Dies lastet zunächst auf den Ölpreisen. Da die chinesische Regierung aber inzwischen immer mehr Lockerungen umsetzt, könnte die Ölnachfrage sogar bald weiter ansteigen.

Die eingebrochene Nachfrage nach russischen Öl aus dem Westen wird zum großen Teil durch Indien und China aufgefangen. Während der Westen kaum noch in Russland kauft, hat beispielsweise Indien seine Käufe deutlich ausgeweitet. Laut den Analysten der Commerzbank hat Indien seit April den Import fast verdreifacht. Angesichts der weiterhin starken Nachfrage kam es noch zu keiner größeren Korrektur der Ölpreise.

Gegenwind könnte aber aus den USA kommen. Laut der US-Energiebehörde soll die Schieferölproduktion um 143 Tsd. auf 8,9 Millionen Barrel pro Tag gesteigert werden. Seit mehreren Monaten steigen die Produktionsmengen. Die Ausweitung des Angebots kann in den kommenden Monaten zu einem Rückgang des Ölpreises für WTI führen. Kurzfristig könnte die heutige Veröffentlichung der US-Rohöllagerbestände um 16:30 Uhr die Ölpreise bewegen.

WTI und Brent im Aufwärtstrend

Im frühen Handel kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent 122,50 USD. Der Preis für ein Fass der Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert dagegen bei 116,10 USD. Wenn wir auf den WTI-Chart blicken, sehen wir, dass sich der Ölpreis weiterhin im Aufwärtstrend befindet. Im gestrigen Handel kam es zwischenzeitlich zu einem Ausbruchsversuch auf der Oberseite, anschließend fiel der Preis jedoch wieder zurück in den Kanal. Kurz vor der entscheidenden Widerstandszone zwischen 122,09 und 126,50 USD rutschte der Ölpreis bis an die Unterstützung bei 114,56 USD. Von dort aus könnte sich der WTI-Preis wieder gen Norden aufmachen. Ein erstes Ziel ist der Widerstand bei rund 121,00 USD. Darüber folgt dann gleich die massive Hürde sowie das März-Hoch. Erst ein Ausbruch über das Verlaufshoch dürfte wieder für mehr Impulse nach oben sorgen.

Fällt der Ölpreis unter das gestrige Tief bei 114,56 USD, könnte es zu einer Ausweitung der Konsolidierung kommen. Die nächste markante Unterstützung befindet sich am lokalen Tief bei 109,85 USD. Darunter könnte die 50-Tage-Linie (107,86) ebenfalls Unterstützung liefern. Das würde sich jedoch deutlich eintrüben, wenn der WTI-Preis aus dem steigenden Kanal herausfällt. Dann könnten wir einen Rücksetzer bis an die runde Marke von 100 USD sehen.

Ölpreise: WTI und Brent im Aufwärtstrend

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1 Kommentar

  1. Die im Bericht genannte Prognose der OPEC+ für die Erdölnachfrage im zweiten Halbjahr d.J. hat sicherlich eine stützende Wirkung für den Ölpreis. In diesem Zusammenhang kommt Rohstoffsicherungsgeschäften/Hedgefonds eine entsprechende Bedeutung zu.

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