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Preise für Rohstoffe im freien Fall – Rezessionsängste sorgen für Einbruch

Preise für Rohstoffe im freien Fall – Rezessionsängste sorgen für Einbruch

Die Angst vor einer Rezession lässt die Preise für Rohstoffe einbrechen. Nicht nur die Ölpreise geben nach, sondern auch Industriemetalle, Getreide und anderer Rohstoffe. Zuvor war es vor allem der Anstieg der Rohstoffpreise, der die Inflation angetrieben hat. Zu Beginn des Ukraine-Konflikts sprang der Ölpreis der Nordseesorte Brent in Richtung von 140 Dollar je Barrel und die amerikanische Sorte WTI bis 126 Dollar. Aber jetzt, wo die Notenbanken die Zinsen drastisch anheben, wächst die Angst vor einer Rezession – und lässt die Preise für Rohstoffen fallen. Brent notiert mittlerweile auf 112 Dollar und die Ölsorte WTI ist in der Vorwoche sogar zeitweise in Richtung der 100 Dollar-Marke gefallen. Es sind aber nicht nur die Ölpreise, die nachgeben, sondern auch andere Energieträer, Industriemetalle, Getreide sowie Produkte der Landwirtschaft.

Auch der Erdgaspreis, der zuvor extrem gestiegen ist, befindet sich nun in einer laufenden Korrektur. Die Preisrückgänge zeigen sich ebenfalls bei vielen anderen Commodities. Auffällig sind besonders die Rücksetzer bei den Industriemetallen. Darunter Kupfer, das den Spitznamen „Dr. Copper“ trägt, weil es ein zuverlässiger Indikator für die Verfassung der Weltwirtschaft ist. Das Industriemetall Kupfer wird quer durch viele Industriezweige verwendet und hat daher schon oft Wendepunkte der globalen Wirtschaft angezeigt. Es ist in erster Linie die Angst vor einer bevorstehenden Rezession, die viele Rohstoffe in den Preisen fallen lässt. Noch ist die Rezession in den USA zwar keine ausgemachte Sache, aber die Meinung der Marktteilnehmer geht stark in die Richtung.

Was spricht für eine Rezession?

Viele Indikatoren deuten derzeit auf eine Rezession in den USA hin. Bereits im April invertierte die Zinskurve der 2- und 10-jährigen US-Staatsanleihen, die langfristigen Zinsen lagen also unter den kurzfristigen. Die Invertierung gilt als Frühwarnsystem am Kapitalmarkt für eine bevorstehende Rezession. Seit 1955 hat eine Invertierung der 2- bis 10-jährigen Zinskurve nur einmal ein falsches Signal geliefert. Allerdings tritt die Rezession nicht direkt im Anschluss der Invertierung auf, sondern erst viele Monate bzw. über ein Jahr später.

Ein zweites eindeutiges Signal liefert der Ölpreis. Immer wenn der Ölpreis nachhaltig über die Marke von 100 USD geklettert ist, kam es anschließend zu einer Rezession. Der hohe Ölpreis ist zwar nicht der Auslöser, aber er signalisiert häufig eine bevorstehende Rezession.

Ein weiterer Indikator sind natürlich die Konjunkturdaten. Zuletzt haben die Einkaufsmanagerindizes sowohl für das Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor einen Stimmungsrückgang in den Chefetagen angezeigt. Darüber hinaus nährt das abgestürzte Verbrauchervertrauen der Uni-Michigan als wichtiger Stimmungsindikator die Befürchtungen, dass die USWirtschaft in eine Rezession abrutschen könnte. Zudem hat die US-Wirtschaft im ersten Quartal 2022 einen Rückschlag erlitten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gab im Vergleich gegenüber dem Vorquartal um 1,4 Prozent nach. Dies hat zuvor schon die Sorgen vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten verstärkt.

Zu guter Letzt ist es das aggressive Vorgehen der Fed im Kampf gegen die hohe Inflation, die eine Rezession auslösen kann. Steigende Zinsen uned eine Reduzierung der Fed-Bilanz führen in der Regel zu einer starken Wirtschaftsabschwächung sowie einer nachlassenden Nachfrage. Übertreibt es die Fed mit den Zinsanhebungen, dann kann es zu einer harten Landung der Wirtschaft kommen.

Rohstoffe fallen auf breiter Front

Der Rohstoffsektor hat nun begonnen, eine wahrscheinliche Rezession einzupreisen. Rohstoffe fallen auf breiter Front, zuletzt hat die Abwärtsdynamik sogar noch zugenommen. Dies betrifft nicht nur die Gas- und Ölpreise, sondern auch viele Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium und Nickel. In der beigefügten Grafik sehen Sie die Rückgänge seit den Jahreshochs. Vor allem die Industriemetalle sind dabei stark unter die Räder gekommen. Die Märkte antizipieren zukünftige Entwicklung häufig sehr genau. Die deutlichen Anzeichen einer Rezession beginnt der Markt daher Stück für Stück einzupreisen. Noch ist sicherlich Abwärtspotenzial vorhanden, da eine mögliche Rezession bisher nur geringfügig eingepreist ist. Der Markt stellt sich derzeit nicht die Frage, ob es zu einer Rezession kommt, sondern wie stark sie ausfallen wird?

Rohstoffe fallen: Ölpreise, Industriemetalle, etc. - Angst vor Rezession

Einbruch der Preise für Rohstoffe seit dem 7. März.

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2 Kommentare

  1. Aus meiner Sicht kann es aus rein weitschaftlicher Sicht zu keiner Rezession kommen. Warum? Die Nachfragen steigt weltweit, insbesondere in Asien stark.

    Ich sehe eher einen handfesten Wirtschaftskrieg und den unsinnigen Ukraine-Krieg. Die BRIC-Staaten (es werden immer mehr) repräsentieren 2/3 der Weltbevölkerung, während die G7 ca. 750 Mio Einwohner umfassen. Die BRIC-Staaten wollen mehr vom Kuchen abhaben und auch gleichberechtigt(er) behandelt werden. Diese führt bei uns zwangsläufig zu einem Wohlstandsverlust.

    Die EU will mit 600 Mrd Euro dagegenhalten. Dies führt zu einer höheren Inflationsrate, ebenso die teure Migration, der Wiederaufbau der Ukraine, usw. alles Kosten, die die BRIC-Staaten nicht haben.

    Es wird echt spannend für uns.

  2. @Peter, total falsch gedacht, die Wirtschaft hat kein Nachfrageproblem sondern im Gegenteil ein Angebotsprpblem.Wenn deine These stimmen würde gäbe es noch höhere Zinsen. Diese Rezession ist sicher, die Manipulatoren der letzten Jahre können jetzt nur noch den Zeitpunkt und die Stärke der Rezession beeinflussen.

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