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Gas in Rubel ohne russische Zentralbank – Experten erklären wie das geht

Russische Rubel

Die russische Zentralbank ist vom Westen sanktioniert worden, ihre Auslandsguthaben wurden eingefroren wegen dem Ukraine-Krieg. Nun hat Wladimir Putin gestern angeordnet, dass Russland so schnell wie möglich nur noch Gas nach Europa verkaufen soll, wenn es in Rubel bezahlt wird. Aber so viele Rubel gibt es gar nicht auf dem freien Devisenmarkt? Also müssten sich die westlichen Käufer an die russische Zentralbank wenden, um an Rubel zu kommen?

Rubel bei russischer Zentralbank kaufen?

Damit würde der Westen also seine eigenen Sanktionen brechen und die russische Zentralbank quasi wieder ins Spiel bringen. Ein genialer Schachzug von Wladimir Putin? Markus Fugmann hat diese Thematik heute früh besprochen. Wird der Westen sich folglich weigern Gas in Rubel zu bezahlen, und damit de facto schon in Kürze kein Gas mehr in Russland einkaufen? Gibt es nur Schwarz und Weiß, Ja oder Nein? Entweder man kauft bei der Zentralbank in Moskau die Rubel und verstößt gegen seine eigenen Sanktionen, oder man verzichtet schon in wenigen Tagen auf Gas aus Russland?

Experten erklären, wie eine praktikable Lösung aussehen kann

Laut den Experten der Commerzbank gibt es eine praktikable Lösung des Rubel-Problems. Die Rohstoff-Expertin Barbara Lambrecht schreibt dazu aktuell, dass eine Bezahlung von Gas in Rubel grundsätzlich möglich sein dürfte, ohne Sanktionen zu brechen – und zwar solange einige Geschäftsbanken in Russland von den westlichen Sanktionen ausgeschlossen bleiben. Aber es müsse nun nachverhandelt werden – und die Aussicht, mit dem erzwungenen Umschreiben der langfristigen Gasverträge schlechtere Konditionen zu erhalten, treibe die Preise für Gas höher. Hinzu komme, dass ein Embargo seitens der EU wieder ein Stück näher gerückt ist, nicht zuletzt weil die „unfreundlichen Staaten“ an der Nase herumgeführt würden.

Ulrich Leuchtmann, Leiter des FX-Research bei der Commerzbank, hat die praktikable Anwendung der Rubel-Käufe näher erläutert, bei der verhindert wird, dass die offiziellen westlichen Sanktionen gegen die russische Zentralbank gebrochen werden. Hier erwähne ich auszugsweise einige seiner heutigen Aussagen. Es ist seiner Aussage nach mehr als abenteuerlich der russischen Seite in dieser Sache „Vertragsbruch“ vorzuwerfen. Denn Gaslieferverträge (die größtenteils Bezahlung in Dollar oder Euro vorsehen) seien Verträge zwischen russischen Unternehmen und EU-Unternehmen. Diese Verträge könnten nun nicht mehr eingehalten werden, weil die Gesetzeslage in Russland sich ändert. Das sei kein Vertragsbruch, sondern die Vertragserfüllung sei objektiv unmöglich geworden – so wie bei allen Sanktionen. Auch EU-Unternehmen könnten nicht Lieferverträge einhalten, wenn diese gegen die EU-Sanktionen verstoßen. Eine Sanktion sei kein Vertragsbruch, sondern eine Eingriffsnorm. Staaten hätten das Recht solche Normen zu setzen.

Und jetzt kommen wir zum entscheidenden Punkt. Laut Ulrich Leuchtmann muss niemand die Sanktionen gegen die russische Zentralbank brechen um Rubel zu erwerben. Rubel – wie jede andere Währung der Welt – gebe es nicht nur bei der Zentralbank, sondern auch bei Geschäftsbanken. Einige von denen seien ebenfalls sanktioniert, aber eben nicht alle. Und klar, diese Geschäftsbanken würden natürlich wiederum mit der Zentralbank handeln. Aber das würden Banken per definitionem so machen. Die Sanktionen gegen die russische Zentralbank können seiner Aussage nach daher gar nicht als Sekundärsanktionen angelegt sein (also nicht auch Institute treffen, die aufgrund ihrer lokalen Rechtslage sich nicht an EU- und US-Sanktionen halten). Weil sonst – wieder: per definitionem – alle russischen Banken sanktioniert wären.

Interessante Anmerkungen

Die russische Volkswirtschaft insgesamt hat sich laut Aussage von Ulrich Leuchtmann netto fast eine halbe Billion Dollar an Forderungen gegenüber dem Ausland erarbeitet. Nun habe Russland aber in den letzten Wochen die Erfahrung machen müssen, dass viele dieser Forderungen (die Reserven der Zentralbank, Konten von sanktionierten Unternehmen und Einzelpersonen) nutzlos werden können. Man dürfe sich daher doch nicht wundern, dass die russische Volkswirtschaft nicht mehr exportieren will, wenn sie weiterhin diesem Risiko ausgesetzt wäre. Wenn wir in Europa meinen, weiterhin russisches Gas kaufen zu müssen, dann müsse uns bitteschön klar sein, dass wir der Gegenseite dafür etwas für sie Nützliches bieten müssen. Will Europa das nicht, müsse halt Schluss sein mit den Gasimporten.

Freilich ist es laut Aussage von Ulrich Leuchtmann so, dass die Rubel, die zur Bezahlung der Gasimporte benötigt werden, irgendwoher kommen müssen. Wer im Westen Rubel besitzt, dürfte die nun leichter an Gasimporteure loswerden können. Ansonsten müsse sich der Gasimporteur Rubel besorgen, und zwar direkt oder indirekt wieder von russischen Geschäftsbanken. Nur muss man denen halt dafür Euros oder Dollar geben. Netto würden es also nicht mehr Konten russischer Gasexporteure sein, auf denen die Hartwährungsbeträge liegen, sondern die Konten russischer Geschäftsbanken. Sonst ändere sich eigentlich nichts. Solange vermutet werden könne, dass einige russische Banken von Sanktionen ausgenommen bleiben, weil der Westen nicht gänzlich auf Handel mit Russland verzichten mag, seien diese Banken aus russischer Sicht wohl der sicherste Platz, um die Währungen „unfreundlicher“ Staaten zu halten.



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18 Kommentare

  1. Der Rubel rollt. Spannung, was entscheiden die Nato Mitglieder.
    Oh VERZEIHUNG, was entscheidet die USA für seine, Klientelstaaten.

  2. Sollten wir in Rubel zahlen, hat Putin wieder gewonnen und hat Europa mal wieder gezeigt wos lang geht. Nicht nur das, er stärkt seine Position in Russland gegenüber seinen sogenannten Volk.

  3. Pingback: Meldungen vom 25.03.2022 | das-bewegt-die-welt.de

  4. Ich meine man sollte beides stoppen. Oder Freunde in Russland gewinnen die Putin absetzen oder töten. Es ist traurig , wie die Welt sich von Putin vorführen lässt.

  5. Vielen Dank für diesen Artikel Herr Kummerfeld.

    Jedoch frage ich mich, ob der Leiter der CoBa FX-Researchs Herr Leuchtmann das wirklich zu Ende durchdacht hat.

    Welcher Kunde einer russischen Geschäftsbank möchte derzeit noch bereitwillig Fremdwährungskonten führen lassen, wenn er fürchten muss, dass dieses Guthaben durch westliche Sanktionen indirekt blockiert ist?

    Das Problem liegt darin, dass die Ausfuhr von EUR und USD-Banknoten nach RU bereits sanktioniert wird. Der Kunde wäre also nicht in der Lage sich dieses Guthaben bar auszahlen zu lassen. Die Summe westlicher Banknoten, die derzeit im Rubelwährungsraum zirkulieren, ist nicht hoch genug, um dieses Problem ohne Beteiligung der russischen Zentralbank lösen zu können.

    Ohne die Sanktionen gegen die Zentralbank zu lockern, verbleiben nur die aus Exporten und Kapitalzahlungen (in praxi im wesentlichen also Gewinn- und Kreditrückzahlungen aus RU) generierten Rubel zum Begleichen der Gasimportrechnungen übrig.

    Wenn ich mich nicht sehr täusche, dann zielen die westlichen Sanktionen darauf ab, diese Exporte möglichst zu unterbinden. Im Umkehrschluss folgt daraus, dass man die Gasimporte ebenfalls größtenteils ausschließt.

    Putins Kalkül ist den Exportüberschuss gegenüber sog. „feindlich gesinnten Ländern“ abzubauen, was er durch Umstellung auf den Rubel erreicht. USD und EUR-Bankguthaben, die blockiert sind, haben für Gazprom letztlich keinen wirtschaftlichen Wert, da Gazprom nicht über diese Gelder frei verfügen kann. Dies gilt zwingend solange es für die gazpromkontoführende russische Geschäftsbank unmöglich ist sich diese FX bei ihrer Zentralbank zu besorgen.

  6. Irgendwie sind immer nur die anderen die Bösen (Korea, Libanon, Vietnam, Kuba, Venezuela, Jugoslawien, Irak, Iran, Russland, China, Libyen, Afghanistan, Haiti,…). Warum ist die Welt nur so schlecht und nicht alle so friedfertig wie wir? Wir schützen die Welt mit unseren fast 1000 Militärbasen und unzähligen Kriegen weltweit.

    Wie kann es sein das sich jemand das Recht heraus nimmt seine Rohstoffe nicht in Petrodollar zu verkaufen? Langsam sollte doch jeder wissen was mit denen (Assad, Gaddafi, Hussein,…) passiert? Einfach mal an die Regeln halten, das können doch auch andere (z.B. in Saudi-Arabien /Salman). Dann werden wir beste Freunde und alle sind glücklich, bis auf die 81 Hingerichteten die an einem Tag alleine dieses Jahr in S.A. gestorben sind. Wann fangen wir eigentlich an unsere unrechtmäßigen Besetzungen wie Guantanamo wieder zurück zugeben? Wieder Pressfreiheit einzuführen (Assange, Snowden,…,RT)? Manchmal habe ich das Gefühl wir entwickeln uns zurück und werfen in unserem Glashaus mit Steinen, um davon abzulenken. Das ist einfach nur peinlich. Wenn ich führen will, dann muss ich Vorbild sein und dem Gegenüber zeigen wie es richtig geht. Aber das was wir gerade machen ist doch erbärmlich.

    Eine Oligarchie wirft der anderen etwas vor und beide behaupten sie sind Demokratien. Weil die Leute einen Stimmzettel abgeben dürfen? Die Gewählten aber nicht das machen was gut für das Volk ist!? Wir entfernen uns immer weiter von der Demokratie, die andere für uns erkämpft haben. Traurig!

    Natürlich darf jedes Land sagen wie es für seine Leistungen/Rohstoffe bezahlt werden will (z.B. ich beschütze dich vor mir und gebe dir dafür meine selbst gedrückten wertlosen Scheine), das darf der Bauer nebenan genauso. Ich muss es ja nicht kaufen.

    Das er (Putin) seine Nachbarn nicht angreifen darf ist selbstverständlich, auch wenn der Nachbar seine Verwandten und andere tötet (Massaker von Odessa, Tote & Verletzte Roma & Sinti, Ostukraine,…). Ich kann nicht gleiches mit gleichen vergelten, dann bin ich ein Barbar. Aber niemand zwingt uns, einem Barbaren zu zeigen wie Zivilisation geht. Blöd ist es nur, wenn wir selber Barbaren sind (z.B. Belgrad bombardieren unter Rot-Grün), dann glaubt uns der Barbar eventuell nicht mehr.

    Lasst uns wieder anfangen menschlich und Vorbild zu sein!

    1. Das war gut! Sehr gut!
      Keiner erinnert sich mehr daran, daß der Ami den souveränen Staat IRAK angegriffen hat wegen des Öls! unter dem Vorwand nicht vorhandene Massenvernichtungswaffen beim vorherigen Verbündeten zu vernichten.
      DAS war genauso ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, wo diese Aggressoren schon von vorneherein jegliche internationale Gerichtsbarkeit als nicht zuständig erklärten!
      Wo in den ersten 3 Tagen mehr zivile Opfer waren als in dem ganzen Monat Ukraine.
      Wo waren die Sanktionen der sogenannten zivilisierten westlichen Welt gegen den Ami und dessen Gesinnungsgenossen?
      Wo war der Aufschrei der sogenannten zivilisierten westlichen Nationen daß dort Frauen und Kinder abgeschlachtet wurden, genau wie ihre Männer?
      Ach das sind ja bloß Moslems!? Und das ist ja Asien! Haben wir nix mit zu tun!
      Diese Menschenverachtung gegen nicht europäische Völker ist zum Kotzen!
      Sind ja keine Arier ………., hatten wir ja schon mal!
      Aber jetzt, ja jetzt ist das alles etwas anderes!
      Rußland, das provoziert von der Ami-genasführten NATO eingekreist ist, hat vorher mit der Annexion der Krim schon gewarnt und klar gemacht, daß man die Bewaffnung der Ukraine durch NATO nicht akzeptiert ( mit Recht! Denn was macht der Ami, wenn Rußland auf Kuba eine einzige Rakete aufstellt? Das wird der 3.WK)
      Die ganzen Speichellecker-Staaten hier in Europa lassen sich vom Ami den Kriegsschauplatz weit weg von den USA aufbauen! Der Ami kommt aus dem Lachen gar nicht mehr raus!
      Und jetzt wird er auch endlich sein scheiß Fracking -Gas los! Der Ami lacht sich tot!

      Ja jetzt kaufen wir Gas bei „Freunden“🤣🤣🤣
      Der Russe hat nicht einmal den Vertrag gebrochen oder nur nicht vollständig erfüllt!
      Absolut vertragstreu!
      Beim Ami wird man sich noch wundern!
      Vergessen was Trump gemacht hat, Europa mit Zollschranken -rechtswidrig- überzogen und und und!
      Ja, wenn wir dann alles vom Ami bekommen können wir in nur noch wie der Hund vorm Herrchen MÄNNCHEN machen!“, und allem zustimmen und unterschreiben was vorgelegt wird!
      Opposition ENDE! Sonst wird gesperrt! Dann wird’s kalt im Winter!

      Nicht falsch verstehen, die Leute in der Ukraine tun mit sehr sehr Leid! Jeder Krieg ist einer zuviel. Dieser war vermeidbar!
      Die beste Rede im Bundestag zu dem Thema letzte Woche hat -ganz neutral betrachtet-GAULAND gehalten! Absolut auf den Punkt!

      1. John , recht du !!!! Die Amys standen schon lange im Osten .Siehe NATO- Osterweiterung .Ich möchte die Amys mal sehen , wenn Putin sich nach Westen B R E I T gemacht hätte.Leute!! nicht das Denken auch noch abschaffen.Die Ukraine hat s nun getroffen . Schlimm…seeehr schlimm .Das ist den Menschen damals in der DDR erspart geblieben. Aber die BR kann ja jetzt die Gute sein .Aber wer badets im Endeffekt aus ? Bestimmt nicht u unseren tollen Politiker

  7. Berno Sanchez bist du eigentlich noch ganz beim Trost sowas zu schreiben? Was hat das mit Frieden zutun?

    1. Das kann man so oder so sehen. Das rechtfertigt nicht den Krieg, den Beschuss der Bevölkerung und zivile Einrichtungen. Dieser Krieg wird nicht der einzige sein und werden!

  8. Zopo ; Genau auf dem Punkt gebracht

  9. Verkäufer - Azubi

    Wenn jemand einen sehr raren Rohstoff hat und ein anderer diesen Rohstoff unbedingt braucht, so diktiert im normalen Leben der Verkäufer die Konditionen, umso eher wenn der Bittsteller sagt ,dass er bei jeder passenden Gelegenheit von ihm nichts mehr kaufen möchte.Gibt es hier im Finanz-Profi Forum jemand der es anders machen würde?

  10. Es heißt „wegen des Ukraine-Kriegs“. Früher brauchte man Kenntnisse der deutschen Sprache um Journalist werden zu dürfen.

    1. @Benno Witter

      Herr Lehrer,
      es muß heißen: „Früher brauchte man Kenntnisse der deutschen Sprache, um Journalist werden zu dürfen“. Mit Beistrich!
      Vor dem Wörtchen „um“ gehört ein Beistrich, wenn danach eine Infinitivgruppe folgt.
      Bevor man groß mit der Kenntnis der deutschen Sprache angibt, sollte man diese beherrschen.

    2. So ändern sich die Zeiten: Heute wird man massiv kritisiert, wenn man auf Rechtschreib- oder Grammatikfehler hinweist.

      1. @Michael

        Auf Rechtschreibfehler aufmerksam machen, finde ich schon richtig. Viele „Kids“ können nicht mehr deutsch. Gerade Journalisten sind da oft eine Katastrophe.
        Ist halt etwas peinlich, wenn man selber Unsicherheiten hat.

        1. @Columbo, ich meinte nicht deinen Kommentar, das war eine unglückliche zeitliche Überschneidung. Der war noch gar nicht zu sehen, als ich meine Antwort abgesetzt hatte. Ganz im Gegenteil mache auch ich immer wieder mal auf Kauderwelsch aufmerksam, wenn es zu extrem wird. Und das hat dann eben massive „Kritiken“ zur Folge, die darauf abzielen, dass es doch um den Inhalt gehe, nicht um die Form. Und dass so etwas heutzutage nicht mehr wichtig sei, vor allem nicht im Internet. Warum auch immer das so sein soll, wird leider nicht begründet. Das Problem ist nämlich, dass der Inhalt oft kaum mehr zu entschlüsseln ist 😂

          1. @Michael

            Dasselbe Problem hatten wir doch schon einmal. Damals beim Turmbau zu Babel🙈.

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