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Stattdessen "Empfehlungen" an Exporteure Russland: Nach Rubel-Absturz noch keine Kapitalverkehrskontrollen

Moskau und der Rubel-Absturz

Rubel Russland Kapitalverkehrskontrollen

Nach dem Absturz des Rubel hat Russland die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen erwägt – wird sie aber vorerst doch nicht einführen. Am Dienstag hatte die russische Notenbank die Zinsen heftig von 8,5% auf nun 12% angehoben – angeblich, um die Inflation zu bekämpfen. Nun ist die Inflation in Russland zwar seit April von 2,3% auf nun 4,3% gestiegen (Juli). Aber die Zinsen liegen damit nun fast acht Prozent über der Inflation.

Der eigentliche Grund der Zinsanhebung in Russland war vielmehr der Absturz des Rubel. Diesen versuchte die Notenbank durch die deutlche Zinsanhebung zu stoppen – was aber zunächst mißlang. Erst als sich die ersten Gerüchte über Kapitalverkehrskontrollen verbreiteten, konnte der Rubel wieder etwas zum Dollar aufwerten. Neben dem argentinischen Peso und der türkischen Lira ist aber nach wie vor der Rubel die schwächste aller Währungen in diesem Jahr gegenüber dem US-Dollar.

Russland: Vorerst keine Kapitalverkehrskontrollen nach Rubel-Stabilisierung

Die russische Regierung wird vorerst auf eine Verschärfung der Kapitalverkehrskontrollen verzichten: Um den Rubel zu stabilisieren, sollen stattdessen nun Empfehlungen an Exporteure erarbeitet werden, einen größeren Teil ihrer Auslandseinnahmen abzugeben. Darünber berichtet Bloomberg.

Nach einem Treffen zwischen Präsident Wladimir Putin und Spitzenbeamten am Mittwoch arbeiten die Behörden nun informelle Maßnahmen zur Kapitalkontrolle aus, wie drei mit den Gesprächen vertraute Personen berichten.

Richtlinien für große Exporteure werden auf individueller Unternehmensebene ausgearbeitet und gehen über die Verpflichtung zum Verkauf ausländischer Erlöse hinaus. Auch Transfers in harter Währung wie Dividendenzahlungen und Darlehen sollen einbezogen werden, sagten die Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten.

Laut der russischen Wirtschaftszeitung Wedomosti wurde Putin bei dem Treffen, an dem auch Zentralbankgouverneurin Elwira Nabiullina und Finanzminister Anton Siluanow teilnahmen, über die Pläne informiert. Trotz der Kursgewinne in dieser Woche gehört der Rubel immer noch zu den drei Emerging-Market-Währungen mit der schlechtesten Performance. Seit Jahresbeginn hat er rund 22% nachgegeben.

Je nachdem, wie sich der Rubel entwickelt, könnten formelle Kapitalverkehrskontrollen immer noch eine Option sein, sagten die Personen.

Russland Rubel Kapitalverkehrskontrollen

Dollar-Ruble-Handel hat an Volumen zugelegt nach Diskussionen über Kapitalverkehrskontrollen

Der rasante Verfall der russischen Währung in den letzten Wochen hat die Frage strengerer Kapitalverkehrskontrollen wieder auf die Tagesordnung der Regierung gesetzt. Russland hatte bereits im vergangenen Jahr solche Maßnahmen ergriffen, um den Zusammenbruch des Rubels abzuwenden, nachdem die USA und ihre Verbündeten als Strafe für den Einmarsch in der Ukraine weitreichende Sanktionen verhängt hatten.

Angesichts steigender Rohstoffpreise, von denen Russland profitierte, wurden die Beschränkungen teilweise aufgehoben. Der Rubel stieg so stark an, dass er für den Haushalt problematisch wurde und die Erlöse aus Öl- und Gasexporten sanken.

Zinserhöhung und Stopp von Devisenkäufen zur Stützung des Rubel

Im Zuge des Drucks auf den Rubel kündigte die Zentralbank in der vergangenen Woche an, keine Devisenkäufe mehr vorzunehmen. Auf einer Dringlichkeitssitzung am Dienstag wurden die Zinsen dann deutlich angehoben.

Die Beratungen der Regierung wurden diese Woche intensiviert, nachdem der Rubel zum ersten Mal seit März letzten Jahres kurzzeitig die Marke von 100 je Dollar durchbrochen hatte. Die Initiativen wurden zunächst bei einem Treffen zwischen der Regierung und Exportunternehmen am Montag erörtert.

Den Exporteuren sei mitgeteilt worden, dass einige der in Erwägung gezogenen Maßnahmen sich auch auf die Dividendenausschüttung und die Kreditvergabe von Unternehmen erstrecken könnten, so die Manager von zwei Unternehmen. Beide Unternehmen hätten den Verkauf von Exporteinnahmen in der vergangenen Woche erhöht, als klar wurde, dass die Regierung formelle Kapitalkontrollen einführen könnte, sagten sie.

Russische Exporteure haben bereits mehr als 80% ihrer Einnahmen auf dem Markt verkauft, wie Daten der Zentralbank zeigen. Nabiullina sagte im Juli, dass die Bank von Russland die Devisenverkäufe der Exporteure genau überwache und nur 1% ihrer Einnahmen außerhalb des Landes verbleiben.

FMW/Bloomberg

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