Von Markus Fugmann
Der Schweizer Notenbankchef Thomas Jordan versucht durch Verbalinterventionen den Franken zu schwächen: die Schweizer Währung sei „signifikant überbewertet“, die Notenbank stehe bereit, durch Devisenmarktinterventionen eine weitere Aufwertung des Franken zu verhindern. Die Verbalintervention Jordans dürfte im Zusammenhang stehen mit zu befürchtenden Turbulenzen an den Devisenmärkten, falls die Verhandlungen in Brüssel scheitern und es zu einem Grexit kommen sollte. Dies könnte den Euro unter Druck, den Franken hingegen unter Aufwertungsdruck bringe, so offenkundig die Befürchtung der Notenbank. Laut Insidern hat die Schweitzer Nationalbank SNB bereits konkrete Vorbereitungen für diesen Fall getroffen. Zur Schwächung des Franken ist der Einlagezins in der Schweiz bereits negativ mit -0,75%.
Jordans Äusserungen erfolgten auf der Generalversammlung des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie. Vor allem aus dieser Branche war schwere Kritik an der Aufhebung des Mindestkurses von 1,20 im Januar gekommen – die Aufwertung setzt die auf den Export angewiesene Branche stark unter Druck. Jordan rechtfertige daher seinen Schritt vom 15.Januar, der schwere Turbulenzen an den Finanzmärkten hervorgerufen hatte (siehe zu dem Gesamtkomplex unseren Artikel „Schweizer Franken 1,20-Skandal: Neue brisante Hintergründe„): die Aufhebung des Mindestkurses sei erforderlich gewesen aufgrund der geänderten Geldpolitik in anderen Währungsräumen (gemeint ist die EZB mit ihrem QE). Hätte man, so Jordan, diese Entscheidung nicht zeitnah getroffen, wäre man später sowieso dazu gezwungen gewesen, „unter deutlich ungünstigeren Umständen“.
Jordans Bemerkungen sorgten für eine kurzfristige Schwächung des Franken – und genau das war offenkundig das Ziel. Die Märkte reagieren auf die klar formulierte Bereitschaft der SNB, notfalls am Devisenmarkt zu intervenieren, sprich Franken zu verkaufen, um die Währung zu drücken.
Wenig überzeugend hingegen die Aussagen des Notenbankchefs zu der Frage, warum der Franken überbewertet sei. Nach dem Währungsschock (also der Aufhebung des Mindestkurses von 1,20 beim Euro-Franken) werde sich die Schweizer Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte erholen, weil die Weltwirtschaft anziehe. Trotz der derzeitig negativen Entwicklung der Preise (in der Schweiz ist die Inflationsrate in den negativen Bereich gefallen) werde es im Land der Eidgenossen keine deflationäre Spirale geben, so Jordan.
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