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Sentiment an den Aktienmärkten: Deutsche pessimistisch, Amerikaner euphorisch

So richtig viel ist der Dax ja nicht gefallen seit dem kürzlichen Erreichen seines Jahreshochs – aber gleichwohl scheint der Kursrückgang den geneigten Dax-Investoren dennoch etwas auf das Gemüt geschlagen zu haben! Das zumindest legen die Ergebnisse der neuesten Umfrage der Deutschen Börse nahe!

Demnach ist der Optimismus bei den Profi-Investoren wie auch bei den Privatanlegern spürbar abgesackt, sodass das Lager der Bullen bei beiden nur noch mit 34% der Befragten gefüllt ist (bei den Profis -9% zur Vorwoche, bei den Privatanlegern -8% zur Vorwoche).

Klar vorne liegen bei beiden Investorengruppen nun die Bären, die mit jeweils 48% fast die Hälfte stellen, nachdem bei den Profis +11% zur Vorwoche sich ins Bären-Gehege begeben haben, bei den Privatanlegern sogar +12% – auch aus dem nun kleiner gewordenen Camp der Neutralen gab es also Überläufer zu den Pessimisten.

Was ist da passiert? Fragen wir Joachim Goldberg, der folgenden Schluß aus den Daten zieht:

„Die jüngste Entwicklung der Sentiment-Indices vermittelt den Eindruck, als ob der sogenannte Stimmungs-Turnaround von „bullish“ nach „bearish“ vielen Akteuren nicht schwergefallen ist. Dazu hat neben dem Absicherungsgedanken natürlich auch die Tatsache beigetragen, dass man mit den zwischenzeitlichen Jahreshöchstkursen als Verkäufer von Aktien ohnehin in einer psychisch komfortablen Lage war. Wer womöglich zu guten Kursen verkauft hat, fühlt sich durch die Entwicklung der globalen Nachrichtenlage noch zusätzlich in seiner Entscheidung bestätigt. Dies gilt insbesondere für die institutionellen Anleger, die auch schon zuvor mehrheitlich trotz Erreichen neuer Jahreshöchststände im DAX wenig Zeichen von Euphorie zeigten und sich teilweise bereits Wochen zuvor auf eine Abwärtskorrektur eingerichtet hatten.

Und weil der Börse Frankfurt Sentiment-Index nunmehr auf dem niedrigsten Stand seit dem 24. Oktober 2018 notiert (bei den Privatanlegern muss man sogar bis zum 27. Juni zurückgehen), ist der Markt nach unten gar nicht so schlecht abgesichert. Mit anderen Worten: Für viele Akteure wären weitere Kursrückgänge sogar willkommen, um diese Absicherungen mit Gewinn glattstellen zu können. Sollte es indes (etwa im Handelskonflikt) zu positiven Überraschungen kommen, müssten die Pessimisten von heute, möglicherweise im Rahmen einer Shortsqueeze, ihre Engagements ganz schnell wieder zurückdecken.“

Offenkundig aber sind die Investoren nicht ganz so zuversichtlich, dass es zu positiven Überraschungen im Handelskonflikt kommen wird – daher hat man die Chips vom Tisch genommen und harrt der Dinge, die da kommen. Vermutlich war es der sonntägliche Tweet mit der Androhung Trumps, die Zölle gegen chinesische Waren bereits am Freitag anzuheben, die die Stimmmung nachhaltig verdüstert hat – und nun kommt es ja heute und vielleicht auch morgen zum showdown für die Märkte mit der Frage, ob aus dem Handelskonflikt dann ein ausgewachsener Handelskrieg werden wird!

Ganz anders eingestellt sind die Amerikaner – respektive die von der AAII-Umfrage nach ihrer Einschätzung gefragten amerikanischen Privatinvestoren! Hier nämlich sind satte 43,1% bullisch (+4,1% zur Vorwoche), während die Bären nur 23,8% stellen (+1,8% zur Vorwoche). Man scheint also in den USA zu glauben, dass der göttloche Donald die Chinesen in die Knie zwingen wird, ohne dabei den Aktienmärkten weh zu tun – aber bekanntlich ist die Religiosität in den USA ja stärker ausgeprägt als hierzulande..

 

By BrianForbes – flickr.com, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4994931



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