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S&P 500: Wertpapierkredite auf Allzeithoch – Gefahr in Verzug!

Eines zeigt die Historie: Wenn Kreditschulden einen parabolischen Anstieg verzeichnen, herrscht Gefahr im Verzuge

S&P 500 und Wertpapierkredite

Das Börsenjahr 2021 wird für den S&P 500 aus heutiger Sicht das dritte Jahr in Folge mit einem zweistelligen Kurszuwachs werden. Wie kam es zu den derzeit etwa 25 Prozent plus? Sicherlich gibt es da ein ganzes Bündel an Ursachen: Die Geldschwemme durch die Notenbank, die neuen Rekorde an kurstreibenden Aktienrückkäufen durch die Unternehmen selbst, die Steigerung der Unternehmensgewinne beim wirtschaftlichen Sugar Rush und natürlich die große Hebelung vieler Wertpapierdepots durch Wertpapierkredite. Was wiederum mit der Notenbankpolitik zu tun hat. Hier die neueste Entwicklung im Ausnahmejahr 2021.

S&P 500: Der Margin Debt im Oktober auf neuen Höhen

Die neuesten Daten der FINRA – Financial Industry Regulatory Authority, eine Genehmigungsbehörde in den USA, die für die Beaufsichtigung von Personen, die in der Wertpapierbranche involviert sind, verantwortlich ist, im Auftrag der SEC – veröffentlichte jüngst für Oktoberdaten bezüglich der Wertpapierkredite. Wieder einmal ging es nach oben, um 3,63 Prozent, auf mittlerweile 935 Milliarden Dollar.

Der Anstieg der Hebelung geht weiter, der Steilheitsgrad der Zunahme weckt Erinnerungen:

S&P 500 Margin Debt

Auch vor den letzten beiden Krisen sind die inflationsbereinigten Zahlen bei der Inanspruchnahme von Wertpapierkrediten steil angestiegen.

Wie ab 1999 vor dem Platzen der Tech-Blase oder 2006 vor der großen Wende in der Finanzkrise.

Im Jahr 2000 entstand das Hoch der Wertpapierkredite sechs Monate vor dem großen Einbruch beim S&P 500, 2007 bestand ein Timelag von vier Monaten.

Die Kredite steigen schneller als der Leitindex

In der Entwicklung von Index und Wertpapierkrediten fällt auf, dass diese zunächst vergleichsweise parallel nach oben verlaufen. Bis sich dann ein exponentieller Anstieg bei der Hebelung ausbildet, der natürlich kein langes Leben haben kann. Die Sorglosigkeit der Anleger nimmt zu, weil man schon auf einen längeren Wachstumszyklus zurückblicken kann, bis dann die Trivialweisheit „Gier frisst Hirn“ zuschlägt.

Der prozentuale Anstieg des Margin Debt zeigt diesen Zusammenhang:

S&P 500 Margin Debt prozentual

Lance Roberts, der Chefökonom von Real Investment Advice, stellt die Margin-Schulden graphisch regelmäßig in einem größeren Zusammenhang, indem er diese mit den Guthaben-Bargeldkonten und den Guthaben auf Margin-Konten in Relation bringt. Dazu die Entwicklung des S&P 500 einblendet. Auch hier wird der obige Zusammenhang, erkennbar, allerdings basiert diese Übersicht auf nominalen Daten und ist nicht inflationsbereinigt. Die Relationen wirken hierdurch gigantischer.

S&P 500 Margin und Balance

Ein Problem bei der praktischen Verwendung dieser Datenreihen ist natürlich der Zeitpunkt der Veröffentlichung, der das Geschehen vor mehreren Wochen anzeigt. Allerdings ist es mehr als offensichtlich, dass es einen sehr kausalen Zusammenhang zwischen dem Volumen der Wertpapierkredite und der Entwicklung des Aktienindex gibt. Trotz großer technischer Entwicklungen beim Wertpapierhandel hat sich der aufgezeigte Zusammenhang im Verhalten der Anleger über die Jahre nicht verändert. Die Zinsentwicklung der letzten vier Jahrzehnte hat ihn nur weiter potenziert.

Fazit

Auch wenn die Daten über den US-Margin Debt nicht als Timingindikator dienen können, denn es gibt zumeist einen mehrmonatigen Verzug zwischen der Topbildung der Depotverschuldung und des Aktienmarktes.

Aber eines zeigt die Historie: Wenn die Kreditschulden einen parabolischen Anstieg verzeichnen, herrscht Gefahr im Verzuge. Das Finale, beziehungsweise die Umkehr bei den Kreditschulden kann natürlich auf unterschiedliche Art und Weise ausgelöst werden: Zum einen durch einen stärkeren Einbruch des S&P 500 und der Aktienmärkte insgesamt, wo sofort der Margin Call zuschlägt (der Brandbeschleuniger schlechthin) oder auch durch einen größeren Anstieg der Kapitalmarktzinsen. In beiden Fällen dürfte das Verhalten der Federal Reserve eine ursächliche Rolle spielen.



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4 Kommentare

  1. Die SEC befeuert doch den Wahnsinn selbst, indem sie eindeutig bei aktiven Kursmanipulationen nach oben nichts unternimmt. Bestes Beispiel Musk, wie er seine Tesla durch entsprechende Meldungen hochjubelt oder auch im Kryptobereich. Was der sich rausnimmt ist unbeschreiblich. Was macht die SEC ? Schaut tatenlos zu. Wahrscheinlich gehört die SEC auch dem PPT an.

  2. Aber Herr Zimmerman/ männin, das weiss man doch schon lange und genau sie meinten doch immer ,dass das ewig so weiter geht!
    Fangen sie langsam zu zweifeln an diesem Spiel?

  3. Ich bin mir durchaus bewusst, auf welchen Füssen die Rally steht, aber soll ich deshalb „Short“ gehen, wenn die Richtung und der Trend eindeutig nach oben ist. Von ewig habe ich nichts gesagt. Also ich kann da schon differenzieren.

  4. Lange kann das nicht mehr gut gehen. Jetzt fehlt nur noch der Gamecanger. Der Einmarsch China in Taiwan oder Russland Marschiert in der Ukraine ein. Und das wars dann für die Märkte , durch die hohe Verschuldung und der grössten Hebelung von Optionen aller Zeiten wird der Markt mit Hochgeschwindigkeit einbrechen , die Feed die Zinsen noch dazu leicht anheben und das wars dann. Sollte es so oder so dazu kommen ( Ist jedoch sehr wahrscheinlich) Ich denke das ganze wird noch im oder wahrscheinlich im Dezember passieren ,wenn die meisten noch auf die Weihnachts Rally warten oder hoffen und von solch einem Schwarzen Schwan überrannt werden.
    Und das kann keine Papa mehr Richten. Eine minimum 50% Korrektur wäre dann noch als Positiv zu verzeichnen. Schönes Wochenende alle zusammen.

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