Allgemein

Spanien hat fast gar kein Problem mit Mehrwertsteuerhinterziehung – die EU insgesamt hat aber eine 152 Milliarden Euro-Lücke

Die EU-Kommission spricht von der "Mehrwertsteuerlücke". Dies ist die Differenz zwischen tatsächlich eingenommenen Mehrwertsteuern der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten und den erwarteten Einnahmen. Dabei erwähnt die...

FMW-Redaktion

Die EU-Kommission spricht von der „Mehrwertsteuerlücke“. Dies ist die Differenz zwischen tatsächlich eingenommenen Mehrwertsteuern der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten und den erwarteten Einnahmen. Dabei erwähnt die Kommission, dass es sich hierbei um die Erwartungen der jeweiligen Mitgliedsstaaten selbst handelt. Die Lücke liegt für die gesamte EU im Jahr 2015 bei 152 Milliarden Euro. Sie resultiert aus Betrug, Hinterziehung, Insolvenzen und Fehlkalkulationen. Der durchschnittliche Mehrwertsteuerverlust liegt bei 12,77% bezogen auf die Gesamteinnahmen. In Deutschland liegt die Lücke bei 9,56%.

Die durchschnittlichen Zahlen zur Mehrwertsteuererhebung in der EU verbessern sich laut EU-Kommission zwar, jedoch schneiden die einzelnen Mitgliedstaaten dabei ganz unterschiedlich ab. In Rumänien (37,2 %), der Slowakei (29,4 %) und Griechenland (28,3 %) war die Mehrwertsteuerlücke 2015 am größten. In Spanien (3,5 %) und Kroatien (3,9 %) war sie am kleinsten. In absoluten Zahlen weist Italien mit 35 Milliarden Euro die größte Lücke bei den Mehrwertsteuereinnahmen auf. In den meisten Mitgliedstaaten hat sich die Mehrwertsteuerlücke verringert, und zwar am stärksten in Malta, Rumänien und Spanien. In Belgien, Dänemark, Irland, Griechenland, Luxemburg, Finnland und dem Vereinigten Königreich ist die Lücke hingegen etwas größer geworden.

Der für Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten, Steuern und Zoll zuständige Kommissar Pierre Moscovici erklärte: „Die Mitgliedstaaten sollten solche frappierenden Verluste bei den Mehrwertsteuereinnahmen nicht hinnehmen. Die Kommission unterstützt Anstrengungen zur Verbesserung der Mehrwertsteuererhebung in der gesamten EU, doch die geltenden Mehrwertsteuervorschriften stammen aus dem Jahr 1993 und sind nicht mehr zeitgemäß. Wir werden in Kürze einen Vorschlag zur Überarbeitung der Mehrwertsteuervorschriften bei grenzüberschreitenden Verkäufen vorlegen. Unsere Reform soll dazu beitragen, den grenzüberschreitenden Mehrwertsteuerbetrug um 80 % zu reduzieren, sodass die Mitgliedstaaten dringend benötigtes Geld in die Staatskasse bekommen.“

Weiter von der EU-Kommission:

Im Oktober wird die Europäische Kommission Vorschläge für die umfassendste Reform der EU-Mehrwertsteuervorschriften seit 25 Jahren vorlegen. Dadurch soll die Bekämpfung von Mehrwertsteuerbetrug erleichtert und die Mehrwertsteuererhebung effizienter gestaltet werden. Jüngsten Medienberichten zufolge ist umfangreicher Mehrwertsteuerbetrug unter anderem auf organisierte Kriminalität einschließlich des Terrorismus zurückzuführen. Dieses Problem kann nur gelöst werden, wenn die Mitgliedstaaten zusammenarbeiten.

Wenngleich die Mitgliedstaaten bereits Anstrengungen unternommen haben, um die Mehrwertsteuerlücke zu verringern, muss das Mehrwertsteuersystem modernisiert und besser gegen den massiven Betrug gewappnet werden, um die Zukunft des Binnenmarkts zu sichern. Außerdem soll die Reform des derzeitigen Mehrwertsteuersystems zur Entwicklung des digitalen Binnenmarkts beitragen und die Strategie der Kommission zur Erreichung einer gerechteren und effizienteren Besteuerung in der EU ergänzen.

Durch grenzüberschreitenden Betrug entgehen den Mitgliedstaaten jedes Jahr Mehrwertsteuereinnahmen von 50 Mrd. EUR. Das neue System soll dafür sorgen, dass der grenzüberschreitende Betrug um 80 % (ca. 40 Mrd. EUR) zurückgeht. Außerdem hofft die Kommission, dass die Mitgliedstaaten eine rasche Einigung über die neuen Vorschriften zur Verbesserung der mehrwertsteuerlichen Rahmenbedingungen für den elektronischen Geschäftsverkehr erzielen, die sie im Jahr 2016 vorgeschlagen hatte. Wie bei allen Initiativen im Bereich der Besteuerung können vorgeschlagene Änderungen nur dann in Kraft treten, wenn die Mitgliedstaaten einstimmig zustimmen.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

4 Kommentare

  1. Ich möchte wetten, dass in Spanien europaweit die meiste MwSt. hinterzogen wird.
    Da es sich dabei in Spanien nur um eine Ordnungswidrigkeit handelt, fragen sogar Angestellte, ob man eine Rechnungen benötigt; verneint man das, wird ohne MwSt. abgerechnet.
    Damit meine ich alle Gewerbearten quer Beet.

    Viele Grüße aus Andalusien
    H. J. Weber

    Au

  2. @Helmut Josef Weber
    Ist das wirklich so, keine individuelle Meinung, sondern belegbar? Das wäre doch der redaktionelle Hammer, selbst ein Thema für die sog. Mainstreammedien und eigentlich öffentlich nicht zu verschleiern.
    Wenn Sie da belastbare Belege hätten, sollte man das sofort weiterleiten. Für diese Infos würden Sie sicherlich als Exklusiv-Informant Unsummen erhalten.

  3. Hallo Michael, da müsste ein Reporterteam nur einige Tage den Zahnarzt, Rechtsanwalt, Steuerberater, Topographen, Handwerker, der eine Dienstleistung erbracht hat fragen: Geht es auch ohne Rechnung?
    In Spanien ist Steuerhinterziehung bis 100 TSD Euro eine Ordnungswidrigkeit und anbieten oder fragen nach der Begehung einer Ordnungswidrigkeit, ist nirgendwo in Europa strafbar.
    Also haben selbst Steuerberater, Rechtsanwälte und Ärzte keinerlei Strafverfolgung zu befürchten, wenn sie doch einmal erwischt werden sollten.
    In spanischen Kanzleien gibt es sogar extra einen Raum, in den sich Verkäufer und Käufer eines Hauses kurz vor der Beurkundung zurückziehen können, um das Schwarzgeld auszutauschen.
    Der Notar unterbricht dann für einige Minuten die Beurkundung.
    Für den Notar ist das dann Beihilfe zu einer Ordnungswidrigkeit und natürlich auch nicht strafbar.

    Viele grüße aus Andalusien
    H. J. Weber

  4. Naja es kommt schon darauf an mit wem man verhandelt bzw.bei wem gekauft wird aber spätestens bei Bauprojekten im privaten Bereich ist es nichts ungewöhnliches, da sieht es aber in Deutschland auch nicht viel besser aus,auch wenn da evtl härter bestraft wird

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage