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Sparkassen: Tagesgeld? Besser breit gestreute Wertpapieranlagen

Der Sparkassen-Sprecher sagt, Tagesgeld bringe im Kampf gegen Inflation kaum etwas. Man solle lieber breit gestreut in Wertpapiere anlegen.

Sparkassen-Logo
Sparkassen-Logo. Photographer: Adam Berry/Bloomberg News

Seit Monaten sieht man es: Der immense Zinsanstieg seitens der EZB räumt den Banken auch die Möglichkeit ein, den Sparern deutlich höhere Zinsen zu zahlen. Der Einlagenzins, wenn Banken bei der EZB Geld parken, liegt inzwischen bei 4,0 %, angestiegen von -0,50 % vor einem Jahr. Aber zahlreiche Banken und Sparkassen bieten aufs Tagesgeld immer noch lächerliche Zinsen knapp über 0 %. Einige wenige Banken bieten deutlich höhere Zinsen, aber die Masse kassiert einen Großteil der Marge zwischen Kundenzins und Einlagenzins bei der EZB als satten Gewinn.

Höhere Zinsen nur minimal auf Tagesgeldzins aufgeschlagen – satte Gewinne für Banken und Sparkassen

Oder noch besser: Zum Beispiel 1 % Zinsen an Kunden zahlen aufs Tagesgeld, und das Geld gleich weiter verleihen als Dispokredit für 10 % Zins – satte 9 % Gewinn. Erst vor drei Wochen hörte man von den Aussichten auf deutlich höhere Zinsgewinne bei der Commerzbank, auch weil man dort weniger von den Zinsanhebungen der EZB an die eigenen Sparkunden weiterreicht – die Marge erhöht sich, die Bank verdient prächtig. Jetzt meldet sich der Chef des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Helmut Schleweis, also quasi der oberste Sprecher der Sparkassen in Deutschland, mit einem Hinweis für Anleger.

Bitte breit gestreute Wertpapieranlagen

Als Chef des Sparkassen-Verbands kritisiert Schleweis jetzt die Fixierung der Deutschen aufs Tagesgeld. Bloomberg dazu: Im Wettlauf mit der Inflation brächten solche Anlagen laut Schleweis kaum etwas. Zuvor waren die öffentlich-rechtlichen Institute selbst in die Kritik geraten, weil sie sich mit höheren Zinsen auf Tagesgeldkonten zurückhalten. “Mit Tagesgeld spart man der Inflation hinterher”, sagte Schleweis anlässlich der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank. “Das ist keine gute Anlageempfehlung.” Laut DSGV werden die Kapitalmarktzinsen auf längere Zeit niedriger sein als die Inflationsraten. Das bedeute eine negative Realverzinsung. Vor diesem Hintergrund, so Schleweis, seien breit gestreute Wertpapieranlagen die bessere Alternative.

Eine Auswertung des Verbraucherportals Verivox hatte im vergangenen Monat ergeben, dass ein Drittel der beobachteten Sparkassen nicht mehr als 0,25 % Zinsen aufs Tagesgeld zahlen. Anbieter aus dem privaten Bankensektor haben derweil inzwischen die Schwelle von 4% erreicht, wenn auch nur für Neukunden und begrenzte Zeiträume.

Die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam beispielsweise zahlt ihren Kunden maximal 1,25% aufs Tagesgeld. Vorstandschef Andreas Schulz sagte in einem aktuellen Interview mit Bloomberg, er sei gegen Lockangebote, auch weil sie Bestandskunden benachteiligen würden. Schulz ist offenbar bereit, Abflüsse hinzunehmen. Er rechnet damit, dass die Einlagen von Kunden in diesem Jahr “zwischen 500 Millionen und 600 Millionen Euro” sinken werden.

Kommentar

FMW-Anmerkung: Die Aussagen des Sparkassen-Sprechers sind recht praktisch für die Institute. Denn entweder die Kunden bleiben bei ihrem Sparkonto oder Tagesgeldkonto mit mickrigen Zinsen, und die Sparkassen kassieren eine satte Marge. Oder die Kunden werden über solche Aussagen wie von Herrn Schleweis freundlich dazu animiert, doch beispielsweise Fonds oder Fondssparpläne zu buchen? Da winken dann fortlaufende Provisionen für die Institute. Aber was macht der Kunde, der nun mal kein Risiko von schwankenden Börsenkursen haben will? Ab zur Konkurrenz, wo es deutlich höhere Zinsen aufs Tagesgeld oder auf Sparkonten gibt, oder negative Realzinsen dank hoher Inflation akzeptieren. Die Sparkassen scheinen – wenn man den Kommentar von Andreas Schulz hört – die Abwanderung von Teilen der Kundschaft hinzunehmen. Denn wenn der Großteil der Kundschaft träge ist und die niedrigen Einlagenzinsen durch Passivität akzeptiert, macht man als Bank oder Sparkasse insgesamt betrachtet ein gutes Geschäft.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Warum das denn? Die Bank wird doch kaum iwo mehr verdienen als beim Tagesgeld, satte 0,75% gibts hier bei der Sparkasse, allerdings erst ab 500.000€, darunter 0,01%.
    Da müssten die schon Fonds mit 5% Ausgabeaufschlag verkaufen, um die Marge zu übertreffen.
    Wahrscheinlich wollen sie lediglich Unsicherheit schüren überhaupt etwas am Geld auf dem Girokonto zu ändern oder die Kunden vor dem dem Fall in die Ohnmacht bewahren, falls diese doch auf die Idee kommen sollten die Konditionen zu vergleichen.
    Die Schwägerin wollte auch schon ein Tagesgeldkonto eröffnen, schafft es aber nicht der Spaßkasse zu entkommen

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