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Noch mehr Werke ab Freitag von Produktionsausfällen betroffen? Streik bei US-Autobauern droht zu eskalieren!

Die Gewerkschaft United Auto Workers kündigt ab Freitag weitere Streiks an, wenn keine ernsthaften Verhandlungsfortschritte erzielt werden.

Gewerkschafter der UAW bei Streik vor Autowerk in Detroit
© 2023 Bloomberg L.P.

Der Streik der mächtigen US-Automobil Gewerkschaft (AUW) könnte am Ende dieser Woche nochmals ausgeweitet werden, so Gewerkschaftspräsident Shawn Fain gegenüber Bloomberg News. Es müssten noch mehr Werke lahmgelegt werden, wenn die Autohersteller ihre Angebote nicht deutlich verbessern. Heute ist bereits Tag sechs des Streiks bei den US-Herstellern GM, Ford, Dodge, Chrysler, Jeep etc.

„Wir machen keinen Scherz“

Die UAW startete letzte Woche einen gezielten Streik gegen die Konzerne Ford, GM und Stellantis (Chrysler, Jeep, Dodge etc.), der sich jeweils gegen ein US-Montagewerk jedes einzelnen dieser Automobilbauer richtet. „Wir werden nicht ewig warten, während sie das in die Länge ziehen“, sagte UAW-Präsident Shawn Fain am späten Montag in einer Videobotschaft an seine Gewerkschaftler, in der er die neue Frist festlegte, nachdem er sich über mangelnde Fortschritte bei den jüngsten Gesprächen beschwert hatte. Fain wörtlich: „Wir machen keinen Scherz.“

Kanadische Autobauer streiken nun ebenfalls

Vertreter der kanadischen Gewerkschaft Unifor, deren Tarif-Vertrag mit Ford am Dienstag um 1:59 MESZ auslief, sagten gegenüber Bloomberg, dass es nur wenige Stunden vor Ablauf der Frist immer noch keine Einigung gegeben habe.

Lana Payne, Präsidentin der Unifor National, sagte in einem auf der Website der Gewerkschaft veröffentlichten Video, dass Ford in Kanada mehr tun müsse, um den Erwartungen und Forderungen der Mitglieder unserer Gewerkschaft gerecht zu werden.

„Wenn es einen Streik gibt, wird es ein Totalstreik sein“, sagte sie. „Jedes einzelne der 5.600 Unifor-Mitglieder bei Ford in Kanada wird streiken.“

Ford verfügt über zwei Motorenwerke in Kanada, die V8-Motoren für die in den USA montierte F-Serie und dir Super Duty-Pickups von Ford bauen. Es gibt auch ein Montagewerk in Ontario.

Die neue Frist der UAW für die großen Hersteller in Detroit erhöht den Einsatz für die Verhandlungen zwischen drei der größten Autohersteller in den USA und der Gewerkschaft, die 146.000 der in der Automobilproduktion beschäftigten Arbeitnehmer vertritt.

Am kommenden Freitag ist es eine Woche her, dass die UAW zum ersten Streik gegen alle drei großen Detroiter Autohersteller aufgerufen hatte. Die Streikkasse der UAW ist mit 825 Millionen US-Dollar gut gefüllt und reicht für einen Streik über 11 Wochen (Total-Streik). Das wäre der längste Arbeitsausstand seit 1998.

Arbeitsniederlegung kommt für Biden im Umfragetief zur Unzeit

Die Biden-Regierung, deren Zufriedenheitswerte bei der Wählerschaft 15 Monate vor der Präsidentschaftswahl mit 41,4 Prozent Zustimmung (18. Sept.) im Keller rumdümpeln, beobachtet die Streikverhandlungen am Dienstag mit Sorge, sagte jedoch, dass die amtierende Arbeitsministerin Julie Su und der Berater des Weißen Hauses, Gene Sperling, bereitstehen würden, um nach Detroit zu reisen und beiden Seiten bei einer Kompromisslösung zu helfen. Präsident Joe Biden hatte letzte Woche erklärt, er werde die beiden Beamten entsenden, wenn es bis zum Ende dieser Woche zu keiner Einigung kommen sollte.

Am Dienstag sagte Mark Stewart, Chief Operating Officer von Stellantis für Nordamerika, gegenüber CNBC, sein Unternehmen verfüge über Lagerbestände, um die Auswirkungen des Streiks auszugleichen. Aber S&P Global Mobility schätzt, dass der Streik die Produktion des Unternehmens etwa 3.200 Fahrzeuge pro Tag kostet.

Erste Engpässe bei Chevy

Rob Smith, Executive Vice President der in Rockville, Maryland, ansässigen Fitzgerald Auto Mall, die mehr als ein Dutzend Händler in Florida, Maryland und Pennsylvania betreibt, sagte, in seinen Einrichtungen gebe es bereits Lagerengpässe, „insbesondere bei Chevies.

„Die größere Sorge gilt für den Fall, dass Kunden mitten im Streik Reparaturen benötigen“, sagte er. „Unsere Serviceabteilung, die ein herausforderndes Jahr hinter sich hat, würde dadurch enorm belastet.“

Smith sagte, dass er in früheren Zeiten, als die Produktion von UAW-betriebenen Fabriken beeinträchtigt war, versucht habe, Teile zu viel zu bestellen, von denen er wusste, dass sie benötigt würden. Er hofft, dass der UAW-Streik bald beigelegt wird.

„Wir alle hatten während der Covid-Pandemie massive Störungen“, sagte er, „mehr davon brauchen wir in unserer Branche nicht.“

US-Finanzministerium Yellen wagt keine Prognose zu den konjunkturellen Auswirkungen

Bisher haben die Streiks die Automobilproduktion in den Werken in Michigan (Detroit), Ohio und Missouri lahmgelegt, in denen neben anderen Verkaufsschlagern der Ford Bronco, der Jeep Wrangler und der Chevrolet Colorado hergestellt werden.

Wegen der Auswirkungen der Arbeitsniederlegung hat Ford am Freitag 600 Arbeiter im Werk Michigan Bronco beurlaubt, obwohl diese nicht streikten. GM werde voraussichtlich Anfang dieser Woche den Betrieb seines Automobilwerks in Kansas einstellen, da im nahe gelegenen Werk in Missouri bereits 2.000 Arbeiter streiken.

Branchenkenner gehen laut Bloomberg davon aus, dass Werke, die profitablere Pickup-Trucks, wie den Bestseller „F-150“ von Ford, den „Chevy Silverado“ von GM und den „Ram“ von Stellantis herstellen, die nächsten Angriffsziele sein werden, um den Streik eskalieren zu lassen.

Die US-amerikanischen und kanadischen Gewerkschaften streiten mit den Autobauern über Löhne und Sozialleistungen für Arbeitnehmer. Die drei Autohersteller haben über eine viereinhalbjährige Laufzeit eine Erhöhung der Löhne um 20 Prozent vorgeschlagen, was nur die Hälfte dessen ist, was die UAW fordert. Die Gewerkschaft bot nach Informationen der Hersteller gegenüber Bloomberg News an, ihre Forderung von 40 auf 36 Prozent zu senken.

Neben höheren Löhnen fordert die UAW auch kürzere Arbeitszeiten, die uneingeschränkte Wiedereinführung der Betriebsrenten und eine verlässlichere Arbeitsplatzsicherheit, da die Automobilhersteller auf Elektrofahrzeuge und im Zuge dieser neuen Produktion auch immer mehr auf befristete Verträge umsteigen. Autohersteller wie Tesla lassen erst gar keine Gewerkschaften zu.

FMW/Bloomberg



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