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Strommarkt und Gasmarkt mit extremer Volatilität Strompreis und Gaspreis im großen Absturz – die aktuelle Lage

Strompreis und Gaspreis legen von den Höchstständen sehr große Verluste hin.

Strommasten transportieren Strom

Nachdem Strompreis und Gaspreis an den entsprechenden Börsen wochenlang explosionsartig gestiegen waren, sehen wir diese Woche einen regelrechten Crash von den Hochs aus gesehen. Der europäische Großhandelspreis für Gas (Dutch TTF-Kontrakt) notierte am 26. August im Hoch bei 341 Euro – bis jetzt ist er gecrasht auf 232 Euro. Der EEX-Börsenpreis für deutschen Strom hat mit aktuell 540 Euro binnen kürzester Zeit vom Hoch Anfang der Woche bis jetzt 49 Prozent verloren!

Strompreis und Gaspreis im Absturz

Im Chart sehen wir den Verlauf von Gaspreis und Strompreis von Mitte Mai bis heute. Auf den dramatischen Anstieg folgt diese Woche der Crash. Zum ruckartigen Absturz bei Strom sagte der WELT-Experte Holger Zschaepitz gestern: „Dies wirft die Frage auf, wer auf dem Strommarkt tätig ist. Handelt es sich um reine Spekulation? Handelt es sich um sinnvolle Preise, die echte Knappheiten widerspiegeln?“

Verlauf im Strompreis und Gaspreis seit Mai

Markus Fugmann sagte Anfang der Woche, dass nach Aussagen von Robert Habeck über die sehr schnelle Auffüllung der deutschen Gasspeicher der Gaspreis fallen konnte. Der Strompreis konnte seinen Absturz beginnen, nachdem die EU bekannt gegeben hatte, eine Konferenz zur Eindämmung der Strompreis-Anstiege einzuberufen.

Ergänzen kann man beim Blick auf diesen Chart: Es waren zuletzt völlig überkaufte Kurse. So ein exponentieller Anstieg konnte so nicht ewig weiter gehen – es musste eine Korrektur geben. Dieser Rückgang im Strompreis und auch im Gaspreis könnte aber nur ein Durchschnaufen sein, um diese Übertreibung im Preisanstieg erstmal abzubauen. Freude über nun grundsätzlich niedrigere Börsenpreise für Strom oder Gas dürfte nicht angebracht sein.

Derzeit hat Gazprom seine Pipeline Nord Stream 1 ganz abgeschaltet. Am Samstag soll sie eigentlich wieder laufen und Gas nach Europa pumpen. Aber bleibt die Lieferung aus, oder gibt es zum Beispiel neue Nachrichten über die verstärkte Gas-Nachfrage aus Asien, was mehr Konkurrenz für europäische Einkäufer bedeutet, könnte dies den Gaspreis wieder anfachen. Erst gestern gab es beispielsweise entspannende Signale, weil die Lagerbestände von Flüssiggas in Japan auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren angekommen sind.

Gleiches gilt für den Strompreis. Nimmt die Nachfrage wieder zu, wenn es zum Beispiel neue Hiobsbotschaften von den französischen Kernkraftwerken gibt, die nicht so schnell ans Netz kommen? Man sehe im folgenden Chart zum Beispiel: Im August erreichte die Stromproduktion der französischen Kernkraftwerke einen neuen Tiefststand! Oder schafft Deutschland es nicht so schnell wie gedacht mehrere Kohlekraftwerke wieder hochzufahren? Auch das wäre für den Börsenpreis womöglich ein Faktor für höhere Kurse.

Bloomberg-Aussagen zum fallenden Gaspreis

Bloomberg sagt zum derzeit rasch fallenden Gaspreis: Europäisches Erdgas fällt den vierten Tag in Folge, da das hohe Preisniveau die Nachfrage gesenkt hat und die unerwartet rasche Auffüllung der europäischen Gasspeicher die Sorgen über die russischen Lieferungen dämpft. Benchmark-Futures gaben um bis zu 5% nach und liegen nun etwa ein Drittel unter den Höchstständen der vergangenen Woche. Dass die Europäische Union ihr Ziel, die Speicher bis November zu 80% zu füllen, bereits vor einigen Tagen erreicht hat, wirkt am Markt offenbar stärker als die Angst davor, dass der Lieferstopp wegen der Wartung der Nord-Stream-Pipeline länger als die terminierten drei Tage andauert.

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Selbst wenn die russischen Lieferungen nach September eingestellt werden, könnte nach Ansicht der Analysten der Citigroup ein weiterer Aufbau der Speicher das gefühlte Gasversorgungsrisiko verringern, wenn die Nachfrage um 10% gedrosselt bleibt und die starken Importe von verflüssigtem Erdgas anhalten. Im August war die Nachfrage bereits 12% niedriger als im Vorjahr, haben die Spezialisten der Bank errechnet. Der August war “ein weiterer Rekordmonat für den Aufbau der Gasspeicherstände”, so die Citigroup. Das Wachstum der Speicher spiegelt größtenteils die nachlassende Nachfrage und das stabile Angebot wider, heißt es. LNG und norwegische Lieferungen tragen dazu bei, den Rückgang der russischen Mengen auszugleichen.

Die EU drängt die Mitgliedsländer zu einer drastischen Reduzierung des Gasverbrauchs, um strenge Rationierungen im Winter zu vermeiden. Zudem werden weitere LNG-Terminals eingerichtet, um neue Quellen für den Brennstoff zu erschließen – darunter auch ein fünftes schwimmendes in Deutschland.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Ich verstehe Hr Fugmanns Aussagen zum „Crash“ bei den Strompreisen wiederholt nicht. Auf welche Preise beziehen Sie sich???

    Das Merit-Order System führt zu extremen Schwankungen im Tagesverlauf. Den Ganzen August hindurch gab es Mittags Preise von 100 – 200€ / MWh. Dass passiert meistens am Wochenende bei viel Sonne/Wind. Soweit nichts neues (es gab sonnige Ostersonntage wo der Merit-Order Preis negativ war..)

    Nach wie vor ist der Strompreis an der EEX immens hoch, erst gestern bei ca 900€/ MWh. Einen „Crash“ gibt es nicht. Ist Hr Fugmann zu den Crashprofeten gewechselt ? :-)

    Der Preis den man aktuell für Strom zahlen muss sieht man z.b. hier

    https://www.agora-energiewende.de/service/agorameter/chart/power_price_emission/31.07.2022/31.08.2022/today/

  2. Gas einfach von der Stromerzeugung trennen. Geht nicht wegen der Grünen DNA.
    Es gibt Regeln die sein müssen für einen stabilen Wirtschaftskreislauf, aber dann für alle.

  3. Es wäre schon sehr hilfreich, den Strom Preis und Gas Preis zu deckeln. Nicht zu billig, da sonst der sparsame Umgang mit der Energie nicht mehr gewährleistet ist ! Aber dieser unglaublichen Abzocke ein Riegel vorgeschoben wird. Verstehe echt nicht warum das nicht passiert!

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