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Tesla-Aktie: Warum sie gut für Trader ist, aber schlecht für Anleger

Tesla Innenansicht - Tesla-Aktie nichts für Anleger

Die Tesla-Aktie hat eine Schar von Anhängern, die das Unternehmen mit geradezu religiösem Eifer gegen Kritiker verteidigen. Gleichzeitig gibt es auch eine Reihe von Kritikern, die die Schwächen der Aktie mit ebenso großem Eifer darlegen. Dabei hat die Aktie Tradern eine Menge zu bieten (wir hatten sie auch letzte Woche schon besprochen), während sie gleichzeitig für Anleger ein rotes Tuch darstellen sollte. Ich fand zwei Gründe, die Tesla Motors zu einer guten Aktie für Trader machen und acht Gründe, weshalb Anleger lieber Gewinne mitnehmen und dann die Finger von der Aktie lassen sollten.

Tesla-Aktie nicht wirklich geeignet für Anleger

1. Die Tesla-Aktie weist eine weit überdurchschnittliche Volatilität auf. Options-Trader können hier voll auf ihre Kosten kommen. Aber auch, wer ohne Optionen tradet, kann bei hoher Volatilität schneller größere Gewinne einfahren als bei weniger volatilen Aktien.

2. Die Tesla-Aktie ist sehr liquide, so dass auch größere Orders problemlos und schnell ausgeführt werden können. Oft müssen Trader auf der Suche nach Aktien mit hoher Volatilität auf vergleichsweise illiquide Werte ausweichen. Bei Tesla hingegen werden täglich Millionen Aktien im Wert mehrerer Milliarden US-Dollar gehandelt.

3. Die Tesla-Aktie ist stark überbewertet. Egal, welchen Vergleichsmaßstab ich anlege oder in Relation zu welcher Kennzahl auch immer ich die Aktie betrachte, sie bleibt überbewertet. Ein KGV kann mangels Gewinnen gar nicht berechnet werden, so dass auch alle mit dem Gewinn in Verbindung stehenden Bewertungsverfahren ausfallen. Was bleibt, ist die Kursphantasie und die Hoffnung auf künftige Gewinne.

4. Gewinne werden von Tesla seit gut einem Jahrzehnt versprochen, und nie geliefert. Aber selbst wenn Tesla Gewinne abliefern könnte, wäre die Aktie überbewertet. Nehmen wir zum Vergleich BMW. Der Konzern erzielt eine Nettogewinnmarge von 6% bis 7%, in Ausnahmequartalen auch bis zu 10%. Gelänge es Tesla Motors, den diesjährigen Umsatz zu vervierfachen und eine Nettogewinnmarge von 7% zu erzielen, so kämen wir (ohne weitere Verwässerung, siehe 5.) auf ein KGV von etwa 10. Üblich in der Automobilindustrie sind jedoch geringere KGVs. Also selbst unter diesen optimistischen Annahmen, einer Umsatzvervierfachung bei gleichzeitiger massiver Kostenreduktion, wäre Teslas Aktie im Branchenvergleich noch immer überbewertet. Woher kommt also die Kursphantasie?

5. CEO Elon Musk versprach schon Anfang 2012, dass Tesla Motors nie wieder eine Kapitalerhöhung durchführen müsse. Tatsächlich folgten anschließend im Jahresrhythmus weitere Kapitalerhöhungen und Kreditaufnahmen. Gab es Anfang 2011 erst 95 Millionen Tesla-Aktie, so hat sich diese Zahl bis heute fast verdoppelt. Aktionäre sehen sich also mit einer ständigen Verwässerung ihres Anteils konfrontiert. Selbst wenn Tesla irgendwann einmal Gewinne machen sollte, stünde Aktionären der ersten Stunde davon derzeit kaum mehr als halb soviel zu wie 2011.

6. Während die hohe Bewertung der Tesla-Aktie mit den phantastischen Wachstumsaussichten des Unternehmens begründet wird, investiert Tesla kaum in weiteres Wachstum. Die Investitionen in Sachanlagen sind netto negativ. Das heißt, die Abschreibungen auf Anlagen sind höher als die Investitionen in neue Maschinen. Wie die DDR lebt Tesla Motors von der Substanz. Auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wurden in den vergangenen Quartalen reduziert, statt angesichts der immer größer werdenden Anzahl angekündigter Produkte zu wachsen. Übrigens meinte CEO Elon Musk in diesem Jahr, dass das knappe Entwicklungsbudget zu nahezu 100% in die Entwicklung des autonomen Fahrens fließe. Gleichzeitig hat das Unternehmen aber angeblich vier neue Fahrzeugmodelle und ein Solardach in Entwicklung. Wovon wird das bezahlt? Und damit landen wir bei Punkt 7!

Elon Musks Glaubwürdigkeit ist ein Problem

7. Die Glaubwürdigkeit des Tesla-Managements ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Der CEO kann sich nicht des Vorwurfs des Wertpapierbetrugs erwehren, seitdem er ankündigte, Tesla-Aktien für 420 US-Dollar zurückkaufen und die Aktie dann von der Börse nehmen zu wollen und das dafür nötige Kapital bereits gesichert sei. Tatsächlich hatte er nicht nur kein Kapital gesichert, er hatte auch keinerlei Vorbereitungen mit dem Management des Unternehmens für solch eine Kapitalmaßnahme getroffen. Er log! Bei der Vielzahl an nicht eingetroffenen Ankündigungen, siehe auch 5., und den sich oft widersprechenden Ankündigungen, müssen sich Aktionäre die Frage gefallen lassen, warum sie dem Tesla-Management überhaupt noch trauen.

8. Tesla leidet unter einem Problem: Die Produkte werfen keine Gewinne ab. Beim Roadster, dem ersten Produkt, war das noch klar. Er sollte nur Aufmerksamkeit für das erste in großen Mengen produzierte Fahrzeugmodell schaffen, das Model S. Damit sollten dann die Gewinne eingefahren werden, um das preisgünstigere Model 3 zu finanzieren. Nachdem weder Model S noch das teurere Model X Gewinne abwarfen, verschob sich der Fokus. Nun sollte es das Model 3 richten. Doch was bei Tesla mit den Stückzahlen stets mitwuchs, das waren die Verluste. Tesla verkauft nun mehr als 300.000 Fahrzeuge pro Jahr und die Verluste sind größer denn je. Skaleneffekte – das ist bei Tesla unbekannt.

9. Tesla macht immer wieder den Fehler, Produktpreise anzukündigen, bevor das Produkt überhaupt entwickelt wurde. So sollte das Model S ab 50.000 US-Dollar kosten, Model 3 ab 35.000 US-Dollar und der Truck Tesla Semi, der soll für nur 180.000 US-Dollar trotz Riesenbatterie erhältlich sein. Das Solardach sei günstiger als ein normales Dach, selbst vor Einbezug der Einspeisevergütung und der neue Pickup-Truck aus Edelstahl, größer, stärker und mit mehr Reichweite als jedes andere Automodell von Tesla, das soll ab 40.000 US-Dollar erhältlich sein und damit günstiger als das Klein-SUV Model Y mit höchstens halb so großer Batterie. Am Ende war Tesla bislang stets gezwungen, höhere Preise als ursprünglich angekündigt zu berechnen. Und Verluste wurden damit dann trotzdem noch gemacht.

Der Wettbewerb wird stärker

10. Der Wettbewerb von Tesla Motors wird stärker und stärker. Mehr als ein halbes Jahrzehnt lang konnte Tesla weitgehend wettbewerbsfrei agieren und machte trotzdem Verluste. Nun sind die Produktpipelines der etablierten Hersteller gefüllt mit Elektroautos. Und in Europa, China und Kalifornien, die drei größten Märkte für Tesla Motors, können und werden diese Autos mit Verlust verkauft werden, um Flottenverbrauchsziele und Elektroautoquoten zu erfüllen. Quersubventioniert werden kann das mit Gewinnen, die mit Verbrennungsmotoren gemacht werden. Tesla hingegen kann nichts quersubventionieren, sich dem Wettbewerb aber auch nicht entziehen. Dem Unternehmen entgleitet zunehmend die Möglichkeit, Preise festzusetzen.

Sie sehen, für Trader ist die Aktie ein Traum, für Anleger kann sie sich schnell zum Albtraum entwickeln. Sollten Tesla-Bullen anderer Meinung sein, freue ich mich über fundierte Kommentare insbesondere zu Punkt 4., aber auch zu allen anderen angesprochenen Problemen.



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1 Kommentar

  1. nur noch 15 Dollar, dann wird Tesla von der Börse genommen…;o)

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