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Türkei-Inflation 38 % im Juni – türkische Lira unter Druck

Die Inflation in der Türkei wurde heute offiziell mit 38,21 % für Juni vermeldet. Experten erwarten für das Jahresende einen Anstieg auf 47 %.

Türkei-Fahne

Das türkische Statistikamt hat heute die Juni-Inflation für die Türkei mit 38,21 % gemeldet, nach 39,59 % im Mai, und dem Höhepunkt von +85 % im Herbst 2022. In der folgenden TradingView-Grafik sehen wir seit April 2020 die Inflation als blaue Linie, und im Vergleich dazu den Leitzins der Zentralbank in Ankara. Nach großen personellen Änderungen hatte die neue Zentralbankchefin am 22. Juni den Leitzins kräftig angehoben von 8,5 % auf 15 %. Das war zwar ein großer Schritt, aber weniger als vom Markt erwartet, und wohl auch zu wenig um die Inflation zu bändigen? Dass weitere kräftige Zinserhöhungen anstehen, ist gut möglich.

Türkei-Inflation 38,21 % – Kerninflation weiterhin viel höher

Die türkische Lira hat seit der Wiederwahl von Präsident Erdogan massiv abgewertet von 20 Lira pro Dollar auf aktuell 26,09 Lira pro Dollar. Wertet sie erst auf, wenn eine erneute massive Zinserhöhung dem Markt signalisiert, dass der Kampf gegen die Inflation in der Türkei nun wirklich massiv angegangen wird? Bloomberg schreibt aktuell: Obwohl der steile Rückgang der Lira die Disinflationsdynamik in der Türkei nicht vollständig unterbrochen hat, erhöht die Abwertung der Währung den Preisdruck, während die Regierung Maßnahmen ergreift, bei der es um eine vorübergehende Anhebung des Mindestlohns um 34 % geht, und wo eine Anhebung der Gehälter und Renten der Beamten geprüft wird.

Entwicklung von Inflation und Leitzins in der Türkei seit April 2020

Die Kerninflation in der Türkei – bei der volatile Posten ausgeklammert werden – stieg im Juni auf Jahresbasis um 47,3 %, gegenüber 46,6 % im Vormonat, was darauf hindeutet, dass der Preisdruck weiterhin hoch ist. Die Preisstabilität wird sich als schwer fassbar erweisen, da zwei ehemalige Wall-Street-Banker, die jetzt für die Wirtschaft zuständig sind, jahrelange komplexe Vorschriften und Randmaßnahmen aufheben, die die Lira in Schach hielten, indem man die Reserven der Zentralbank aufbrauchte.

Expertenkommentar: Inflation Ende des Jahres 47 %

Was Bloomberg Economics sagt: „Mit Blick auf die Zukunft erwarten wir, dass die Regierungspolitik und die starke Abwertung der Lira dazu führen werden, dass die Inflation in der Türkei wieder steigt. Unserer Ansicht nach wird sich der Preisanstieg auf eine Jahresendrate von 47 % beschleunigen, selbst wenn die Zentralbank ihre Politik auf die Anhebung der Kreditkosten ausrichtet.“
– Selva Bahar Baziki, Wirtschaftswissenschaftler.

Die Gefahr einer weiteren Inflationsspirale in der Türkei erhöht die Dringlichkeit für den neuen Finanzminister Mehmet Simsek und die Chefin der Zentralbank Hafize Gaye Erkan. Die Entscheidungsträger haben vorerst signalisiert, dass eine Rückkehr zu einem konventionelleren Ansatz schrittweise erfolgen wird, während sie die Unterstützung für die Lira reduzieren und die Zinssätze zum ersten Mal seit über zwei Jahren anheben.

In den kommenden Monaten erwarten die Analysten, dass die Inflation in der Türkei wieder auf über 40 % ansteigt und bis zur ersten Hälfte des Jahres 2024 auf diesem Niveau bleibt. Bloomberg Economics korrigierte seine Prognose für das Jahresende von 43 % auf 47 %, was bedeutet, dass das Preiswachstum mehr als das Neunfache des offiziellen Ziels von 5 % betragen könnte.

Eine schwächere Lira stand im Vordergrund, als die Zentralbank letzten Monat die Zinssätze überprüfte, wie aus dem Sitzungsprotokoll hervorgeht, das den „ersten Schritt“ eines geldpolitischen Straffungszyklus markierte. Die Entscheidung, den Leitzins von 8,5 % auf 15 % zu erhöhen – ein Schritt, der hinter vielen Prognosen zurückblieb – sollte dazu dienen, „so schnell wie möglich den Kurs der Desinflation festzulegen“, so die Zentralbank in der am Montag veröffentlichten Zusammenfassung.

FMW/Bloomberg



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