Devisen

Rekordtief gegenüber US-Dollar Türkische Lira fällt nicht weiter – massive Notenbank-Interventionen

Die türkische Lira notiert auf einem Rekordtief. Aber seit fünf Wochen ist sie stabil. Massive Notenbank-Interventionen dürften helfen.

Türkei-Fahne

Die türkische Lira wertet seit gut fünf Wochen nicht mehr weiter ab. Sie verharrt auf ihrem Rekordtief. Woran liegt das? Begeben wir uns auf die Spurensuche. Die türkische Lira ist jahrelang kräftig abgewertet. Vor fünf Jahren musste man weniger als 4 Lira für 1 US-Dollar aufwenden. Vor einem Jahr waren es dann schon 10 Lira, und heute 18,61 Lira. Die Inflation in der Türkei liegt bei 85,51 %, und die Zentralbank senkt den Leitzins sogar, anstatt ihn zu erhöhen. Präsident Erdogan, der leitende Notenbanker bereits ausgetauscht hat, wünscht drastisch sinkende Zinsen. Die Notenbanker kamen in den letzten Monaten seinem Wunsch nach, und senkten den Leitzins seit Juli von 14 auf aktuell 10,5 %.

Türkische Lira langfristig kräftig abgewertet – Zinsen runter, Inflation rauf

Der folgende Chart zeigt seit Anfang 2020, wie der Leitzins (orange) deutlich sinkt. Vor mehr als einem Jahr lag er noch bei 19 %, und hat sich bis jetzt fast halbiert. Und das, obwohl die Inflation (blaue Linie) regelrecht explodiert. Sie stieg in einem Jahr von 20 % auf 85 %. Die türkise Linie steht für die türkische Lira gegen den US-Dollar. Die türkische Währung verlor seit Anfang 2020 68 % an Wert.

Verlauf von Türkische Lira, Inflation und Leitzins in der Türkei seit Anfang 2020

Lira seit fünf Wochen stabil

Aber es lohnt sich etwas genauer auf die türkische Lira zu schauen. Im folgenden Chart sehen wir seit April 2022 den ansteigenden US-Dollar gegen die türkische Lira. Man sieht seit August eine Verlangsamung des Anstiegs (Lira-Abwertung). Und seit gut fünf Wochen bewegt sich der Kurs fast gar nicht mehr. Und das, obwohl die Inflation in der Türkei weiter ansteigt, und die Zinsen gesenkt wurden.

US-Dollar gegen Türkische Lira im Kursverlauf seit April

Massive Intervention der Zentralbank in Ankara

Laut der Bloomberg-Ökonomin Selva Baziki hat die türkische Zentralbank zwischen Januar und Oktober in einer Größenordnung von 98 Milliarden Dollar am Devisenmarkt interveniert. Man tauschte also Devisenreserven gegen die Lira ein. Man verkaufte zum Beispiel den US-Dollar, und kaufte damit die türkische Lira. Dies stützt natürlich den Wechselkurs. In den letzten zwei Monaten haben sich die Interventionen der Zentralbank laut Selva Baziki sogar noch lautbeschleunigt. Darf man annehmen: Die Zentralbank kauft vermehrt die eigene Währung, weil sinkende Zinsen und explodierende Inflation deutlich negative Faktoren für die türkische Lira sind? Diese Interventionen könnten erklären, warum die Lira seit gut 5 Wochen so stabil notiert. Hinzu könnte noch kommen, dass der spekulative Teil des Devisenmarkts aktuell vielleicht nicht so sehr auf die Lira schaut?

Eigenständige Dollar-Schwäche

Und zu guter letzt hilft der Lira derzeit, dass der US-Dollar seit dem 4. November eine eigenständige Schwäche erlebt. Dank leicht abgeschwächter Inflationsdaten aus den USA erwartet der Devisenmarkt weniger Zinserhöhungsdruck für die Federal Reserve, was den US-Dollar seit Tagen schwächeln lässt. Im Chart sehen wir seit April den Verlauf des Dollar-Index, eines Währungskorbs des US-Dollar gegen andere wichtige Währungen wie Euro, Pfund, Franken, Yen etc. Ein Richtungsschwenk im US-Dollar und eine erneut höhere Aufmerksamkeit von Spekulanten könnte wieder Druck gegen die türkische Lira ausüben. Aber für den Moment notiert sie auf ihrem Rekordtief „stabil“ bei 18,61 Lira für 1 US-Dollar.

Verlauf des Dollar-Index seit April

Charts: TradingView



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