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Ukraine: Letzte Woche 6 Bankenpleiten, ein Weltbankkredit und russisches Gas

Von Claudio Kummerfeld

Was haben 6 Bankenpleiten in der Ukraine in einer Woche, ein Weltbankkredit und russisches Gas miteinander zu tun? Ein merkwürdiger zeitlicher Zusammenhang. Aber immer der Reihe nach…

National Bank of Ukraine
Die ukrainische Nationalbank „National Bank of Ukraine“:
Foto: Wikipedia / Alexander Noskin /Voevoda (CC BY-SA 3.0)

3 Banken insolvent in einer Woche

Letzten Dienstag hat die „National Bank of Ukraine“ die „Integral Bank“ für insolvent erklärt. Anscheinend gab es dort mit einfachsten Buchhaltungsaufgaben Probleme. Hier direkt von der Notenbank „National Bank of Urkaine ein Kommentar :
„In September 2015,“Integral-Bank PJSC was declared a problem bank due to the shortage of funds experienced by the bank, which resulted in the bank’s failure to meet its obligations to depositors and creditors. Following the decision to declare Integral-Bank PJSC a problem bank, evidence was revealed that this bank failed to keep accounting records of the customers‘ documents that have not been executed in due time as prescribed by law. In addition, the bank’s financials deteriorated. The cash-strapped bank was unable to meet its obligations to depositors and other creditors in due time and in full.“

Dann am letzten Donnerstag erklärte die Notenbank die „Finance and Credit PJSC“ für insolvent. Wie die Notenbank selbst schreibt, hatte die Bank wohl hauptsächlich Kredite an Unternehmen herausgereicht, die unter der Kontrolle des Haupteigentümers der Bank standen, also eine Art Selbstbedienungsladen, Zitat:
„According to the Governor of the National Bank, the lion’s share of the bank assets was linked to lending to business entities owned by the shareholder. “When the time came for the shareholder to settle its debts and dispose of its assets – he failed to do it in due time. I would like to reassure you that this bank is not a systemically important bank, and the decision to declare it insolvent does not pose a risk to the stability of Ukraine’s banking sector,” stressed Valeria Gontareva.“

Ebenfalls am Donnerstag erklärte die Notenbank die „Bank National Investments“ für insolvent. Laut der National Bank of Ukraine gab es auch hier „Buchhaltungsprobleme“ und anscheinend keine Klarheit darüber, wer denn genau die Eigentümer der Bank sind. Jetzt muss auch hier der chronisch klamme Einlagensicherungsfonds die Regie übernehmen, bis auch diese drei Banken wohl früher oder später ganz abgewickelt werden.

3 Banken liquidiert in einer Woche

Neben drei Banken, die letzte Woche durch die Notenbank in die Insolvenz geschickt wurden, hat man auch drei andere bereits marode Banken ganz liquidiert.

Im Mai wurde die „UKRKOMUNBANK PJSC“ für insolvent erklärt, letzten Dienstag nun letztendlich ganz liquidiert. Auch am Dienstag wurde die „Ukrgazprombank PJSC“ endgültig aufgelöst. Die Bank hatte mit Genehmigung der Notenbank noch im August einen neuen Eigentümer gefunden – dieser sollte binnen einem Monat die Bank vernünftig rekapitalisieren. Das geschah nicht, also wurde „der Laden“ jetzt dicht gemacht. Am letzten Freitag schließlich wurde die „JSB STOLYCHNYY PJSC“ liquidiert. Seit März war diese Bank bei der Notenbank als „Problembank“ klassifiziert, aber erst jetzt erfolgte die Liquidation.

Was ist da los in der Ukraine?

Ja, diese Frage sollte man sich schon stellen. Mehr als merkwürdig, dass insolvente ukrainische Banken, die teilweise seit einem halben Jahr in einem Zombi-Insolvenzstatus vor sich hin vegetieren, jetzt reihenweise in so kurzer Zeit geschlossen werden, und andere eine nach der anderen aktive Banken für insolvent erklärt werden.

Erst letzte Woche hatten wir über die mehr als nur auffällige Übereinstimmung des Zeitpunkts berichtet, bei dem ein Gas-Deal von der EU mit Russland für die Ukraine ausgehandelt wurde (die russisches Gas gar nicht bezahlen kann), und einem ganz frischen 500 Mio Dollar-Kredit der Weltbank, der letzte Woche an die Ukraine floss.

Hier der Artikel über den Weltbank-Kredit.

Exakt zu dem Zeitpunkt, wo der 500 Mio US-Dollar-Kredit von der Weltbank schon ausverhandelt war und die Überweisung in die Ukraine gerade stattfindet, schickt man 3 Banken in die Insolvenz, und 3 weitere bereits insolvente Banken liquidiert man endgültig. Mehr als merkwürdig dieser zeitliche Zusammenhang. Die 500 Mio Dollar waren ja laut Weltbank gerade für die „Stabilisierung des Bankensektors“ gedacht. Von daher hätte man die Banken ja noch ein paar Tage länger leben lassen können, um dann die Löcher mit dem frischen Weltbankgeld zu stopfen.

Um wirklich Gewissheit zu erlangen wo denn jetzt aktuell die 500 Mio Dollar-Weltbankgeld wirklich liegen, müsste man sich vor Ort in der Ukraine wohl die Kontoauszüge der ukrainischen Regierung angucken. Ist das Geld noch da, oder schon auf dem „Gazprom“-Sperrkonto, wie der russische Energieminister es berichtet, damit Gas von Russland in die Ukraine fließt und die Bevölkerung durch den Winter kommt? Oder ging das Geld tatsächlich an die ukrainische Einlagensicherung, um das Bankensystem zu stützen? Falls ja, warum hat man dann mit dem Abschießen von 6 Banken nicht noch eine Woche gewartet? Mit dem frischen Weltbankgeld hätte man sicherlich für eine Stabilisierung sorgen können!



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1 Kommentar

  1. Wenn man mutwillig an einer Destabilisierung arbeitet, dann muss man sich nicht noch die Instrumente (Banken) erhalten, die man für den Plan ohnehin als entledigt ansieht – Perlen vor die Säue…

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