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Ukraine und Vertrauenskrise im Westen: Ein gefährlicher Cocktail

Ukraine und Vertrauenskrise im Westen

Die derzeit stattfindende Neukalibrierung des internationalen Systems – der bei der Krise um die Ukraine aufbrechende Kalte Krieg 2.0 –  fällt zusammen mit einer tiefen Vertrauenskrise innerhalb der westlichen Demokratien. Hier erzeugen lange Wellen (die Vertrauenskrise der westlichen Demokratien fiel nicht vom Himmel) im Verein mit kurzen Wellen (Konflikt um Ukraine, Taiwan, Kasachstan etc.) gefährliche Interferenzen. Diese können unversehens zu großen Erdbeben sich aufschaukeln, mit verheerenden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Konsequenzen.

Ukraine-Krise: Putin ist ein Geheimdienstmann

Putin ist Geheimdienstmann. Er kennt sich aus mit Geheimdienstoperationen. Auf diesem Wege hat er die Krim annektiert, und es scheint danach auszusehen, als würde er im Konflikt um die Ukraine seine erfolgreiche Strategie wiederholen wollen. Abträglich ist der abstrakten Kriegsgefahr ein westlicher Alarmismus, der den Kriegsbeginn auf Tag und Stunde voraussagt, um ihn anschließend immer wieder aufs Neue zu verschieben. Die innenpolitische Situation in den umstrittenen Provinzen der Ukraine ist für Außenstehende undurchsichtig. Es ist die hohe Stunde der Propaganda.

Vertrauenskrise

Mit der Neukalibrierung des außenpolitischen Systems könnte der Westen eigentlich fertig werden, solange die westlichen Demokratien innerlich gefestigt dastünden. Indem die westlichen Demokratien schon vor der Coronakrise die Freiheit der Meinungsäußerung auf dem Altar der politisch korrekten Gesinnung in Frage stellten – und Teile der Massenmedien dieses Spiel mitmachen –, haben die Regierungen der USA, Kanada, aber auch Frankreichs, Spaniens oder Griechenlands die Unterstützung einer relevanten Gruppe ihrer Bevölkerung verloren.

Diese Gruppe schwankt zwischen schätzungsweise 20–40%, je nach innenpolitischer Lage des betreffenden Landes. Die vor den Kopf gestoßenen Bevölkerungsteile verkörpern jene Mittelschicht, die vor 10 Jahren noch das Rückgrat ihrer Länder darstellte: meist gut ausgebildet, in der Blüte ihrer beruflichen Schaffenskraft, mit ihrem Leben zufrieden, wirtschaftlich nicht selten sehr erfolgreich. Indes, das war gestern. Dem Edelman Trust Barometer 2022 zufolge wiegt der Vertrauensverlust in den Feldern Wirtschaft, Regierung, Wirtschaft, Medien und NGOs durch die Bank schwer. Auf dem Feld „Regierung“ sank der Vertrauensindex innerhalb eines Jahre (2021) um 12 Punkte auf nurmehr 47 Punkte. Der Bereich Wirtschaft verlor hingegen nur 6 Punkte (48), der Bereich Medien 5 Punkte (47) und der Bereich NGOs 6 Punkte (40). Anders gewendet: Nur noch etwa jeder Zweite vertraut seiner Regierung, die er vor wenigen Jahren selbst gewählt hat. Besonders alarmierend ist der Schwund auf dem Feld Medien.

Zuschauer, durch Massenmedien sozialisiert, laufen scharenweise weg

Den Massenmedien laufen jene Zuschauer weg, die durch sie vor 20 Jahren sozialisiert wurden, sprich: mit Tagesschau, informativen Dokus, Tatort und Wetten-das?! Die vierte Gewalt steckt in einer massiven Vertrauenskrise, die sie selbst – glaubt man dem eigenen medialen Echo – offenbar nicht weiter umtreibt. Wohl aber viele, die in den westlichen Demokratien politische Verantwortung tragen. Denn, um es noch einmal zu sagen: Die Neukalibrierung der politischen Weltordnung im Umfeld des Konflikts um die Ukraine mit dem sich gerade formierenden Superblock China–Russland ereignet sich just zu dem Zeitpunkt, da die freiheitlichen Demokratien bei einem signifikanten Teil ihrer Bevölkerung nur noch wenig bis gar keinen „Kredit“ mehr haben.



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2 Kommentare

  1. Und wenn alle Staatschefs Europas zu Gesprächen nach Russland fahren, dann interessiert das Putin nicht die Bohne, weil die sowieso nur den Standtpunkt der USA nachplappern dürfen.
    Und militärisch sind die USA in den letzten Jahrzehnten noch nicht einmal mehr mit Mopedsoldaten fertig geworden.
    Die USA haben aber trotzdem das erreicht was sie wollten.
    Die Ukraine als Zankapfel zwischen Deutschland und Russland, Sanktionen gegen Russland, die hauptsächlich Deutschland bezahlt, und die Amis können dann weiter in Ruhe ihren Handel mit Russland ausbauen.
    Das Putin nichts militärische den USA zu befürchten hatte, hatten sie ja oft genug im Vorfeld eindeutig gesagt.
    Ja, nun muss Europa mit den Sanktionen leben, das teure Frackinggas kaufen, und damit versuchen, dass die Gaskraftwerke Deutschland den Strom liefern können, den die abgeschalteten Atom- und Kohlekraftwerke nicht mehr liefern können.
    Es wird teuer werden.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Die schon fast überheblich gewordenen Politiker des Westens halten die Fahne der Demokratie bei jeder Gelegenheit hoch. Jedoch besteht in der Realität faktisch die Demokratie darin, dass die Bürger alle 4 Jahre zwischen 2 Kandidaten aus Pech und Cholera mit einem Kreuzchen zu wählen haben und dann nur noch zu gehorchen haben. Wenn nun ideologisch verblendete Politiker sich zu schädigenden Gesetzen hinreissen lassen, haben die Bürger der sog. heiligen Demokratie nur noch den Gang über die Gerichte, um grösseren Schaden abzuwenden. Nun sind wir schon soweit, dass vorgeschrieben wird, was man in einer Meinungsäusserung sagen darf und was nicht, was als korrekte Ansicht im Staat zu gelten habe und welche Meinungen als unerwünscht verfolgt werden sollen. In der Situation wird der Anteil derer, die schon gar nicht mehr genau hinhören, was diese Politikerelite täglich ohne wirklichen Sachverstand machtpolitisch daherreden.

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