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Hohe Nachfrage und Lieferunterbrechungen Uran: Preis steigt auf 15-Jahres-Hoch

Die Uran-Preise überstiegen zum ersten Mal seit dem Jahr 2008 die 80-Dollar-Marke pro Pfund aufgrund hoher Nachfrage nach Kernenergie und Lieferengpässen. Kommt es jetzt zum klassischen "Schweinezyklus"?

Uran ist aktuell so teuer wie seit 15 Jahren nicht mehr
Uran als "Yellowcake"; Foto: Daniel Acker/Bloomberg

Der Preis für die Rohform von Uran, auch bekannt als „Yellow Cake“, stieg am Dienstag erstmals seit 15 Jahren an der New York Mercantile Exchange (NYMEX) auf über 80 US-Dollar pro Pfund an. Die NYMEX ist die weltweit größte Warenterminbörse. Yellow Cake (U3O8; ein Uranoxid) wird bei der Herstellung von Kernbrennstäben für Atomkraftwerke in einer Mühle zerkleinert. Anschließend wird das radioaktive Metall durch Schwefelsäure oder durch alkalische Lösungsmittel aus dem Staub gelöst.

Preis für Uran explodiert auf 15 JahreshochHöchste Preise für Uran seit Fukushima

Die Kurse für das hoch radioaktive Metall Uran sind in diesem Jahr am Terminmarkt in den USA stark angestiegen und haben gemäß den Preis-Daten von Bloomberg ein Niveau erreicht, das seit dem Unfall in Fukushima in Japan im März 2011 Regierungen auf der ganzen Welt dazu veranlasste, die Produktion von Atomenergie einzuschränken. Damit sank zunächst auch die Nachfrage nach dem „strahlenden“ Metall und der Preis kollabierte.

Mittlerweile erlebt die Atomenergie eine Renaissance und damit auch die Nachfrage nach Uran. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist die Bemühung zur Einsparung von CO2-Emissionen bei der Energiegewinnung. Gleichzeitig soll Kernenergie die Grundlast beim Energiebedarf abdecken, da sie witterungsunabhängig und besser steuerbar ist.

Ein Problem bleibt der Atommüll. Für die Endlagerung der Strahlungsabfälle ist in vielen Fällen noch keine Lösung gefunden worden. Das gilt auch für Deutschland, das seit dem 15. April dieses Jahres keinen eigenen Atomstrom mehr produziert. Allerdings nutzt auch die deutsche Wirtschaft Energie aus Kernspaltung. Diese wird nun hauptsächlich aus Frankreich importiert.

Gamechanger Ukraine-Krieg und der China-Faktor

Die Invasion Russlands in die Ukraine und die damit einhergehenden Exportsanktionen für Energie haben ebenfalls zu einem Umdenken in Sachen Kernenergie geführt: Länder wie die USA, Frankreich, Ungarn und China setzen verstärkt auf Atomkraft als Quelle kohlenstoffarmer und vor allem in der Produktion preiswerter Energie.

Das Ziel ist, einen Mix aus national autarker Energiegewinnung, erneuerbarer Energie und importierten fossilen Brennstoffen zu ermöglichen. So soll eine „sanfte“ Energiewende hin zu CO2-neutraler Stromgewinnung gelingen, ohne die Wirtschaft und die Privathaushalte zu überfordern.

Laut Bloomberg News verlängerten dazu einige Energieversorger in Europa sogar die Laufzeiten ihrer Kern-Reaktoren. Vor allem in Frankreich ging man diesen Schritt, um die Liefereinbußen bei russischem Gas zu kompensieren. Gleichzeitig schreitet die Ausweitung der Atomstromproduktion in China schnell voran. In den nächsten 15 Jahren sollen im Reich der Mitte 45 neue Mailer ans Netz gehen.

Lieferengpässe und Schweinezyklus

Die Belebung der Nachfrage erfolgt zu einer Zeit, in der wichtige Produzenten mit Lieferengpässen konfrontiert sind. Colin Hamilton, Geschäftsführerin für die Rohstoffanalyse bei BMO erläutert: „Die Vergabe von Versorgungsverträgen nimmt weiter zu“ und ergänzt: „Es steht nur sehr wenig freie Produktion zur Verfügung, um den ungedeckten Versorgungsbedarf zu decken.“

Der wichtige Bergbaukonzern Cameco Corp. senkte nach Angaben von Bloomberg News seine Produktionsziele aufgrund von Problemen bei seinen Produktionsstätten in Kanada, während ein kürzlicher Putsch in Niger die Lieferungen an europäische Kernkraftwerke temporär vollständig unterbrach.

Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine herrscht in der Branche auch Unbehagen über die Abhängigkeit von den Anreicherungsanlagen der russischen Rosatom Corp. Auch daraus erklärt sich der zunehmende Wunsch nach eigener Atomstromproduktion.

Laut einem Bericht des kanadischen Rohstoffspezialisten Sprott Asset Management könnten höhere Uranpreise letztendlich dazu führen, dass teurere Uran-Minen ihre Produktion wieder aufnehmen, was das Angebot auch wieder erhöhen könnte. Ein klassischer „Schweinezyklus„, wie er für Rohstoffe und deren Preise bekannt ist.

Dazu passt auch die Bloomberg-Meldung vom November 2023, wonach der australische Produzent von Uran, Boss Energy Ltd., die Wiederaufnahme eines Projekts bekanntgab, das vor mehr als einem Jahrzehnt auf Eis gelegt wurde. Damit hat das Wettrennen zwischen der Nachfrage und dem Angebot bei dem für viele Staaten strategisch wichtigen Rohstoff bereits begonnen.

FMW/Bloomberg



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