Eine Kolumne aus New York von Herbert Bauernebel
Der Boom in den USA liefert weiter Rekordzahlen – doch überhitzt sich die US-Wirtschaft langsam?
Die Zahlen sind beeindruckend über eine aus allen Zylindern dampfende US-Wirtschaft. Es scheint bisher der einzige Lichtblick in der Amtszeit von Donald Trump, obwohl ihm das kaum gutgeschrieben wird – seine Popularitätswerte liegen wie festgefroren im Keller (39,9 % Zustimmung im Schnitt).
Jeden Tag fast liefert die Boom-Wirtschaft neue Rekordwerte:
– Der “Small-Business Optimism Index”, der die Stimmung bei Kleinbetrieben widerspiegelt, hatte in 2017 einen Höchstwert verzeichnet.
– Auch am US-Arbeitsmarkt erreichte der Optimismus im Vorjahr einen neuen Höhepunkt, ermittelte Gallup.
– Top-Banker Jamie Dimon erwartet für dieses Jahr ein für die größte Wirtschaft der Erde beachtliches Wachstum von vier Prozent – auch wenn er dabei den Prognosen seiner eigenen Analysten widerspricht.
– An der Wall Street geht das Knallen der Sektkorken im neuen Jahr munter weiter, der “Dow” kletterte am Dienstag auf einen Rekordwert von über 25.400 Punkten.
Doch trotz der Feierlaune auf breiter Front mehren sich die Stimmen, die vor einer Überhitzung warnen.
Hohe Schulden der Amis als Warnsignal
Und auch diese Bedenken sind mit Datenmaterial und historischen Erfahrungswerten belegbar:
– Die wachsende Euphorie vor allem an den Aktienmärkten könnte paradoxerweise ein Omen für kommende Börsenbeben sein: Analysten registrieren gerade das schnellste Wachstum bei Unternehmensprofiten seit zehn Jahren – doch in der Vergangenheit gingen solche Turboschübe Kurseinbrüchen voraus, berichtete Bloomberg.
– Die gute Laune der US-Konsumenten führt auch dazu, dass sich viele finanziell offenbar übernehmen: Der mit Kreditkarten finanzierte Schuldenstand der Amerikaner war im November auf 1,023 Billionen Dollar angeschwollen, gab die “Fed” am Montag bekannt. Die immer höhere Verschuldung der US-Bürger wird von vielen Marktbeobachtern für alarmierend und nicht durchhaltbar gehalten, so USA Today.
Aber niemand lässt sich derzeit die Laune verderben offenbar: Unkenrufe und Warnungen hatte es immerhin auch das ganze vergangene Jahr über gegeben – doch es ging immer weiter nach oben. Einig sind sich Marktbeobachter nur bei einem: Keine Party kann ewig dauern.
Für Trump könnte ein Rückschlag an dieser Front politisch fatal sein – der Kater nach einem möglichen Ende des kleinen US-Wirtschaftswunders könnte ihn aus dem Amt fegen.
Herbert Bauernebel ist freier US-Korrespondent in New York seit 1999. Er leitet dazu das Info-Portal AmerikaReport.de mit Blogs, Analysen und News – von „Breaking News“ bis Politik-Aufregern, von Trends aus dem „Silicon Valley“ bis zur Wall Street.
Das Parket der New York Stock Exchange
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An die neue Börsenwelt muss ich mich nun langsam wirklich gewöhnen und anpassen, bevor der Zug abgefahren ist. In meinem etwas zu langsamen und trägen Denken stecken noch immer so überkommene Zusammenhänge, dass z. B. die Zinsen eigentlich massiv steigen sollten, wenn die Wirtschaft aus allen Zylindern dampft. Letzteres gilt ja in etwas abgeschwächter Form auch für Europa, hier gab es fast immer eine etwa 1-jährige Verzögerung zu den USA.
Bisher waren das immer schöne 4 bis 5-Jahreswellen, im Jahr 2000 oben, 2004 unten, 2008 oben, danach wieder unten… Doch seither passt man sich weltweit trotz passender Konjunkturdaten dem japanischen Wahnsinn an.
Was soll mit dem Zinssatz geschehen, wenn die Wirtschaft weltweit wieder abkühlt, was ja früher oder später geschehen wird? Geht es dann in Richtung -5%?
Alarmierend finde ich die Tatsache, dass beim (durch das?) Ausbleiben der längst fälligen Bewegung nach oben die Verschuldung in einem Maße angestiegen ist, was nach meiner bescheidenen Meinung böse Folgen mit sich bringen dürfte.